Starke Schule beider Basel (SSbB)

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News

  • Sonntag, Dezember 03, 2023

    Bereich Gesundheit der Fachmittelschule muss attraktiver werden

    Die Zahl der Auszubildenden in den Baselbieter Spitälern und Pflegeheimen ist laut dem statistischen Amt rückläufig. Aufgrund der demographischen Entwicklung in der Schweiz, wobei es immer mehr ältere Menschen geben wird, die es zu pflegen gilt sowie die Tatsache, dass die jetzigen Angestellten älter werden, ist diese Entwicklung beunruhigend. (lb)

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  • Montag, November 27, 2023

    Sanierungs- und Erweiterungsplan des Gymnasium Oberwil

    Die Erhöhung der Klassen wird von heute 49 auf bis zu 65 Klassen prognostiziert. Der zur Verfügung stehende Schulraum wird deshalb bei Weitem nicht ausreichen. Die Regierung hat nun ein Vorlage mit drei Teilprojekten ausgearbeitet. (ch)

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  • Sonntag, November 26, 2023

    Künstliche Intelligenz an Schulen auch bei Schüler/-innen umstritten

    Immer mehr Schüler/-innen benutzen für die Schule Künstliche Intelligenz (KI), sei es beim Schreiben eines Aufsatzes oder beim Abfragen von Inhalten. Dies führt zunehmend zu einer Verfälschung der tatsächlichen Leistung. Die Arbeit mit KI sei unfair gegenüber anderen Schülern/-innen und sollte eingestellt werden, sagt die 18-jährige Anna, welche die FMS besucht. Sie fragt treffend: «Wem gehört die Arbeit? Der Person, die diese Tools benutzt hat, oder der Firma, die die KI erstellt hat?». (ch)

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  • Sonntag, Oktober 29, 2023

    Lohnvergütung bei Stellvertretungen

    Die Stellvertretungssituation ist mit dem akuten, gesamtschweizerischen Lehrpersonenmangel an den Volksschulen unter Druck. Der Unterricht ist für eine alarmierend grosse Zahl von Lehrpersonen sehr belastend, was erhebliche Folgen hat: Eine zunehmende Anzahl Lehrpersonen verlässt den Beruf vor der ordentlichen Pensionierung und immer weniger sind bereit, zusätzliche Lektionen bei Krankheitsfällen von Arbeitskolleginnen und -kollegen zu übernehmen. (ch)

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  • Mittwoch, Oktober 25, 2023

    Freie Wahle der Schule

    Landrätin Béatrix von Sury d’Aspremont (Die Mitte) hat vergangene Woche einen Vorstoss bezüglich der freien Schulwahl eingereicht. Sie möchte die Niederlande als Vorbild nehmen: Jede Schule darf ihr pädagogisches Konzept wählen, der Staat übernimmt praktisch alle Kosten der privaten und öffentlichen Schule, die ihr eigenes Budget verwalten. Die Sonderpädagogik und andere Unterstützungsmassnahmen sollen erleichtert und von den Eltern frei wählbar werden. (lb)

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  • Dienstag, Oktober 24, 2023

    Gratis Lehrmittel für heimbeschulte Kinder

    In einem Postulat fordert Landrätin Laura Grazioli (Grüne) kostenlose Lehrmittel für heimbeschulte Kinder. Dies aufgrund der hohen finanziellen Beträgen, die für ein regelkonformes Homeschooling aufgewendet werden müssen. Auch in den staatlichen Schulen müssen die Eltern keine Beiträge für Lehrmittel entrichten. Die für den Kanton entstehenden Kosten wären minimal, weil in diesem Jahr lediglich 17 Schüler/-innen Homeschooling bewilligt wurde. (lb)

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01.12.2023

Es ist besser, etwas gar nicht zu unterrichten, als es schlecht zu tun

Abrechnung mit Frühfranzösisch Alain Pichard, der bekannteste Lehrer der Schweiz, ist einer der Autoren eines Weissbuchs, das als «Analyse eines monumentalen Irrtums» daherkommt. Im Gespräch spricht er Klartext - bringt aber auch Lösungsvorschläge.

Sebastian Briellmann: Alain Pichard, werden Sie eigentlich immer noch in vielen E-Mails beschimpft?

Alain Pichard: Es hat nachgelassen, vor allem seit ich für die GLP in Bern im Kantonsrat sitze. Als Politiker hat man offenbar eine gewisse Aura. (lacht)

Ich frage, weil Sie seit Jahrzehnten kritisiert werden, da Sie sich lautstark gegen das Frühfranzösisch einsetzen.

Ja, das war auch lange Zeit so. Aber jetzt sind den Gegnern auch die Argumente ausgegangen. Weil wissenschaftlich erwiesen ist, zum Beispiel vom Institut für Mehrsprachigkeit in Freiburg: Die Schüler können nicht besser Französisch. Sie können es nicht einmal gleich gut - sondern schlechter. Noch schlimmer: Das Französisch hat sich noch mehr zum Hass-Fach - hinter der Mathematik - entwickelt.

