Starke Schule beider Basel (SSbB)

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Schulinterne Weiterbildung für spannenden Geschichtsunterricht

Aus dem Kursprogramm für Sekundarschulen

  • Spannendes Erzählen mit Bildunterstützung
  • Einblicke in 22 kommentierte Unterrichtsreihen mit Meilensteinen zur Welt- und Schweizergeschichte
  • Unterstützendes Material für die Heftgestaltung
  • Diskussionsthesen für kontradiktorische Klassengespräche
  • Kostenlose Abgabe aller Kursunterlagen an die Teilnehmenden

 

Hier finden Sie weitere Informationen.

 

Leserbriefe

Auch in der Bildung gilt: Fokussieren.

In den letzten rund zwanzig Jahren hat sich im Bildungswesen in der Schweiz viel verändert. Wir alle wissen das, vor allem aber die Lehrpersonen, die täglich Schülerinnen und Schülern (SuS) ausbilden. Sicher gibt es verschiedene Ansätze, es gibt keine absolut richtigen Methoden.

Dennoch, was aus der kürzlich publizierten Umfrage der «Starke Schule beider Basel» hervor geht, bestätigt eigentlich nur den gesunden Menschenverstand. Auf den Punkt gebracht: Die verschiedenen Niveaus (A-Zug, P-Zug und E-Zug) teilen eben die SuS in verschiedene Niveaus ein. Die Grundlage zu dieser Einteilung ist das Können der einzelnen SuS. Dass dabei unterschiedliche Ausbildungsmethoden dem jeweils vorhandenen Können angewendet werden sollten, ist auch logisch.

Lehrpersonen sollten sich nicht in allen drei Niveaus besonders gut auskennen, das überfordert. Besser wäre es, wirklich in einem der Niveaus bestens unterrichten zu können, eben fokussieren – das fördert die SuS im jeweiligen Niveau viel besser, was schliesslich allen zugutekommt. Denken wir nur daran, dass alle SuS sich einmal im Berufsleben zurechtfinden müssen. Da kann nur die beste Methode dem Niveau angepasst das beste Ergebnis bringen.

Paul Hofer

 

News

  • Dienstag, Juni 06, 2023

    MINT-Bereich soll bereits in der Primarstufe gefördert werden

    Da es in vielen Fachbereichen an qualifiziertem Personal mangelt, wird auf der Sekundarstufe I und II mit verschiedenen Projekten versucht, die Schülerschaft für MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zu begeistern. Ein parlamentarischer Vorstoss thematisiert nun die Frühförderung, bei welcher auch Schüler/-innen der Primarstufe stärker mit diesen Bereichen in Berührung kommen sollen. (ai)

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  • Dienstag, Mai 30, 2023

    5'194 Lehrpersonen an Baselbieter Schulen

    Im Jahr 2022 arbeiteten an den öffentlichen Schulen im Kanton Basel-Landschaft 5'194 Lehrpersonen, die sich 3'432 Vollzeitstellen teilten. Gegenüber dem Vorjahr 2021 ist das eine Steigerung von rund 100 Vollzeitstellen (+3.1%). (ai)

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  • Samstag, Mai 13, 2023

    Schüler/-innen sollen Französisch abwählen dürfen

    In Basel-Stadt sollen die Fächer Mathematik und Deutsch gestärkt werden. Zwei Möglichkeiten stehen zur Diskussion: Die Schüler/-innen des Leistungsniveaus A sollen ab der 2. Sekundarklasse das oftmals unbeliebte Fach Französisch abwählen dürfen, um die Deutsch- und Mathematikkenntnisse zu stärken. Alternativ dazu könnte auch an den Primarschulen der Fokus vermehrt auf Deutsch und Mathematik gelegt werden, um dann in der Sekundarschule Französisch in allen drei Niveaus beibehalten zu können. (lb)

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  • Freitag, Mai 12, 2023

    Die Idee von Förderklassen auf Erfolgskurs

    An der Landratssitzung vom 11. Mai 2023 wurde der Vorstoss von Landrätin Anita Biedert mit überwältigendem Mehr überwiesen; 62 Ja-Stimmen standen nur gerade mal 2 Nein-Stimmen und 3 Enthaltungen gegenüber. Gefordert wird die Einführung von Förderklassen auf Primar- und Sekundarstufe I für verhaltensauffällige Schüler/-innen. Dies stiess parteiübergreifend auf grosse Zustimmung. (ab)

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  • Freitag, Mai 05, 2023

    Prävention gegen sexualisierte Gewalt soll bereits in der Schule beginnen

    Mitte April hat der Grosse Rat die Motion "Sexualisierte Gewalt: Prävention soll bereits in der Schule beginnen" dem Erziehungsdepartement Basel-Stadt überwiesen. Nun soll innerhalb von zwei Jahren ein Konzept für die Primar- und Sekundarschulen ausgearbeitet werden. (lh)

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Pressespiegel

Der schwierige Alltag der Basler Sekundarlehrer

Zwei Drittel der basel-städtischen Lehrerinnen und Lehrer geben in einer Umfrage an, in den vergangenen fünf Jahren Beschimpfungen und Beleidigungen erfahren zu haben. Die Freiwillige Schulsynode Basel (FSS) fordert vom Erziehungsdepartement diesbezüglich die Bildung einer Taskforce. Lesen Sie den Artikel hier.

[Quelle: BaZ vom 10.05.2023]

 

Bereits im Bruchrechnen kommen sie nicht mehr mit


Viele Jugendliche hätten Mühe mit Mathematik, sagt FDP-Landrätin Jacqueline Bader Rüedi.Derweil meint ein Experte: «Die Kompetenzen der Schüler werden sich durch technische Möglichkeiten verschieben müssen.» Lesen Sie den Artikel hier.

[Quelle: BaZ vom 24.04.2023]

 

Belastungstest für Spezielle Förderung

Ohne sie ist an einen geregelten Unterricht an vielen Schulen nicht mehr zu denken: Schulische Heilpädagogen, Sozialpädagogen oder Assistenzpersonen begleiten Kinder mit einem erhöhten Betreuungsbedarf. Wie diese Integrative Spezielle Förderung (ISF) personell ausgestattet ist, wurde in Baselland mit einer Änderung des Bildungsgesetztes vom Landrat neu geregelt. Lesen Sie den Artikel hier.

[Quelle: bz vom 03.04.2023]

 

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Leserbriefe & Gastbeiträge

Auf dieser Seite können Sie Leserbriefe lesen, die von Mitgliedern und Unterstützern der Starken Schule in Zeitungen publiziert wurden.

