Starke Schule beider Basel (SSbB)

4127 Birsfelden, E-Mail: Starke.Schule.beider.Basel@gmx.ch, PC 60-128081-8

 

Leserkommentar

Leserkommentare (max. 800 Anschläge) und Gastbeiträge (max. 3'000 Anschläge) sind herzlich willkommen. 
Achten Sie bei Gastbeiträgen bitte auf folgende Struktur: Titel (4-6 Wörter), Zusammenfassendes Lead (3-6 Zeilen), Text mit 2-4 Zwischentiteln

Senden Sie Ihre Beiträge bitte an:

ssbb_redaktion@gmx.ch

News

  • Donnerstag, Juli 03, 2025

    Alle Fraktionen befürworten in St. Gallen Abschaffung von Frühfranzösisch

    Im März 2025 ging im Kanton St. Gallen eine Motion im Kantonsrat ein, die den Fokus auf Grundkompetenzen und somit Französischunterricht erst ab der Oberstufe fordert. Die Motion wurde von allen Fraktionen unterstützt. (lbu)

    Mehr

  • Montag, Juni 30, 2025

    Neue Schulanlage Fröschmatt

    Die Schulanlage Fröschmatt in Pratteln soll für rund 119 Millionen Franken erneuert werden. Das neue Schulhaus soll im dritten Quartal des Jahres 2029 fertig sein und Platz für 36 Klassen bieten. (lbu)

    Mehr

  • Samstag, Juni 28, 2025

    Revision im Bereich Guthaben für zusätzliche Lektionen

    Der Kanton Basel-Stadt strebt eine Revision betreffend die Pflichtlektionenzahl und Lektionenzuteilung der Lehrpersonen an den vom Kanton geführten Schulen an, denn das heutige System bietet kaum Möglichkeiten Guthaben von zusätzlichen Lektionen abzubauen. Die Ziele davon sind der Abbau der bestehenden Guthaben innerhalb einer Übergangsfrist von fünf Jahren. Die Verhinderung von neuen zu hohen Guthaben. Und die Angleichung der Regelungen für die Lehrpersonen an die für andere Kantonsmitarbeitende geltenden Bestimmungen. (lbu)

    Mehr

  • Donnerstag, Juni 26, 2025

    Neue Eintrittsregelung fürs Gymnasium

    Ab dem Schuljahr 2025/26 soll es eine Altersbeschränkung für den Eintritt ans Gymnasium geben. Der reguläre Eintritt in eine erste Klasse des Gymnasiums ist demnach nur noch bis zum vollendeten 19. Lebensjahr möglich. (lbu)

    Mehr

  • Dienstag, Juni 24, 2025

    Sicherheit und Krisenfestigkeit an Baselbieter Schulen

    An der Landratssitzung vom 12 Juni 2025 hat Dominique Erhart ein politischer Vorstoss zum Thema Sicherheit und Krisenfestigkeit an Baselbieter Schulen eingereicht. Erhart fordert von der Regierung, die Sicherheitsmassnahmen der Baselbieter Schulen zu testen und gegebenenfalls zu verbessern. (ch)

    Mehr

  • Samstag, Juni 21, 2025

    Nachwuchssicherung Ärzteberuf in der Nordwestschweiz

    Im Kanton Basel-Landschaft herrscht ein akuter Fachkräftemangel im medizinischen Bereich. Landrat Sven Inäbnit (FDP) reichte deswegen vergangenen Donnerstag eine Interpellation ein und fordert Massnahmen zur Steigerung der Attraktivität des medizinischen Bereichs in der Region Nordwestschweiz. (lbu)

    Mehr

Spenden

Wir freuen uns über Ihre Spende.