Sie haben nun mit vielen Kollegen ein «Weissbuch Frühfranzösisch» geschrieben - und rechnen gnadenlos ab. Was ist denn da schiefgelaufen? Dass Kinder in jungen Jahren besser Sprachen lernen, war lange Zeit die Mehrheitsmeinung. Von dem sollten sie doch profitieren

Es gibt keine einzige Studie, die das beweist. Man sieht es ja: Die Resultate sind miserabel, vor allem wenn man die Investitionen berücksichtigt. Unser eigentliches Problem sind zurzeit die Leistungen im Deutsch. Rund 20 Prozent der Schüler können nach neun Schuljahren kaum lesen und schreiben, wie die diversen Tests gezeigt haben. Das ist unglaublich.

2005, bereits vor der Einführung in der Schweiz, ist man in Deutschland zu folgendem Schluss gekommen: Frühenglisch ist ein «Murks», ein «Blödsinn». Warum hat man in der Schweiz nicht darauf Rücksicht genommen?

Weil man eben an den «Je-früher-desto-besser-Blödsinn» geglaubt hat. Man blendete alles aus, was dagegen sprach. Nie mehr darf eine solche Reform und dazu noch ohne gründliche Testphase flächendeckend einer ganzen Generation von Schülerinnen und Schülern und ihren Lehrkräften aufgezwungen werden. Das gilt auch für das Lehrmittel mit einer völlig neuen Sprachdidaktik und Methodik. Das zweite Desaster.

Aber genau das ist passiert

Ja. Einmal durchgeboxt, hat eine unheilige und praxisferne Allianz von Verwaltung, Politik und Wissenschaft dann wenig überraschend einen Flop nach dem anderen kreiert.

Welche?

Die Methode des sogenannten Sprachbads zum Beispiel. Man dachte, man könne den Kindern damit ohne Lernen das Französisch «einfliessen lassen». Notabene mit drei Lektionen pro Woche. Ein Mumpitz.

Auch die neuen Lehrmittel waren katastrophal. Dass «Mille feuilles» ein Debakel ist, hat sich nach einer Dekade nun aber durchgesetzt

Ja, die Ironie der Geschichte: Nun macht man das vorher hochgelobte «Mille feuilles» für das Debakel verantwortlich. Es wurde soeben umgearbeitet und klammheimlich in ein konventionelles Lehrmittel verwandelt. Fehler gibt niemand zu. Die damals verantwortlichen Regierungsräte wie der Basler Christoph Eymann oder der Berner Bernhard Pulver schweigen.

Was hat das den Steuerzahler gekostet?

Schon allein die sechs Kantone, die das sogenannte «Passepartout»-System eingeführt haben, haben 100 Millionen Franken ausgegeben.

Ihr Weissbuch ist eine schonungslose Zusammenfassung der Vergangenheit. Was wäre nun zu tun?

Viel zu lange wurden Energie, Prestige und Geld in dieses Projekt investiert. Trotzdem mahne ich an, eine Rückverschiebung zumindest zu prüfen. Und die Prioritäten neu zu setzen. Zuerst sorgfältig Deutsch lernen! Mit der ersten Fremdsprache frühestens im vierten, mit der zweiten frühestens im fünften Jahr anfangen. Es ist nicht wichtig, wann die Schüler mit der Fremdsprache beginnen, wichtig ist, wie gut sie sie am Schluss können. Mit der Streichung von Frühfranzösisch, mindestens in der dritten Klasse, könnten zeitliche und finanzielle Ressourcen freigemacht werden, die uns in Zeiten des Lehrermangels Luft verschaffen - und uns Zeit geben, die Prioritäten neu zu setzen. Es ist besser, etwas gar nicht zu unterrichten, als es schlecht oder ineffizient zu tun. Gerade bei ohnehin schon überfrachteten Stundenplänen.

Sebastian Briellmann
Journalist Basler Zeitung

[Quelle: BaZ vom 25.11.2023]

 

28.11.2023

Primarlehrer verweigert sehr guter Schülerin Wechsel ins P-Niveau

Einst sagte Asterix «Die spinnen, die Römer». Leider spinnen auch manche Lehrpersonen: Mit einem Notenschnitt von 5.67 will ein Klassenlehrer einer Baselbieter Primarschule seine Schülerin Lorena* aus unklaren Gründen den Wechsel ins anspruchsvolle Leistungsniveau P verweigern. So zumindest seine Ankündigung gegenüber den Eltern. Sowohl das Amt für Volksschulen (AVS) als auch die Ombudsstelle wurden in der Zwischenzeit aktiv.

Der Fall ist brisant, wobei unklar ist, ob die Lehrperson willkürlich handelt oder schlichtweg mit der Notengebung und den Übertrittsempfehlungen überfordert ist. Denn im Grundsatz gilt: Leistungsmässig reicht ein Schnitt von 5.25 für den Wechsel ins P-Niveau und ein solcher von 4.5 fürs E-Niveau.