Leserbrief von Felix Hoffmann, Sekundarlehrer

KV-Reform bringt Bundesrat in Nöte
Zumindest ein Teil der Politik ist endlich aufgewacht. Doch auch in der Wirtschaft regt sich Widerstand gegen den Kompetenzenwahn. Es entbehrt allerdings nicht der Ironie, wenn Letztere Zetermordio schreit, weil sie mit der Kompetenzorientierung exakt die Medizin verschrieben bekommt, die sie 20 Jahre zuvor über die OECD ungefragt den Schulen zwangsverordnete. In Wirtschaft, Politik und Bildung gibt es übereifrige Fantasten, dermassen weit von der Basis entfernt, dass sie nicht mehr wissen, was für ihre angestammte Branche gut beziehungsweise schlecht ist. Diese Leute gleiten ziellos auf dem Flugzeugträger MS «Kompetenzorientierung», ohne zu merken, dass dessen Motor längst abgesoffen ist.

 

Leserbrief von André Fritz, Birsfelden

Lehrpersonen sind auf gute Lehrpläne angewiesen
Im 2018 hat sich das Stimmvolk mit 84.2% deutlich für einen Lehrplan mit  „Stoffinhalten, Themen und Kompetenzbeschreibungen“ ausgesprochen. Realisiert wurden dann auch für alle Fächer zwei getrennte Lehrplanteile mit den beiden Titeln „Stoffinhalte und Themen“ sowie „Kompetenzbeschreibungen“. Wer nun glaubt, dass der eine Teil auch aus klar definierten Stoffinhalten und Themen bestehen würde, irrt sich gewaltig. Beide Teile enthalten (ausser im Fach Englisch) vorwiegend Kompetenzbeschreibungen. Der Volksentscheid vom Jahr 2018 wurde leider bis heute nicht umgesetzt.

Die Lehrpersonen sind auf gute Lehrpläne angewiesen, die ihnen als Arbeitsinstrument dienen. Deshalb müssen die im Unterricht zu behandelnden Stoffinhalte klar, übersichtlich und überprüfbar formuliert sein. Ohne Überprüfbarkeit gibt’s kaum Verbindlichkeit und auch keine einheitliche Stoffvermittlung, zum Leidwesen der Schulkinder und ihrer Eltern! Die Initiative der Starken Schule beider Basel strebt eine Reduktion der rund 3‘500 Kompetenzbeschreibungen auf eine praxistaugliche Menge an. Deshalb am 7. März Ja zur Bildungsinitiative.

 

Leserbrief von Gerhard Steiner (em. Professor für Psychologie an der Uni Basel im Fachbereich Entwicklung, Lernen und Gedächtnis), selber 12 Jahre lang Lehrer

Was Lehrpläne können und was nicht
Vor einiger Zeit wurde an der Urne in den Deutschschweizer Kantonen einer Schulreform zugestimmt, die auch den heute gültigen Lehrplan 21 miteinschloss. Allerdings erfuhr aus den Abstimmungsunterlagen niemand etwas über dessen Inhalte, Wirkungen oder längerfristige Konsequenzen. Ziel war: Lernen sollte in allen Fächern und auf allen Stufen zu einheitlichen und kontrollierbaren Ergebnissen führen und damit auch zu mehr Chancengleichheit. Schaffen Lehrpläne das? Sie können in der Tat Planung, Durchführung und Evaluation von Unterricht unterstützen; sie können die Lehrenden aber auch einengen und bevormunden. Das ist beim LP21 der Fall: Er kreiert (1) mit seiner riesigen Zahl von detaillierten, verbindlichen Lernzielen geradezu entmündigende Rahmenbedingungen für die Unterrichtsgestaltung vieler, vor allem auch erfahrener Lehrender. (2) zielt er auf eine Vereinheitlichung der Ausbildung und fördert so eine «pädagogische Monokultur». Wie jede Monokultur zerstört er die Diversität, im Falle der Bildung die «pädagogische Diversität», d.h. die Lehrerinnen und Lehrer können bzw. dürfen ihre vielfältigen individuellen Begabungen und kreativen Fähigkeiten gar nicht mehr einbringen, weil sie im Würgegriff enger Zielsetzungen gehalten werden. So gehen (3) unserem Bildungssystem unter diesem völlig unnötigen institutionellen Druck des LP21 wertvollste Ressourcen verloren. Über diese (und weitere) Konsequenzen des LP21 scheinen Bildungspolitiker (auch der EDK) und Bildungsfunktionäre bisher kaum nachgedacht zu haben. Mit der Abstimmung vom 7. März 2021 besteht die Chance für eine Korrektur: den Lehrerinnen und Lehrern mit einem schlankeren und überschaubaren Lehrplan die Autonomie zurückzugeben, die sie für die Gestaltung eines erfolgreichen Unterrichts brauchen. Es würde wohl mancherorts ein Aufatmen stattfinden.

 

Leserbrief von Felix Hoffmann, Sekundarlehrer

Leerläufe im Schulbetrieb
Es ist ein starker Widerspruch, wenn Miriam Locher dazu aufruft, auf Experimente und Leerläufe bei den Lehrplänen zu verzichten. Der einseitig auf Kompetenzen basierende Lehrplan 21 ist nichts anderes als ein flächendeckendes Experiment ohne jeglichen Wirksamkeitsnachweis. Dazu Ernst Schürch, Präsident der AKK: „Es ist richtig, dass bei der Erarbeitung des Lehrplans 21 einiges falsch lief.“ Dessen Autoren „…verfügten zum grössten Teil über keinerlei Unterrichtserfahrung.“ Die radikale Kompetenzorientierung ist ergo ein Leerlauf, der in Form der Passepartout-Lehrmittel weitere Leerläufe produzierte. Nun gilt es, sinnvolle Kompetenzbeschreibungen zu retten und Stoffinhalte klar zu definieren. Auf letztere bauen nämlich die neuen Lehrmittel auf. Deshalb am 7. März JA.

 

Leserbrief von Paul Hofer, alt Landrat FDP

Lehrpläne wirken über Generationen
Im Juni 2018 hat der Souverän im Kanton Baselland mit 84,2% zu „Stoffinhalten“ ja gesagt. Man kann auch mit bestem Willen im „Lehrplan Baselland“ -im Internet des BKSD nachzulesen- nur feststellen, dass Kompetenz an Kompetenz gereiht werden.