Starke Schule beider Basel
4127 Birsfelden

PC 60-128081-8
IBAN CH98 0900 0000 6012 8081 8

18.11.2022

Neu entflammter Kampf gegen Frühfranzösisch

Es gibt keine einzige Studie, die den Vorteil von Frühfranzösisch an Primarschulen belegt. Es gibt aber inzwischen viele, die den Nutzen bezweifeln oder statistisch beweisen, dass die Kinder troz Frühstart am Ende ihrer Schulzeit ungenügend Französisch können. Dennoch halten sechs Schweizer Kantone eisern am Französisch-Unterricht ab der dritten Klasse fest.

Das will der Berner Grünliberale-Grossrat und Lehrer aus Biel, Alain Pichard, jetzt ändern. Spätestens im Frühjahr sollen in den betroffenen Kantonen koordiniert Vorstösse zur Abschaffung des Frühfranzösischs in der 3. und 4. Klasse eingereicht werden. Im Baselbiet ist die SVP-Landrätin und Fachlehrerin Anita Biedert ihrem Berner Kollegen zuvorgekommen. In einem bereits eingereichten Vorstoss verlangt sie, dass der Kanton Baselland sich gänzlich vom Französisch-Unterricht an den Primarschulen verabschiedet.

Die Bildungsdirektionen in den Kantonen Bern, Baselland, Basel-Stadt, Solothurn, Freiburg und Wallis glauben noch immer, sie hätten den «Schlüssel zur Mehrsprachigkeit» für sich entdeckt. So statuiert die Berner Bildungsdirektion: «21 Kantone haben gemeinsam vor einigen Jahren entschieden, in der dritten Klasse mit der ersten Fremdsprache zu beginnen. Der Kanton Bern als zweisprachiger Brückenkanton hat sich für Frühfranzösisch entschieden und steht weiterhin zu diesem Entscheid.»

Durchs Band weg schlechte Resultate

In der Tat haben die sechs sogenannten Passepartout-Kantone entgegen den schweizweiten Bestrebungen, das Schulsystem barrierefrei zu harmonisieren, einen eigenen Weg beschritten: eigener Lehrplan, eigener Stundenplan und im Gegensatz zu den anderen 15 Kantone, Frühfranzösisch ab der dritten Klasse. Sie haben sich für die teuren und umstrittenen Französisch-Lehrmittel «Mille Feuilles» und «Clin d’oeil» entschieden und sie für obligatorisch erklärt. Die Kinder sollten ihre erste Fremdsprache zunächst spielerisch und ohne Rechtschreibkorrektur und «Grammatikbüffelei» erlernen.

Die Ergebnisse vieler inzwischen vorliegender Studien sind vernichtend. Eine der jüngsten – die 2019 erschienene Studie der Gymnasiallehrerin Eva Wiedenkeller – kommt zum Schluss, dass es um die Französischkenntnisse der Schüler schlecht bestellt ist. Nur elf Prozent erreichten beim Sprechen die Mindestanforderungen. Nicht viel besser sieht es beim Leseverstehen aus, mit knappen 33 Prozent und beim Hörverstehen waren es 57 Prozent.

Den Nutzen der frühen Förderung einer Fremdsprache hat die preisgekrönte Studie von Susanne Pfenniger schon im Jahr 2016 widerlegt. Weil ihr Ergebnis den Bildungsdirektionen nicht passte, wurde die Wissenschaftlerin diskreditiert. Der frühere Präsident der Erziehungsdirektorenkonferenz und ehemalige Nationalrat Christoph Eymann (LDP/Basel-Stadt) behauptete, dass die Studie Pfennigers «offensichtlich qualitativ nicht genügt». Einen Beleg dafür lieferte er nicht.

Präsident des Lehrerverbands Baselland Philipp Loretz sagt: «Es ist an der Zeit hinzuschauen und unvoreingenommen zu prüfen, ob wir mit dem Sprachkonzept auf dem richtigen Weg sind. Wir bekennen uns zur französischen Landessprache, aber jetzt geht es darum, aufgrund der Faktenlage genau hinzuschauen.»