Beurteilung im Zeugnis erfolgt durch Noten und Prädikate

Im Kanton Basel-Landschaft erhalten die Primarschüler/-innen ein Jahreszeugnis, welches für die Fächer Deutsch, Mathematik und MNG (Mensch, Natur, Gesellschaft) je eine Note enthält. Die anderen Fächer (Französisch, Englisch, Musik, Sport usw.) werden mit einem der folgenden vier Prädikate beurteilt: «Grundanforderungen nicht erfüllt», «Grundanforderungen erfüllt», «Erweiterte Anforderungen erfüllt» und «Hohe Anforderungen erfüllt».

Gemäss Aussagen der Eltern sei Lorena* fleissig und würde täglich mit Freude die Schule besuchen. Von ihren Lehrpersonen bekommt sie durchwegs gute bis sehr gute Noten und auch die im Zeugnis enthaltenen Beurteilungen durch Prädikate sind überdurchschnittlich. Bessere Leistungen kann ein Schulkind kaum erbringen. (Folgend die Abbildung des massgebenden Zeugnis Ende 5. Primarklasse.)

Zeugnis-Bild-3 

Gleichwohl findet die Lehrperson, Lorena* sei im Leistungsniveau E der Sekundarschule besser aufgehoben und will ihr deswegen das progymnasiale Niveau verweigern. Die Eltern sind konsterniert, das Kind frustriert.

Gesetzeslücke mit gravierenden Folgen

Gemäss Verordnung geben die Primarlehrpersonen eine Empfehlung ab, in welches Leistungsniveau A, E oder P der Sekundarschule ein Schulkind nach dem Ende der Primarschule wechseln soll. Dabei kann die Lehrperson nach eigenem Gutdünken entscheiden und die Zeugnisnoten für seinen Übertrittsentscheid vernachlässigen. Und weil es sich beim Entscheid der Lehrperson lediglich um eine «Empfehlung» handelt, haben die Eltern juristisch keine Rekursmöglichkeit. Nicht einmal das AVS oder die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD) können mittels eines Machtworts den Entscheid kippen; selbst dann nicht, wenn die Empfehlung der Primarlehrperson willkürlich wäre.

Die Eltern können ihr Kind einzig zu einer notabene sehr schwierigen Übertrittsprüfung in den beiden Fächern Mathematik und Deutsch anmelden, die im langjährigen Mittel von weniger als 10 Prozent der daran teilnehmenden Schüler/-innen bestanden wird. Die statistischen Zahlen stellte das AVS der Starken Schule beider Basel (SSbB) kürzlich zur Verfügung.

Kein Einzelfall

Bereits in den vergangenen Schuljahren ist eine andere Primarschule negativ aufgefallen: Trotz guten Leistungen wurde mehreren Schüler/-innen der Wechsel in das gewünschte und den Noten entsprechende Leistungsniveau der Sekundarschule verweigert. Beispielsweise durfte eine Schülerin mit einem Notenschnitt von 4.8 in den Fächern Mathematik, Deutsch, MNG und guten sowie sehr guten Prädikaten in den anderen Fächern nicht ins Leistungsniveau E übertreten. Sie wurde ins Niveau A zwangseingeteilt. Der Fall löste in der Öffentlichkeit Kopfschütteln und Irritation aus. Die SSbB und die Medien berichteten ausführlich.

Ombudsstelle hat keine Weisungsberechtigung

Auf schriftliche Anfrage der SSbB schreiben die beiden in unserem Kanton gewählten Ombudspersonen Béatrice Bowald und Vera Feldges: «Auch wir wurden von betroffenen und im Hinblick auf den Übertritt besorgten Eltern kontaktiert. Wir sind mit diesen, der Schule und dem AVS über die Thematik im Austausch». Auch wenn die Ombudsstelle den Einwohner/-innen bei Problemen mit der Verwaltung und den Schulen beratend und neutral zur Seite stehen soll, ist ihr Wirkungsspielraum gering. Sie nimmt lediglich «eine sogenannte Wächterfunktion» ein und kann in dieser Funktion «Handlungen der Verwaltung und Verwaltungsabläufe überprüfen, wenn sie Grund zur Annahme hat, dass etwas nicht korrekt läuft». Die Ombudsstelle kann jedoch «keine Weisungen erteilen, sondern nur Empfehlungen abgeben». Faktisch ist die Ombudsstelle damit ein zahnloser Tiger.

Bildungsdirektorin erteilt Auftrag zur Ausarbeitung eines Änderungsvorschlages der Laufbahnverordnung

Das Vorhaben der Primarlehrperson, einen Schüler oder eine Schülerin mit einem Notenschnitt von 5.67 für den Wechsel ins Leistungsniveau E zu empfehlen, ist auch für Regierungsrätin Monica Gschwind auf den ersten Blick «schwer nachvollziehbar», wie sie auf Anfrage der SSbB mitteilt. Ein Auftrag der Bildungsdirektorin, einen Änderungsvorschlag der Laufbahnverordnung zu erarbeiten, erfolgte bereits vor einiger Zeit, unabhängig von der aktuellen Berichterstattung. Künftig soll die Übertrittsempfehlung der Lehrperson in extrem strittigen Fällen durch eine übergeordnete Instanz überprüft werden können, wie uns die Pressesprecherin der BKSD schriftlich mitteilte.