Gegner der Initiative schreiben: “Es kommt hinzu, dass eine erneute Überarbeitung des Lehrplans rund CHF2,3mio kosten würde.“ Da frage ich mich: was sind einmalige Ausgaben von CHF2,3mio bei einem Jahresbudget des Kantons von fast CHF3Mrd? Wegen 0,08% eine ganze Generation an Schüler*Innen nicht genügend gut ausbilden, so dass sie im Berufsleben während der ganzen aktiven Arbeitszeit von um 40 Jahre das „handwerkliche“ in der Ausbildung nicht erhalten haben? Und weiter schreiben die Gegner: „Die Initiative ist unnütz und schädlich“. Es sind sehr geringe Kosten und die wohl nützlichste Nacharbeit, die der Kanton seit langem gemacht hat.

Deshalb, die Initiative mit gutem Gewissen um die Zukunft unserer nächsten Generation unterstützen. Die Glaubensfrage „Stoffinhalte“ gegen „Kompetenzen“ darf nicht im Wege stehen.

 

Leserbrief von Michael Miedaner, Sekundarlehrer

"Mehr" ist nicht immer besser
Der Lehrplan Volksschule Baselland mit seinen unzähligen Kompetenzbeschreibungen erinnert an die Proportion „je mehr desto besser“. In diesem Fall stimmt diese direkt proportionale Zuordnung überhaupt nicht. Ein Lehrplan, dessen Inhalt nahezu ausschliesslich aus über 3‘500 Kompetenzbeschreibungen besteht, viele davon erst noch wirr und nicht umsetzbar, ist für die Gestaltung des Unterrichtes wenig hilfreich. Selbst die Lehrpersonen interpretieren zahlreiche Kompetenzbeschreibungen unterschiedlich.  Eine Straffung und Kürzung der „gigantischen“ Anzahl Kompetenzbeschreibungen auf ein sinnvolles Mass ist dringender denn je. Dafür braucht es klar Stoffinhalte auf ein bis zwei Seiten pro Fach und Schuljahr. Am 7. März können die Stimmberechtigten mit einem Ja zur Bildungsinitiative der Starken Schule beider Basel korrigierend eingreifen.
 

Leserbrief von Anita Biedert, Landrätin SVP/Mitglied BKSK, Primar-/Sekundarlehrerin

Lehr- statt Leerpläne!
Lehrpläne legen durch klar definierte Stoffinhalte und Themen den roten Faden durch die Volksschule. Gut lesbare, anwenderfreundliche und verbindliche Orientierungspläne sind Garant für eine Kontinuität und die Optimierung des Lehr- und Lernprozesses. Sie verhindern den verschwenderischen Umgang mit Ressourcen und wertvoller Arbeitszeit, indem sie beim Übertritt in die Sekundarstufe I Stoffwiederholungen für gut gerüstete Primarschüler/-innen verhindern und eine effiziente Fortsetzung der Arbeit auf stufengerechtem Niveau ermöglichen. Vor allem in den Sprachbereichen, wo das Überprüfen der Grundkompetenzen ein vernichtendes Resultat hervorbrachte, sind nicht nur geeignete Lehrmittel, sondern auch Lehrpläne mit präziser Jahreszielformulierung unabdingbar. Sie sind der Wegweiser einer fundierten schulischen Laufbahn auf einem seriösen Niveau.

 

Leserbrief von Mathis Reichel, Basel

Lasst doch mal die Hände weg von der Schule
Liebe Bildungspolitiker, Reformitispädagogen und Kompetenzenverteiler, lasst doch mal die Hände weg von der Schule. Lehrer lassen sich ausbilden. Sie besuchen dabei Vorlesungen über ihr geliebtes Fach, sie erarbeiten sich pädagogisches, methodisches und didaktisches Wissen, um danach als angestellte Lehrer mittels Reglementen und Befehlen gleich wieder entmündigt wie entmutigt zu werden. Sie steigen mit grossen Ideen in ihren Beruf ein, um kurz darauf desillusioniert entweder von ihren Ideologien oder gleich vom Beruf wieder Abschied zu nehmen. Lehrer wissen ja, wie man mit welchen Mitteln unterrichtet, so soll man sie doch einfach machen lassen. Drückt ihnen einen Schlüssel in die Hand, mit der einzigen Aufforderung, in drei Jahren Resultate zu liefern. Dies würde motivationstechnisch Wunder bewirken und zugleich noch viele Schreibtischtäter einsparen.

 

Leserbrief von Felix Schmutz (14.03.2020)

Fehlbesetzung im Amt für Volksschulen BL
Ein Chefbeamter, der sich derart verbissen gegen Volksentscheide und gegen den Sachverstand der Fachleute auflehnt, gehört gefeuert, und zwar lieber heute als morgen. Konsequent hintertreibt er die Vorgaben für die Fremdsprachenlehrpläne. 2017 wurde Lüthy ins Amt gewählt mit vielen Vorschusslorbeeren: «Neben seiner ausgewiesenen Fachkompetenz sind die Führungserfahrung und die hohe Akzeptanz von Beat Lüthy bei Schulleitungen und Schulbehörden ideale Voraussetzungen für die Bewältigung dieser anspruchsvollen Aufgaben», hiess es damals in der Pressemitteilung. Da war er aber noch Schulleiter in Sissach. Inzwischen hat er diese Akzeptanz verspielt. Er ist jetzt ein Musterbeispiel fürs Peter-Prinzip geworden, das besagt, dass jeder so lange auf der Hierarchieleiter nach oben steigt, bis er die Stufe seiner Unfähigkeit erreicht hat. Dort bleibt er dann sitzen. Leidtragende sind letztlich die Schülerinnen und Schüler, die unter seiner sektiererischen Verbohrtheit leiden müssen.

 

Leserbrief von Felix Hoffmann, Himmelried (14.03.2020)

Bitte mehr Realismus!
Stellenausschreibungen umfassen inzwischen sechs bis zwölf Kernkompetenzen. Von SchulabgängerInnen werden 3536 Kompetenzen verlangt. Die Differenz liegt daran, dass die Anzahl des Arbeitsmarktes überschaubar sein muss. Mit Tausenden Kompetenzbeschreibungen lassen sich weder Mitarbeiter- noch Vorstellungsgespräche durchführen. Über 3500 Kompetenzformulierungen zur Leistungsbeurteilung sind in der Folge auch im Schulbetrieb unbrauchbar und realitätsfern. Es ist an der Zeit, dass die Handvoll nicht unterrichtender IdeologInnen im AVS anerkennt, dass die Praktiker besser wissen, was im Schulbetrieb funktioniert und was nicht. Für jene ist das unwürdige Gezerre um den Lehrplan ein Machtpoker mit der Absicht, sich auf Biegen und Brechen gegen den Souverän und die Unterrichtenden durchzusetzen. Den Lehrkräften hingegen geht es um ein brauchbares Arbeitsinstrument, und bei den Schülern dreht es sich um Zukunftschancen auf der Grundlage eines funktionierenden Lehrplans.