Kritik an obligatorischen Lehrmitteln

In der öffentlichen Wahrnehmung sind massgeblich die obligatorischen Lehrmittel «Mille Feuilles» und «Clin d’oeil» schuldig für den Misserfolg von Frühfranzösisch. Die Mängel habe der Lehrmittelverlag behoben, streichen inzwischen die Bildungsdirektionen hervor. Dazu schreibt die Solothurner Bildungsdirektion: «Die gesamte Lehrmittelreihe wurde überarbeitet. Sie erfüllen die Kriterien.» Bern ergänzt: «Daneben wurden Sprachaustausche und Sprachlager stark gefördert.»

Als erster Kanton hat das Baselbiet das Lehrmittelobligatorium aufgehoben. Inzwischen, sind die Mille-Feuilles-Clin-d’oeil-Obligatorien auch in den anderen Kantonen wie Dominosteine gefallen. Philipp Loretz sagt: «Bereits im ersten Schuljahr nach Einführung der geleiteten Lehrmittelfreiheit bestellten nur noch zwei von 178 Sekundarlehrpersonen ‹Clin d’oeil›. 93 Prozent der gut 3200 Sekundarschüler profitieren seither von Lehrmitteln, die international anerkannten Leitlinien der Didaktik folgen.»

Entsprechende Erhebungen werden in den Kantonen Solothurn und Bern nicht gemacht, wie es auf Anfrage von «Nebelspalter» heisst. Doch nun gilt weitgehend Lehrmittelfreiheit, seit diesem Sommer, auch im Kanton Bern.

Das hat frischen Wind in die abgeflaute Diskussion ums Frühfranzösisch gebracht. So hat auch der Bieler Lehrer Pichard wieder die Segel gesetzt. «Wir sind daran, in den sechs Kantonen Vorstösse einzureichen, um das Frühfranzösisch in den dritten und vierten Klassen abzuschaffen», sagt er. Er stehe mit Grossräten in den betroffenen Kantonen in Kontakt, vornehmlich mit Grünliberalen-Parteikollegen. «Wir versuchen, gemeinsam einen entsprechenden Vorstoss zu formulieren und diesen, wenn nicht schon im Winterquartal, so doch in der Frühlingssession einzureichen.

Vorreiterrolle Baselland

Vorgeprescht ist die Fachlehrerin und Landrätin Anita Biedert im Baselland. Sie fordert einen «Verzicht auf Französischunterricht an der Primarschule». Biedert stützt sich auf eine Umfrage des Lehrernetzwerkes «Starke Schule beider Basel».

Von 548 Lehrern und Bildungsinteressierten haben 72,1 Prozent angegeben, dass der Französisch-Aufwand an den Primarschulen in keinem Verhältnis zum Ertrag steht. Noch deutlicher brachten die Pädagogen ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck auf die Frage, ob man der Meinung sei, das Fremdsprachenkonzept der Primarstufe müsse überarbeitet werden. Dabei stimmten 82,4 Prozent dafür.

Biedert sagt dazu: «Für mich zählen nur die Fakten: Die Grundkompetenzen sind im Französisch schlicht unterdurchschnittlich.» Es gebe Schüler, die nach ihrer Primarschulzeit «je» noch immer mit den Buchstaben «schö» schreiben. Und sie gibt zu bedenken, dass bei der Einführung von Frühfranzösisch kein Gedanke daran verschwendet wurde, dass viele Ausländerkinder betroffen sind. «Für sie alle ist Französisch bereits die zweite Fremdsprache.» Obwohl die Kinder nicht einmal wüssten, ob es im Deutsch «die Baum» oder «der Baum» heisst, müssten sich mit «le» oder «la» auseinandersetzen.

Für die Baselbieter Politikerin und zwölf Mitunterzeichnende ist darum klar: Die mit Aufgaben überfrachtete Primarschule soll von der Aufgabe des Französischunterrichts entlastet werden.

Daniel Wahl, Journalist Nebelspalter