In der Zwischenzeit hat Beat Lüthy, Leiter AVS, mit der Schulleiterin dieser Primarschule den Fall besprochen, wie er gegenüber der SSbB bestätigte. Auch die Ombudsstelle sucht zusammen mit den Eltern ein klärendes Gespräch mit der Schulleitung und der Lehrperson.

Im Dezember findet das offizielle Übertrittsgespräch mit der Klassenlehrperson, Lorena* und ihren Eltern statt. Dann wird sich zeigen, ob Lorena* im kommenden Schuljahr nicht doch das Leistungsniveau P an der Sekundarschule besuchen darf.

Jürg Wiedemann
Vorstand Starke Schule beider Basel

[* Name geändert]

24.11.2023

Digitale Abschlussprüfungen: Uni Basel sieht keine positiven Effekte

Im Frühjahr 2024 sollen 27 Klassen im Rahmen eines Pilotprojektes die Mathematikabschlussprüfungen an den Basler Gymnasien und der Fachmaturitätsschule FMS digital durchführen, so jedenfalls will es das Erziehungsdepartement im Stadtkanton. Dagegen erhebt sich Widerstand und dies nicht nur bei Schüler/-innen und Lehrpersonen.

Brisant ist ein bislang geheim gehaltenes Schreiben des Departementes Mathematik und Informatik der Universität Basel an die Rektor/-innen der Basler Gymnasien und der Fachmaturitätsschule FMS. Die verantwortlichen Universitätsprofessoren der Fachschaft Mathematik sehen in der Durchführung von digitalen Abschlussprüfungen «keinen klaren Vorteil». Das Schreiben, datiert vom 18. September 2023, ist der Starken Schule beider Basel (SSbB) kürzlich anonym zugespielt worden.

Die Durchführung von digitalen Abschlussprüfungen hat keine positiven Effekte

In der halbseitigen Stellungnahme verwenden die beiden Professoren Dr. Jiri Gerny und Dr. Enno Lenzmann deutliche Worte: «Wir vom Fachbereich Mathematik des Departements Mathematik und Informatik der Universität Basel sehen in der digitalen Durchführung von Mathematikprüfungen keine klaren Vorteile im Vergleich zu den herkömmlichen schriftlichen Prüfungen auf Papier. Aus diesem Grund kommen an der Universität Basel in diesem Fachbereich weder momentan noch mittelfristig digitale Plattformen bei den Leistungsprüfungen zum Einsatz. Die Durchführung der Abschlussprüfungen auf Tablets und Laptops an den Mittelschulen würde hinsichtlich der Vorbereitung der Schüler*innen auf den Universitätsbetrieb keine positiven Effekte mit sich bringen.»

Die Digitalisierung hat sich schleichend in unser Leben eingenistet

Viele jüngere Kinder sind mit Tablet und Laptop buchstäblich aufgewachsen, wodurch ihnen im Vergleich zu früher manche Aufgaben einfacher fallen. Allerdings sind viele Jugendliche durch Handy, soziale Medien, Instagram, TikTok, Snapchat und Konsorten bereits so ferngesteuert und fremdbestimmt, dass manchen das Lesen eines spannenden Buches bereits völlig unbekannt ist. Die unmittelbare Folge fällt erschreckend aus: Die jungen Menschen, gefangen in virtuellen Blasen, sind des Lesens kaum mehr mächtig, geschweige des korrekten Schreibens. Fertigkeiten, die uns befähigen, in der realen Welt korrekt und vielfältig zu kommunizieren, als Menschen zu agieren, kritisch zu hinterfragen, werden an milliardenschwere Konzerne ausgelagert, die durch Algorithmen und künstliche Intelligenzen mehr und mehr unser Handeln und Denken beeinflussen und schliesslich kontrollieren. Dieser Entwicklung, die ein gesundes Mass überschreitet, ist entgegenzuwirken. Dass nun selbst Abschlussprüfungen an den Gymnasien und der Fachmaturitätsschule digital stattfinden sollen, ist unverständlich, zumal nicht einmal das Departement Mathematik und Informatik der Universität Basel darin einen Vorteil sieht.

Auch Schülerumfrage zeigt deutliches Stimmungsbild

Auch wenn die von einer Gymnasiastin resp. einem Gymnasiasten in der ersten Novemberhälfte am Gymnasium Kirschgarten durchgeführten Umfrage via Instagram-Story nicht repräsentativ ist, zeigt sie aufgrund der beachtlichen Anzahl von 148 Teilnehmenden ein aussagekräftiges Stimmungsbild. Die Umfrage lautete «Was isch dini Meinig zu de Maturprüefige am Laptop, wo bald kömme?» Die Resultate sind eindeutig. (siehe folgende Grafik).

72% der Schüler/-innen beurteilten demnach digitale Abschlussprüfungen im Fach Mathematik als schlecht oder eher schlecht. Lediglich 28% stufen diese als gut oder eher gut ein.