 

Leserbrief von Felix Hoffmann, Sekundarlehrer

Achtung, Falschfahrer!
Das Basler Erziehungsdepartement (ED) scheint umgeben zu sein von Scharlatanen: Die Lehrkräfte lügen, wenn sie von ihren negativen Erfahrungen mit der missglückten Integration lernschwacher Kinder berichten; Experten phantasieren, wenn sie die negativen Folgen der Integration für die Direktbetroffenen aufzeigen; und der Einsatz von Politikern quasi aller Parteien für die Wiedereinführung von Kleinklassen ist auch nicht ehrlich. Der gross angelegte Betrug setzt sich fort bei Passepartout. Dort lügen sämtliche Studien, die der Fremdsprachenideologie ein beschämend schlechtes Zeugnis ausstellen. Und die Erfahrungen der Lehrkräfte, welche jene Evaluationen bestätigen, sind einmal mehr gefaked. Im Besitz der Wahrheit ist einzig und allein das ED um Conradin Cramer. Ähnlich war es im real existierenden Sozialismus. Dort hatte das Politbüro des Zentralkomitees das Monopol auf die Wahrheit.

  

Leserbrief von Markus Müller, Allschwil

Geleitete Lehrmittelfreiheit: Mit Trick 15 zurück zum Status quo ante!
Die zwangsverfügte Verwendung von Mille feuilles und Clin d’oeil ist zwar aufgehoben. Beide dürfen aber weiter verwendet werden, obwohl nach eingehender Analyse mit diesen Lehrmitteln nicht alle Lehrziele abgedeckt sind. Da aber die Auswahl der Lehrmittel in der pädagogischen Verantwortung der Lehrpersonen liegt, können ein paar Unverbesserliche aus irgendwelchen Gründen munter weiter mit Mille feuilles arbeiten. Halb so schlimm: Mit genügend Zusatzmaterialien sind die geforderten Lehrziele vielleicht doch noch zu erreichen.

Einem jüngst an die Eltern der Primarschülerinnen und -schüler verteilten Informationsblatt heisst es: «Im Vordergrund stehen die optimale Förderung der Schülerinnen und Schüler sowie das Erreichen der Vorgaben des Lehrplans.» Dies kann sowohl mit den neuen als auch mit den alten Lehrmitteln erreicht werden. Der Glaube kann bekanntlich Berge versetzen. Aber Sprachkenntnisse kann er wohl kaum vermitteln.

 

Kommentare zur Abstimmung vom 24. November 2019

Saskia Schenker, Landrätin FDP: "Mutige und lösungsorientierte Initianten und unsere mutige und lösungsorientierte Bildungsdirektorin Monica Gschwind haben mit ihrem Vorschlag der Lehrmittelfreiheit überdeutliche Zustimmung erhalten – herzliche Gratulation! Und nicht nur das: Das Baselbiet erzielt damit schweizweit Wirkung, wie die aktuellen Diskussionen zeigen."

Matthias von Dach, Gymlehrer: "Ein deutliches Verdikt der Baselbieter Stimmberechtigten: 85% sagen Ja zu einer geleiteten Lehrmittelfreiheit. Es war ein langer Kampf gegen ein Lehrmittel und eine Fremdsprachen-Pädagogik, die von Beginn weg auf grossen Widerstand gestossen ist. Trotzdem machten die Verantwortlichen weiter. Nun gut, es macht ja auch keinen Sinn, nach ein paar anfänglichen Unkenrufen ein System gleich wieder über Bord zu werfen, obwohl die in diesen Lehrmitteln propagierte Pädagogik anderorts ja bereits getestet und wieder verworfen worden war. Vielleicht würde ja das eigens für die Schweizer Schulen entworfene und dementsprechend teure Lehrmittel erfolgreicher... Durchhalteparolen, Verweis auf die später zu erfolgende Evaluation, Desavouierung der Kritiker, Ignoranz oder Schlechtreden von Hochschulstudien... etc.; die Versuche der verantwortlichen Erziehungsdirektoren, das Projekt zu retten sind vielfältig geweseg. Zuletzt wurde auf eine bereits laufende Überarbeitung und Ergänzung des Lehrmittels verwiesen. Danach der bildungspolitische Overkill mit den vernichtenden Resultaten zum Misserfolg des Projekts. Auch hier wurde noch ein letzter Versuch unternommen, eine Publikation der Ergebnisse zu verhindern, erfolglos. Die Bevölkerung hat die Zeichen erkannt und nun ein klares Verdikt gesprochen, jedenfalls im Baselbiet."

André Fritz, Co-Präsident EVP Birsfelden-Muttenz: "Ein Schelm, wer behauptet, die Starke Schule beider Basel übertreibe es mit extremen Bildungsinitiativen. Tatsache ist, dass diese Bildungsbewegung immer wieder mitarbeitet an tragfähigen und qualitativ guten Kompromissen im Bildungsbereich." 

Cyrille Hagen, Sekundarlehrer: "Ein neuer Start, eine neue Chance. Nun heisst es nach vorne schauen, danke ans Stimmvolk."

Paul Wenger, e. Landrat SVP, Reinach: "Ganz herzlichen Dank für euren unermüdlichen Einsatz zu zwei sehr wichtigen Bildungsfragen. Endlich, muss ich sagen, ist es gelungen, dem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenkonzept den Stecker zu ziehen und eine untaugliche Ideologie durch ein sehr vernünftiges Konzept zu ersetzen. Auch die geleitete Lehrmittelfreiheit ist sehr zu begrüssen und in der heutigen Zeit mehr als vernünftig. Ich frage mich einfach, wer eigentlich für die millionenteuren Ausgaben die Verantwortung übernimmt? Viele der hochbezahlten Bildungstheoretiker in Verwaltung und Politik müssten jetzt den Hut nehmen. Und auch mit dem niveaugetrennten Unterricht hat es geklappt. Eine Selbstverständlichkeit, über die ich mich sehr freue wird Realität. Ohne die eiserne Beharrlichkeit und professionellen Arbeit der Starken Schule beider Basel des gesamten Vorstandes und den vielen aktiven Helfer/-innen wäre dies nie Wirklichkeit geworden." 

Florence Brenzikofer, Sekundarlehrerin, Landrätin Grüne: "Ich freue mich über die deutliche Annahme der beiden Bildungsvorlagen. Zukünftig kann ich als Französischlehrerin individuell entscheiden, welches Lehrmittel ich von der Lehrmittelliste für meinen Unterricht verwende. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Ich mache die Erfahrung, dass ich im Niveau A, E oder P nicht dasselbe Material einsetze. Zukünftig kann ich bereits bei der Lehrmittelwahl differenzieren."