Jürg Wiedemann
Vorstand Starke Schule beider Basel

21.11.2023

Schüler/-innen lesen immer schlechter

«Die Hälfte der 15-Jährigen in der Schweiz liest heute so schlecht, dass sie für den Alltag nicht ausreichend gewappnet ist». Diese Aussage kommt nicht von irgendjemandem, sondern vom renommierten Professor für Deutschdidaktik Maik Philipp an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Bestätigt wird diese Aussage von erfahrenen Sekundarlehrpersonen und zahlreichen Studien.

Für Michael Pedrazzi, langjährigem Deutschlehrer auf der Sekundarstufe 1, ist die Lesefähigkeit der Schüler/-innen sowie «deren Fähigkeit, Textinhalte zu verstehen, zusammenzufassen und in eigenen Worten wiederzugeben im vergangenen Jahrzehnt rapide gesunken». Und dies «nicht linear, sondern exponentiell».

Philipp Loretz, Präsident des Lehrerinnen- und Lehrerverbandes Baselland und Lehrperson an der Sekundarschule Aesch, spricht Klartext: «Heute verlassen 16 - 20% der SekundarschülerInnen die Volksschule als Illettristen, die nicht in der Lage sind, einem einfachen Text alltagsrelevante Informationen zu entnehmen.» Aber auch Schüler/-innen des progymnasialen Leistungsniveaus würden Mühe bekunden, anspruchsvollere Texte zu verstehen. Konsterniert stellt Loretz fest: «Kurzgeschichten, die ich um die Jahrtausendwende meinen Sechstklässlerinnen noch zugemutet habe, lese ich heute erst mit 14-Jährigen».

Auch Felix Hoffmann, Lehrperson der Sekundarschule Therwil, bestätigt einen deutlichen «Abwärtstrend» in allen von ihm unterrichteten Fächern. Die Anzahl Schüler/-innen, welche die Mindestanforderungen des Leseverstehens nicht erreichen, sei massiv gestiegen. Hier müsse dringend etwas unternommen werden, sagt dazu Anke Schmitz, Didaktik-Professorin an der Pädagogischen Hochschule Zürich gegenüber der NZZ am Sonntag.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen den Bildungsabbau

Dass die zitierten Pädagoginnen und Pädagogen richtig liegen, zeigen auch die nachdenklich machenden Resultate der letzten Pisa-Studie: Rund ein Viertel der 15-Jährigen in der Schweiz ist nicht in der Lage, aus einem kurzen Text, einfache Informationen wiederzugeben. Ein weiteres Viertel versteht einfache Texte und kann diese erklären. Wird letzteres jedoch mit einem komplexen Text konfrontiert, können auch diese Schüler/-innen die genügenden Bedingungen nicht erfüllen. Diese mangelnde Lesefähigkeit ist für ein Land, welches auf eine hohe Bildungsqualität setzt, ungenügend. Darin sind sich alle einig.

iPad ist Hauptursache des Lesemangels

Offensichtlich ist ein wesentlicher Grund das schweizweit neu eingeführte iPad. Dieses ist bei übermässiger Nutzung nicht nur schädlich für die Augen, es vermindert auch die Konzentrationsfähigkeit. Texte werden auf dem iPad flüchtiger gelesen und die Inhalte weniger gut aufgenommen.

Für Michael Pedrazzi «bietet das bildschirmbasierte Lesen schlicht nicht dieselbe Qualität und denselben Lerneffekt wie dasjenige mittels eines Buches in den Fingern. Ausserdem beschränkt sich das Lese-Erlebnis vieler Jugendlicher insbesondere auf soziale Medien und anderen oft orthografie- und sinnbefreiten Online-Inhalten, die den Schülerinnen und Schülern dazu noch die Zeit für das Training ihrer Sprach-, Verstehens- und Kommunikationskompetenzen rauben». Der «Digitalisierungs-Hype» fördere und verschärfe diese Problematik zusätzlich, betont er, zumal die Schüler/-innen nicht selten täglich viele Stunden vor dem Bildschirm verbringen würden. «Was sie sich dort anschauen, sind nicht Schriftzeichen, also Texte, sondern Bilder und Filme, wodurch das klassische Lesen zu kurz kommt», sagt Felix Hoffmann und ergänzt treffend: «Letzten Endes führt die Digitalisierung im weitesten Sinne zur Verdummung des Homo sapiens: Dank des Taschenrechners können wir nicht mehr Kopfrechnen. Dank GPS können wir uns nicht mehr orientieren. Dank stets effizienterer und genauerer Übersetzungsprogramme müssen wir mittel- bis langfristig keine Fremdsprachen mehr lernen. Lesen und Schreiben werden bereits mittelfristig an Bedeutung verlieren», warnt Hoffmann. Die zunehmend verpönte schulische Vermittlung von Orthographie und der Verzicht auf das Lernen der «Schnürlischrift» seien in diesem Zusammenhang Konzessionen an die sich zurückbildenden Schreibfähigkeiten der Schüler/-innen. «Und letztere bilden sich eben zurück, weil immer weniger gelesen wird.»

Entsprechend argumentiert Philipp Loretz: «Überfrachtete Lehrpläne, die stetige Ausweitung des Fächerkanons (Frühfranzösisch, Frühenglisch, Medien und Informatik etc.)» hätten an den Primar- und Sekundarschulen u.a. dazu geführt, dass «die Zeitressourcen für einen intensiven und nachhaltigen Leseunterricht kontinuierlich beschnitten wurde.» Hinzu kämen untaugliche Konzepte, wie z.B. «Schreiben nach Gehör» und der «Konsum digitaler Medien, der massgeblich für die sinkende Konzentrationsfähigkeit und Konzentrationsspanne verantwortlich ist».

Eine weitere Erklärung für den Mangel des Leseverständnisses sei gemäss Yves Karlen, Professor an der Universität Zürich für Lehr- und Lernforschung, der Satz: «Ich chas halt nöd!» Er erklärt gegenüber der NZZ am Sonntag, dass die Schüler/-innen in zwei Gruppen aufgeteilt werden können: Einerseits in solche, die optimistisch eingestellt sind und glauben, durch Anstrengung dazulernen zu können und andererseits in solche, die glauben, dass das Lesen ein Talent sei und dass man es nicht erlernen kann. Fast 40% der Schüler/-innen gehören zur zweiten Gruppe, was bei diesen natürlich auch zu weniger Motivation und Leistung im Unterricht führt.

Jürg Wiedemann, Lehrperson an der Sekundarschule Allschwil, sagt zur Bildungssituation unserer Sekundarschulen trocken: «Das Hauptproblem sind die Pädagogischen Hochschulen. Der Entscheid, die Ausbildung der angehenden Lehrpersonen den Universitäten zu entziehen und Pädagogischen Hochschulen zu übertragen, stufe ich aus heutiger Sicht als kapitalen Fehlentscheid ein».

Massnahmen gegen den Lesemangel

Mehrere Kantone sehen Handlungsbedarf und haben Massnahmen ergriffen: Vor wenigen Wochen startete der Kanton Basel-Landschaft das Projekt «Zukunft Volkschule». Das Projekt setzt auf einen Ausbau von Bibliotheken und will dadurch das Lesen von Büchern fördern. Zusätzlich kann jede Baselbieter Schule einen Beauftragten für die Leseförderung einsetzen, welcher zusätzlich Projekte organisiert.

Im Kanton Aargau wird in Zusammenarbeit mit den Hochschulen der Nordwestschweiz ein Leseprojekt gestartet, das bis in die Einschulung zurückreicht. Hier soll überprüft werden, mit welchen Vorkenntnissen die Kinder in die Schule kommen. Es wird auch das Lesen von Fantasiegeschichten gefördert, um die Lust des Lesens schon bei jungen Kindern zu erwecken.

Klar ist, diese Massnahmen werden kaum ausreichen. In den Schulen muss ein Umdenken stattfinden und die Grenzen der schulischen Digitalisierung erkannt werden

Charlotte Höhmann
Sekretariat Starke Schule beider Basel

 

15.11.2023

Konstruktiver Austausch mit der Bildungsdirektion

Anfangs November fand im Rahmen der regelmässigen Sitzungen ein konstruktiver Austausch zwischen der Starken Schule beider Basel (SSbB) und Regierungspräsidentin Monica Gschwind sowie Beat Lüthy, dem Leiter des Amt für Volksschulen (AVS) statt. Diskutiert wurden einige interessante Themen.

Intensiv erörtert wurde das Thema Übertrittsverfahren von der Primarstufe in die Sekundarstufe 1, da sich auch in diesem Jahr wieder mehrere Eltern gemeldet haben, deren Kinder trotz guten und sehr guten Leistungen in ein tieferes Sekundarschulniveau eingeteilt wurde. Die Einteilung erfolgte offensichtlich unabhängig von den erreichten Noten, was zu grosser Verärgerung führte.

Zweiter Diskussionspunkt war die Integration auf Primar- und Sekundarstufe I. Vor allem ging es darum, einen Indikator zu finden, welcher zeigen kann, wie sinnvoll und zielführend die finanziellen Mittel für die Integration eingesetzt werden.

Weiter wurde der Bürokratieabbau diskutiert: Erfreulicherweise wird ab August 2024 die Vertrauenszeit eingeführt wird. Das Nachweisen der geleisteten Arbeit ist für die Lehrpersonen dann nicht mehr Pflicht. Dadurch sollen die Lehrpersonen auch wieder mehr Zeit für ihr Kerngeschäft (Vorbereitung und Erteilung des Unterrichtes) erhalten. Diskussionspunkt waren weitere Möglichkeiten, mit welchen die Lehrpersonen entlastet werden können. Die didaktische und methodische Freiheit beim Unterrichten wurde ebenso besprochen, wie die Entscheidungsfreiheit der Lehrpersonen, wann und wo sie den Unterricht vor- und nachbereiten.

Lena Bubendorf
Vorstand Starke Schule beider Basel
 
 

10.11.2023

Landrat entscheidet über zahlreiche Bildungsvorstösse

Das Thema Bildung nimmt immer mehr Platz in den Sitzungen des Landrats ein. In den letzten zwei Sitzungen waren es jeweils mehr als zehn Vorstösse. Im Fokus stehen Fragen rund um die Förderung und Integration von Schulkindern, dazu kommt die Forderung nach mehr Freiheit in der Wahl des Schulhauses und der Fächer.   