Hanspeter Amstutz, pensionierter Lehrer: "Das Resultat ist ein Sieg für die Starke Schule beider Basel und die direkt betroffenen Kinder. Es ist auch ein Sieg für die Baselbieter Lehrerschaft, die in Schulfragen das Heft in die Hand genommen und viel Mut bewiesen hat. Dieser Sieg der pädagogischen Vernunft kann wegweisend für eine praxisnähere Bildungspolitik in der ganzen Schweiz werden."

Marc Schinzel, Landrat FDP: "Nach dem didaktischen Debakel nun das überdeutliche Debakel an der Urne. Das Sprachbad-Konzept Passepartout geht baden. Diese Benotung durch die Baselbieter Stimmberechtigten ist verdient. Besser spät als nie - Byebye Passepartout! Brutaler könnte die Abstrafung für Passepartout kaum mehr sein. Nur noch ca. 15% Zustimmung im Baselbiet. Die anderen möchten die Badewanne lieber zuhause nutzen und nicht tatenlos zusehen, wie ihre Kinder im “Fremdsprachen-Bad“ untergehen. Mit dem heutigen Entscheid öffnet Baselland den Weg für einen inhaltlich und didaktisch gut strukturierten Fremdsprachenunterricht und verabschiedet sich von ideologischen Experimenten auf dem Rücken der Kinder. Wann ziehen andere Kantone nach? ByeBye Passepartout!"

Eva Abt, Bellinzona: "Herzlichen Glückwunsch! Wie wunderbar: Eine kleine Gruppe standhafter, engagierter Leute, denen vor allen Dingen das Wohl unserer Kinder am Herzen liegt, hat sich gegen eine finanzstarke, Medien unterstützte Ideologie durchgesetzt! Möge dieser Sieg schweizweit Früchte tragen!" 

Béatrix de Sury d’Aspremont, Landrätin CVP: "Ich hoffe, dass nun Abstimmungen zum Thema Bildung seltener werden, Ruhe in die Schulen einkehrt und dass unsere Schüler/-innen von den beiden angenommenen Lösungen profitieren werden. Die neuen Bestimmungen ergänzen die komplexe Bildungslandschaft sinnvoll."

Daniel Vuilliomenet, Sekundarlehrer: "Passe Partout? Non! Absolument pas! Le peuple a décidé. Et maintenant: Rien ne passe plus. Et ça c`est formidable. Bravo!"

Andreas Müller, Berufswahllehrer: "Ich weine dem Projekt Passepartout keine Träne nach. Endlich weg. Es ist nun an der Zeit, fortschrittlicher zu denken und handeln."

Pascal Ryf, Landrat CVP: "Ein klarer Entscheid des Stimmvolkes für das Ende des gescheiterten Passepartout-Projektes. Den Lehrpersonen wird mit der neu geltenden Lehrmittelfreiheit die Kompetenz zuteil, ihren Unterricht pädagogisch freier zu gestalten. Der schrittweise Aufbau von Grammatik, Wortschatz und Orthografie ermöglicht es den Kindern, eine Fremdsprache wieder systematisch und mit klaren Strukturen zu lernen – anstatt im Sprachbad unterzugehen.

Dr. Riccardo Bonfranchi (MAE), Heilpädagoge, Ethiker: "Es gibt eine unendliche Vielzahl menschlicher Daseinsformen. Einige Schüler können das besser, andere jenes. Es ist eine Bagatellisierung und damit auch eine Trivialisierung, dies negieren zu wollen. Menschen, die immer unterschiedlich sind, können nicht in einen Topf geschmissen werden. Wenn es dann auch noch um ein intellektuelles Vorhaben geht, wie es Schule darstellt, verkommt diese Gleichmacherei zu einem Chaos, das letztendlich niemandem nützt, aber Vielen schadet. Es ist deshalb nur folgerichtig, dass der Kompromiss- bzw. Gegenvorschlag der Regierung, dass Pflichtfächer nicht durchmischt werden, mit grossem Mehr angenommen wurde. Dies auch dank der Initiative des Vereins ‘Starke Schule beider Basel’."

Urs Kalberer, Sekundarlehrer: "Danke, Baselland! 84,8 %! Ein wegweisender Entscheid auch für andere Kantone und ein Erfolg für Eltern, Schulkinder und Lehrkräfte. Nun liegt es an den Lehrern, die errungenen methodischen Freiheiten auch sinnvoll zu nutzen. Packen wir’s an!"

Paul Hofer, e. Landrat FDP: "Volkswillen konsequent umsetzen!"

Alain Pichard, Sekundarlehrer, Orpund, Redaktor des Condorcet-Blogs: "Mit der Lehrmittelfreiheit beschreitet der Kanton Baselland einen wichtigen Schritt in Richtung innovativer und zeitgemässer Schule. Es ist kein Zufall, dass dieser Sieg an der Urne im Kanton Baselland stattfand. Ein widerständiger Lehrerverband, eine starke reformkritische Bewegung und eine diskursbereite Regierung machen den Kanton Baselland zu einem Pionierkanton in Sachen Bildung. Die Basellandschäftler wollen, dass die Schüler in ihren Schulen etwas lernen. Dass sie dies mit einem Vertrauensbeweis gegenüber ihren eigenen Lehrkräften tun, denen sie nun eine weitgehende Lehrmittelfreiheit zugestehen, ist beachtlich und wegweisend."

Balz Stückelberger, Landrat FDP, Arlesheim: "Heute wurde der Mille-Feuilles-Albtraum beendet. Das ist gut. Grösser als die Freude ist aber der Frust über den Schaden, den dieses unsägliche Lehrmittel in den letzten Jahren angerichtet hat."

Beat Studer, pensionierter Lehrer: "Das Stimmvolk hat dem untauglichen Passepartoutprojekt ein Ende mit Schrecken bereitet. Zurück bleiben völlig frustrierte Schüler, Eltern, Lehrer und ein Kanton, welcher sinnlos Millionen aus dem Fenster geworfen hat!"

Irène Tuaillon, Sekundarlehrerin: "Herzlichen Dank an alle, die Ja zur Änderung des Bildungsgesetzes gestimmt haben. Dies ermöglicht jeder Sekundarlehrperson ein passendes Französisch- und Englischlehrmittel für die entsprechende Niveaustufe auszuwählen und somit Schüler- und zielorientiert zu arbeiten. Der Starken Schule beider Basel danke ich für ihren grossen Einsatz."

Michael Miedaner, Lehrer: "Der seit Jahren finanziell angeschlagene Kanton BL schmeisst über 10 Millionen für ein katastrophales Lehrmittel zum Fenster raus, während dem zeitgleich den Lehrern der Lohn gekürzt wird! Die Verantwortlichen für dieses Desaster sollten zur Rechenschaft gezogen werden!"