Die nächste Landratssitzung findet am 16. November statt. Dafür stehen acht Bildungsvorstösse auf der Traktandenliste.

Mehr Wahlmöglichkeiten in Bildungsfragen

In den letzten Jahren nahm beim Übertritt von der Primarstufe zur Sekundarstufe 1 die Anzahl Zuweisung von Schüler/-innen an die nicht-nächstgelegenste Sekundarschule zu. Landrat Jan Kirchmayr (SP) reichte ein Postulat ein, in welchem er den Regierungsrat dazu aufforderte, Verbesserungsvorschläge für die Situation zu stellen. Der Regierungsrat sieht keinen Handlungsbedarf und wies in seiner Antwort auf das vom Landrat überwiesene Postulat auf die höheren Kosten hin. Der Landrat entscheidet nun, ob das Postulat abgeschrieben werden soll. Lesen Sie zu diesem Thema einen interessanten Artikel auf der Webseite der SSbB (siehe hier).

Auf der Sekundarstufe 1 dürfen oder vielmehr müssen die Schüler/-innen des Leistungsniveaus P mindestens eines der drei promotionsrelevanten Wahlpflichtfächer MINT (Mathematik, Informatik, Natur, Technik), Latein oder Italienisch wählen. Diese Wahl wurde aber aus schulorganisatorischen Gründen an mindestens einer Sekundarschule eingeschränkt. Landrätin Anita Biedert (SVP) reichte daher das in Zusammenarbeit mit der SSbB ausgearbeitete Postulat «Anrecht zum Besuch des gewünschten Wahlpflichtfachs» ein, um den Schüler/-innen den Zugang zu allen Wahlpflichtfächern zu ermöglichen. Der Regierungsrat beantragt erfreulicherweise dem Landrat, das Anliegen entgegenzunehmen.

Förderprogramme für unter- und überforderte Schulkinder

Landrätin Miriam Locher (SP) stellt sich hinter ein Förderungsprogramm für besonders begabte Jugendliche mit Migrationshintergrund oder fremdsprachigen Eltern, um so die Schüler/-innen auf ihrem Weg zu einem Gymnasium, einer Fachmittelschule oder einer Berufsmaturitätsschule zu unterstützen. Diese Finanzierung soll vom Regierungsrat langfristig sichergestellt werden.

In der Motion «Zusätzliche Sonderschulangebote» betont Miriam Locher die Wichtigkeit der Sonder- und Privatschulen. Die steigenden Zahlen von Sonderschüler/-innen sollen durch Einführungs- und Kleinklassen aufgefangen werden.

Ebenfalls im Rahmen der speziellen Förderung kritisiert Miriam Locher die lange Dauer bis es zu einer separativen Beschulung kommt, was nicht immer im Interesse der Kinder und Jugendlichen ist. Dies sei insbesondere der Fall, seit sich die Zuweisungspraxis an Sonderschulen seitens Kanton geändert hat. Die Landrätin fordert deshalb den Regierungsrat in ihrer Motion dazu auf, die Kaskade hin zu einer separativen Beschulung den heutigen Bedürfnissen anzupassen.

Weitere Bildungsvorstösse

Im dritten Jahr der Sekundarschulausbildung legen die Schüler/-innen den S3-Check ab. Gleichwohl müssen die Jugendlichen nach der obligatorischen Schulzeit für viele Lehrstellen einen teuren Multicheck absolvieren. Beide Tests geben Auskunft über den Lehrstand eines/einer Jugendlichen. Landrätin Caroline Mall (SVP) reichte das Postulat «Multichecks versus S3-Check» ein, in welchem sie eine Überarbeitung der S3-Checks fordert, sodass das Durchführen des Multichecks und die damit vorhandene Zweispurigkeit wegfallen. Die Regierung betont in seiner Antwort, dass die Check-Prüfungen künftig gestärkt und auch auf die Sekundarstufe 2 ausgedehnt werden sollen. Er beantragt dem Landrat, den Vorstoss abzuschreiben.

Landrat Marc Scherrer (Die Mitte) reichte das Postulat «PH-Zugang ohne gymnasiale Maturität» ein, welches eine Veränderung der Zulassungsbedingungen für die Pädagogische Hochschule (PH) der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW fordert. Aktuell dürfen nur Personen mit einer gymnasialen Maturität oder Fachmaturität Pädagogik die PH besuchen, für andere Studiengänge der FHNW reicht eine abgeschlossene Berufslehre mit Berufsmaturität. Der Regierungsrat beantragt dem Landrat, den Vorstoss entgegenzunehmen.

Verhaltensauffällige Schüler/-innen können im Kanton Baselland nach einem Scheitern von schulinternen Massnahmen und Sanktionen für bis zu acht Wochen in eine sogenannte TimeOut-Schule geschickt werden. Auf der Sekundarstufe übernimmt der Kanton diese Kosten, auf Primarstufe müssen die Gemeinden diese Ausgaben übernehmen. Landrätin Miriam Locher (SP) fordert nun, dass diese Kosten ebenfalls durch den Kanton getragen werden.