Kathrin Zimmermann, Sekundarlehrerin: "Na endlich! Was lange währt, wird endlich gut. Ich bin soooo froh, dass ich nun ein Lehrwerk aussuchen kann, mit dem meine Schüler/-innen lernen und ich unterrichten kann, ohne es noch stundenlang umschreiben und didaktisieren zu müssen, weil der Unterricht sonst nur eine Beschäftigungstherapie ist. Zum Glück wird die Niveautrennung erhalten bleiben. Es wäre mir ein Grauen gewesen, wenn meine Kinder in durchmischte Klassen hätten gehen müssen. Meine Tochter ist schon in der Primar frustriert gewesen, weil sie immer warten musste, bis es alle verstanden hatten. Die arme Lehrperson, die diese Differenzen auffangen muss, tut mir leid. Sie hat auch nur zwei Hände und die Binnendifferenzierung innerhalb eines Niveaus ist anspruchsvoll genug."

Werner Hotz, Landrat EVP, Allschwil: "Die EVP hat beide Kompromiss-Vorlagen im Landrat mitgetragen und an der Parteiversammlung wurden diese einstimmig befürwortet. Demzufolge bin ich hocherfreut, dass diese beiden wichtigen Bildungs-Vorlagen vom Volk angenommen wurden. Wir sind zuversichtlich, dass die vorgeschlagene Lehrmittelfreiheit nun zum Wohle unserer Schüler/Innen im Schulalltag umgesetzt werden kann. Sinnvoll ist ebenso die erarbeitete Lösung betreffend den niveaugetrennten Unterricht in Promotionsfächern. Mit deren Realisierung kann die Qualität des Schulunterrichts auch in der Zukunft beibehalten werden."

Felix Schmutz, Sekundarlehrer: "Welch eine Abfuhr für ein Jahrzehnt der Bevormundung der Lehrpersonen durch Schreibtischtäter und deren Vollstrecker! Die Lehrpersonen haben die Expertise für das Lernen im Klassenzimmer. Mit dem heutigen Volksentscheid haben sie sich ein wichtiges Recht zurückerkämpft. Sie werden künftig wieder entscheiden, mit welchen Lehrmitteln und Methoden sie die Ziele im Lehrplan erarbeiten können, und zwar im Hinblick darauf, was für die Schülerinnen und Schüler am geeignetsten erscheint."

 

Leserbrief von André Fritz, EVP Co-Präsident Sektion Muttenz-Birsfelden

Eine erfreuliche Kompromisslösung
Der Starken Schule beider Basel ist für ihre Ausdauer und Hartnäckigkeit im Bildungsbereich zu danken. Trotz grossem Widerstand hat es sich gelohnt, mittels diverser Initiativen den notwendigen Druck auf die Politiker in Regierung und Parlament auszuüben. Dies zum Wohl unserer Schüler/-innen sowie der Französisch- und Englisch Lehrkräfte. Dank der umsichtigen Netzwerk- und Überzeugungsarbeit unter der Leitung der zuständigen Regierungsrätin gelang es, mittels der Berufung von praxiserprobten Sprach Lehrkräften in Lehrmittel-Fachkommissionen Lösungen zu finden, welche die Eigenverantwortung der Sprach Lehrkräfte steigern. Zielführend ist das Resultat betreffend dem niveaugetrennten Unterricht in Promotionsfächern. Umso erfreulicher, dass sich ohne Gegenstimmen unser kantonales Parlament für diese Kompromiss Lösungen entschieden hat!

 

Leserbrief von Felix Hoffmann, Himmelried

Wie eine Horde Schafe
Passepartout ist ein Lehrstück in Sachen Gruppendynamik, wie sie sich auch in der Politik abspielt. Haben sich genügend Schafe in Bewegung gesetzt, rennt ihnen der Rest der Herde blindlings hinterher, selbst wenn die hysterische Meute Richtung Abgrund hetzt. Da helfen dann keine noch so lauten Warnrufe mehr, von denen es zu Passepartout reichlich gab. Ist die Horde erst einmal laut blökend in Gang gekommen, gibt es kein Halten mehr. So hastete die Bildungspolitik, ohne zu überlegen, den Mehrsprachigkeits-Ideologen hinterher. Die Volksschule Baselland ist zwar noch nicht abgestürzt, doch viele solcher Drogenrausch-ähnlicher Trips wie Passepartout kann sie sich nicht mehr leisten.

 

Leserbrief von Peter Jungen, Pratteln

Man mutet den Kindern untaugliche Lehrmittel zu
Seit nun mehreren Jahren arbeiten die Schüler im Rahmen des interkantonalen Passepartout-Projekts mit «Mille feuilles» und «Clin d’oeil». Ich erteile fremdsprachigen Kindern des 7. und 8. Schuljahrs Französischunterricht, wenn sie aus der Fremdsprachenklasse in eine Regelklasse übertreten. Mit viel Eifer machen sich die meisten dieser Jugendlichen an die Arbeit, um auch im Bereich Fremdsprache mithalten zu können.

Es ist für mich fast unerträglich, miterleben zu müssen, welch untaugliche Lehrmittel man den Kindern und Jugendlichen nun seit Jahren im Französisch zumutet. Sie werden mit authentischen Sachtexten, in denen es nur so wimmelt von seltenem Vokabular, regelrecht überfahren. Grundlegende didaktische Prinzipien, wie etwa vom Einfachen zum Anspruchsvollen oder der systematische Aufbau eines relevanten Vokabulars, werden darin sträflich missachtet. Der Schüler, die Schülerin soll mit interessanten Sachthemen in der Zielsprache konfrontiert werden. Als Beiprodukt - so wird versprochen - würden sie dann noch die Sprache lernen. Was für eine Illusion!

[Quelle: erschienen am 20. November 2019 in der Basler Zeitung]

 

Leserbrief von Michael Miedaner, Biederthal, Frankreich

Ja zu den Bildungsinitiativen
Nachdem das deutsche Modell "Gesamtschule" vor rund 20 Jahren gescheitert war, meinten die Basler, es besser zu können, worauf sie die "Orientierungsschule" einführten. Zwölf Jahre liessen sie ihre von Anfang an quer durch die Bevölkerung kritisierte OS bestehen, auf dass die Gründer ihr Gesicht wahren konnten. 2015 schloss sie dann ihre Tore. Schon die Gründungsväter der Vereinigten Staaten von Amerika wussten, dass alle Menschen zwar gleich geschaffen, aber nicht gleich sind. Sie haben unterschiedliche Talente und eine unterschiedliche Leistungsfähigkeit. Dieser Tatsache wird im modernen Niveaugetrennten Unterricht Rechnung getragen, auf dass die einzelnen Schüler/-innen in ihrer Individualität und unterschiedlichen Leistungsfähigkeit am besten gefördert werden können. Die Abschaffung der Niveaus an unserer Volksschule entspricht der linken Ideologie, wonach wir Menschen alle gleich sind. Daran glaubt man mittlerweile nicht mal mehr in Moskau.

 

Thomas Schweizer, Kulturschaffender und Lokalhistoriker aus Füllinsdorf

La Suisse Romande existe!
Nach den eidgenössischen Wahlen, die ganz im Zeichen des Klimawandels gestanden sind, ist es nun Zeit, das Augenmerk vermehrt wieder andern Sachthemen zuzuwenden. In Baselland finden am 24. November die nächsten kantonalen Volksabstimmungen statt (nebst dem zweiten Ständerats-Wahlgang). Es geht um die Steuervorlage 17 und um die Abschaffung des Lehrmittelobligatoriums an unseren Schulen. Diese Abstimmung dürfte weniger hohe Wellen werfen als jene um die Steuerfrage. Dennoch ist sie wichtig und verdient Beachtung.

Zustande gekommen ist die Bildungsvorlage wegen der miserablen Resultate des didaktischen Sprachkonzepts Passepartout mit dem gescheiterten Lehrmittel «Mille feuilles». Hier sind die Resultate tatsächlich desolat. Im Lauf der Zeit wurde die Kritik bei Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern immer heftiger. Man forderte eine bessere Sprachvermittlung. Bald bekamen nämlich alle am Fach Französisch den Verleider. Unsere zweite Landessprache darf aber nicht vernachlässigt werden und verdient darum beste Lehr- und Lernbedingungen. Kürzlich hatte zudem Peter Rothenbühler in einem bz-Gastkommentar die bittere Wahrheit ausgesprochen, dass die Westschweiz bei uns immer weniger wahrgenommen würde. Eine Ursache sah er in den Schulen, die den Austausch von welschen und Deutschschweizer Klassen fördern müssten. Ihm kann ich nur zustimmen, denn das berühmte «Welschlandjahr» von früher gibt es ja längst nicht mehr. Persönlich sehe ich eine weitere Ursache der Geringschätzung unserer «compatriotes romands» darin, dass eben die seit 2011 eingesetzten Lehrmittel im Rahmen von Passepartout für unsere Kinder (und wohl auch für manche Lehrkräfte) untauglich sind. Den Schulen aber kommt eine vorrangige Bedeutung für die Kenntnisse unserer verschiedenen Landesteile und Sprachregionen zu.

Noch immer trauere ich «Bonne Chance» nach, das meiner Ansicht beste Französisch-Lehrmittel, das je an unseren Schulen eingesetzt worden ist. Entwickelt hatten es Sprachpraktiker (keine weltfremden, oft behördlichen Theoretiker!) aus mehreren Kantonen. Entsprechend war das Lehrmittel sehr kindgerecht aufgebaut. Wenn auch der Beginn sehr spielerisch (dem Alter der Kinder entsprechend) daherkam, so wurde doch die Grammatik nie vernachlässigt, und das gesamte Konzept der drei Bände folgte einem logischen Aufbau. Durch die beiden Stabpuppen Pierrette und Pierrot erreichten die Kinder bald eine sehr natürliche und ungehemmte Sprechfertigkeit.

Nebst einem Vokabular, das dem Grundwortschatz entsprach und in «Mille feuilles» sträflich vernachlässigt wurde, bekamen unsere Kinder auch einen ausgezeichneten Einblick in das Alltagsleben zweier unterschiedlicher westschweizer Familien. So wurden ihnen nie die sattsam bekannten Klischees und Vorurteile über «les Welschs» vorgesetzt. Sie lernten ganz einfach eine andere Lebensweise kennen. «Mille feuilles» brachte Themen aus der ganzen Welt, wohl gut gemeint, aber die Lernenden oft überfordernd.

Ehrlich, mir ist schleierhaft, warum «Bonne Chance» nicht weiterentwickelt und damit unsern Kindern ein sehr vernünftiges, weil praxisnahes Lehrmittel in die Hand gegeben worden ist. Das Konzept Passepartout verschlang auch unverschämt viel Geld, das für bessere Schulzwecke hätte eingesetzt werden können. Zu hoffen ist, dass ein positives Abstimmungsresultat in Baselland Signalwirkung für andere Kantone hat. Unsern aufgeweckten Kindern und unserer unverzichtbaren Westschweiz zuliebe.


 

Leserbrief von Paul Hofer, ehemaliger Landrat BL

Freie Lehrmittelwahl - Passepartout absetzen!
Am 24. November 2019 haben wir die Chance, dem Konzept einer freien Lehrmittelwahl zuzustimmen. Ich stimme überzeugt zu.

Worum geht es? "Stubentheoretiker" haben unter dem Namen "Passepartout" ein "modernes" Lehrmittel entwickelt. Die beiden Lehrmittel heissen Mille feuilles und Clin d'oeil. Sie haben sicher davon gehört. Es sollte möglich sein, so der Ansatz, dass im "Schlaf" die französische Sprache erlernt werden kann. Weit gefehlt: Ich behaupte, dass kein Schüler oder Schülerin nach drei Jahren Passepartout-Lernmethode im Welschland im Migros oder Coop ein Kilo Bananen kaufen kann ohne gravierende Grammatik- und Wortfehler zu machen! Es ist damit ein unverzeihlicher Fehlgriff an unzähligen Schülerinnen und Schüler begangen worden. Diese weit gefehlte Lernmethode ist viel zu lange von sogenannten führenden Bildungspolitikern und -sachverständigen vertreten worden. Leider können sie nicht zur Rechenschaft gezogen werden, denn auch der Bildungsrat und die entsprechende Lehrmittelkommission wird nicht vom Volk gewählt.