Sämtliche Vorstösse und ausführliche Begründungen finden Sie auf der Seite des Kantons Basel-Landschaft. Hier gelangen Sie zur Traktandenliste der kommenden Landratssitzung.

Lena Heitz
Vorstand Starke Schule beider Basel

 

31.10.2023

Zwangsverschiebungen von Schulkindern nehmen zu

Im Kanton Basel-Landschaft treten jedes Jahr mehrere Hundert Schüler/-innen in die Sekundarstufe I über, wobei nicht jedes Kind die am nächsten gelegene Sekundarschule besuchen darf. Diese Zwangsverschiebungen in weiter entfernte Schulen kommen bei den Schulkindern und ihren Eltern oft nicht gut an. Landrat Jan Kirchmayr (SP) reichte deshalb im Jahr 2021 ein Postulat ein mit dem Titel «Zuweisung von Schüler*innen: Tragfähige Lösungen fürs Baselbiet». Mit diesem Vorstoss fordert er eine Überprüfung dieser Zwangsverschiebungen und eine Ausarbeitung von Verbesserungsvorschlägen für diese unbefriedigende Situation. 

In der Zwischenzeit hat die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD) Stellung zum Vorstoss bezogen. Sie betont, dass die Anzahl Anmeldungen der Schüler/-innen nicht immer kompatibel mit den zu bildenden Klassen sei. Auch die gesetzlichen Vorgaben zur Klassengrössen würden eine Rolle spielen, damit ein möglichst produktives Lernfeld generiert werden kann. Nebst pädagogischen Gedanken würden aber auch nicht vorhandene Ressourcen über die Bildung der Klassen entscheiden. Deshalb müsse die Personal- und Schulraumsituation eine entscheidende Rolle bei der Zuweisung der Sekundarschüler/-innen spielen. Laut der Stellungnahme des Regierungsrats stehe der Fokus auf der «Suche nach Schülerinnen und Schülern, die freiwillig den Schulort wechseln».

Die Erziehungsberechtigten werden bei sich abzeichnenden Zwangsverschiebungen mittels Formular um eine Stellungnahme gebeten, wobei drei Antworten möglich sind:

  • Freiwillige Anmeldung für eine Zuweisung in eine weiter entfernte Schule.
  • Aufführung persönlicher Gründe, welche gegen eine Zuweisung sprechen.
  • Freiwillige Anmeldung für eine Zuweisung unter der Bedingung, dass das Schulkind gemeinsam mit Klassenkameradinnen und -kameraden zugewiesen werden

Eine Ankreuzmöglichkeit, definitiv nicht zwangsverschoben zu werden, gibt es nicht. Melden sich nicht genügend Eltern, die mit einer Zuweisung in eine weiter entfernte Schule einverstanden sind, trifft das Amt für Volksschuleln (AVS) eine Vorauswahl von Schüler/-innen, welche sich scheinbar am besten eignen. In einem schriftlichen Anhörungsverfahren können diese Erziehungsberechtigten dann weitere Gründe nennen, welche aus ihrer Sicht gegen eine Zwangsverschiebung sprechen. Danach fällt das AVS zusammen mit der BKSD die definitive Entscheidung über die Auswahl der Schüler/-innen, welche einem anderen Sekundarschulstandort zugewiesen werden.

Auf der folgenden Graphik sind die Anzahl Zwangsverschiebungen der letzten sechs Schuljahre dargestellt.

 

Es ist offensichtlich, dass die Situation unbefriedigend ist: Die Auswirkungen einer Zwangsverschiebung auf die betroffenen Schüler/-innen sind einschneidend. Das Kind muss einen längeren und damit mühsameren Schulweg zurücklegen. Es muss früher aufstehen und kommt später nach Hause. Ein solcher Wechsel bedeutet zudem auch ein völlig neues Umfeld und soziale Herausforderungen in einer Zeit, in der gewisse Schüler/-innen zusätzlich erhöhte Anforderungen aufgrund des angepassten Leistungszugs bewältigen müssen.

Beachtet werden muss auch, dass mit dem schriftlichen Anhörungsverfahren und der darin enthaltenen Argumentation der Erziehungsberechtigten, welche ein wichtiges Kriterium in der Auswahl der Schüler/-innen spielt, gute Deutschkenntnisse und aktives Engagement vorausgesetzt werden. Schüler/-innen, dessen Eltern sich nicht engagieren oder nicht aktiv Widerstand leisten können, haben schlechte Karten, nicht zwangsverschoben zu werden. Im Schnitt beteiligen sich nur etwa 23% nicht am Anhörungsverfahren.

Die Starke Schule beider Basel lehnt Zwangsverschiebungen ab. Diese Massnahme führt zum randvollen Auffüllen der Schulklassen. Sind die Klassengrössen hingegen kleiner, können Lernziele besser erreicht werden, wodurch die Bildungsqualität steigt.

Lena Heitz
Vorstand Starke Schule beider Basel

 
 

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