 

Leserbrief von Elisabeth Deppeler-Schlegel, Kinder- und Jugendpsychologin FSP

Französisch wird zum unbeliebtesten Fach
Ich bin überhaupt nicht erstaunt, dass Passepartout gescheitert ist. Ich hätte darauf wetten können. Vieles war völlig falsch angelegt. Was ich ausserordentlich bedaure: Nicht nur wurden die Lernziele nicht erreicht, sondern unzählig vielen Schülerinnen und Schülern wurde das Fach völlig vermiest. Man wollte mit diesem Lehrmittel vor allem die Fremdsprache Französisch beliebter machen, jedoch ist genau das Gegenteil passiert: Die Kinder beginnen zwar mit einer anfänglichen Begeisterung, stolz darauf eine Fremdsprache zu lernen. Nach kurzer Zeit wird das Französisch zum unbeliebtesten Fach degradiert. Und das hält sich leider sehr oft über die ganze restliche Schulzeit. Meist gelingt es weder den Lehrpersonen noch den Eltern, eine Motivation aufzubauen. Genau das ist das eigentliche Drama. Ich erlaube mir die Situation zu beurteilen, weil ich 34 Jahre in Baselstadt als Schulpsychologin gearbeitet habe und jetzt in meiner Praxis täglich Kinder sehe. Dazu habe ich das Französischdrama bei drei meiner Enkelkinder life miterlebt.

 

Leserbrief von Sabina Geissbühler-Strupler

Jahr für Jahr Millionen verpulvert
Ich verlangte als Grossrätin, dass der Regierungsrat die für mich untauglichen Lehrmittel «Mille Feuilles» und «Clin d`Oeil» vorerst mit Versuchsklassen testen müsse. Doch davon wollte Regierungsrat Pulver nichts wissen. Und so wurden denn für diese Lehrmittel Jahr für Jahr ca. 14 Mio. CHF und für Zusatzausbildungen für Lehrpersonen ca. 4 Mio. CHF «verpulvert». Kritische Stimmen betreffend die fragwürdige Didaktik des sogenannten «Sprachbades» wurden ignoriert. 

Mein Argument, dass das Bad gross sei wie ein See und die Kinder als Nichtschwimmer/-innen ohne Schwimmhilfen (Rechtschreibung, Grammatik oder Wörtlilernen) verloren seien, wurde negiert. Die Methode, welche eine Nachahmung des Sprachenlernens in einem fremdsprachigen Gebiet oder in einer fremdsprachigen Familie ist, kann nur erfolgreich sein, wenn ein Kind mindestens 40 Prozent seiner Wachzeit mit dieser Fremdsprache konfrontiert ist. Deshalb war von Anfang an klar, dass diese Lehrmittel für das Sprachenlernen mit 2-3 Lektionen pro Woche nicht taugen würden.

Auch die Masterarbeit, welche die erfahrene Sekundarlehrerin S. Zbinden unter dem bekannten Sprachenforscher Prof. Berthele zum Thema «Französischlehrmittel» gemacht hat und ich analysiert hatte, wurde von der Erziehungsdirektion verheimlicht. Dabei hat diese Vergleichsstudie deutlich gezeigt, dass die sprachlichen Leistungen der Kinder mit den neuen Lehrmitteln signifikant schlechter waren, als diejenigen des «Bonne Chance».

Dass nun die neusten Studienergebnisse der Bevölkerung wieder vorenthalten werden, hat also System. Die enormen Kompetenzen des Regierungsrates, insbesondere in Bildungsfragen, mit grossen Auswirkungen auf die Finanzen des Kantons und der Gemeinden müssen endlich gestoppt werden!

[Quelle: Schule Schweiz Blog]

 

Leserbrief von Regina Werthmüller, Landrätin parteilos, Musik- und Bewegungslehrerin

Unterrichten macht Spass
Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schultag? Diese Woche starten im Kanton Basel-Landschaft über 30'000 Schülerinnen und Schüler in ein neues Schuljahr. Zirka 5500 Kinder beginnen mit dem ersten Kindergartenjahr oder starten mit der ersten Klasse in der Primarschule. Im Vergleich zum Vorjahr ist eine leicht steigende Tendenz der Schülerzahl festzustellen. Der Eintritt in die Volksschule ist ein wichtiger Abschnitt im Leben eines Kindes. Nicht nur für Schülerinnen und Schüler beginnt nach den Sommerferien ein neuer Lebensabschnitt auch viele Lehrpersonen starten mit frischen Klassen und an neuen Arbeitsorten. Dank dem grossen Einsatz der Schulleitungen und der intensiven Suche nach geeignetem Personal während der Sommerpause konnten die im Juni noch fehlenden über 60 Lehrpersonen gefunden und die freien Stellen besetzt werden.

Leider wird sich der Lehrermangel auf der Primarstufe in den nächsten Jahren zuspitzen, denn es stehen grosse Pensionierungswellen bevor. Ähnliches gilt für das fehlende Personal in der Heilpädagogik. Auch in diesem Bereich werden viel zu wenig Berufsleute ausgebildet. Tatsache ist, dass früher eine Klassenlehrperson alle Fächer unterrichtete. Heute dürfen Studierende gewisse Fächer abwählen. Das heisst konkret, dass z. B. die Fächer Französisch oder Englisch, Sport, Werken oder Musik, nicht beleget und später nicht unterrichtet werden müssen. Folglich müssen diese Fächer durch ausgebildetes Fachpersonal abgedeckt werden. Schulleitungen stellt es vor zusätzliche Herausforderung diese kleinen Pensen mit adäquat ausgebildetem Personal zu besetzen.

Was bedeutet dies für die Zukunft? Um diese drohende Personallücke an den Schulen aufzufangen, muss der Kanton weit mehr Studierende an den Fachhochschulen ausbilden. Ausserdem muss der Lehrerberuf attraktiver werden. Die Ausbildung muss vermehrt so gestaltete werden, dass die Studierenden konkret auf ihren Berufsalltag vorbereitet werden und die unnütze Akademisierung mit sogenannten wissenschaftlichen Arbeiten gestoppt wird. Gerade wegen dieser Akademisierung hat das Image des Lehrerberufes in den letzten Jahren stark gelitten.

Der Tiefpunkt war für mich da erreicht, als Studierende ihre Prüfungslektion vor der Klasse selber filmen, im Nachhinein den Film anschauen und die erteilte Lektion als schriftliche Arbeit reflektieren mussten. Diese verwerfliche Praxis, welche die Arbeit der Studierenden gering schätzte, wurde erst abgeschafft, als sich Dozenten über die vielen geleisteten Überstunden, für das Lesen der Arbeiten und Anschauen der Filme, zur Wehr setzten. Zwar hinterlassen die vielen Schulreformen der vergangenen Jahre, die intensivierte Arbeit im Team mit Fachlehr- und Assistenzpersonal, Rücksprachen mit Heilpädagogen über Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedürfnissen etc. im Arbeitsalltag einer Klassenlehrperson ihre Spuren.

Trotz allem freuen wir uns heute mit allen Schülern über den geglückten Schulstart und konzentrieren uns künftig auf das Wesentliche, das Unterrichten, denn das macht Spass.

 

Leserbrief von Urs Kalberer und Hanspeter Amstutz

Verwirrende Testergebnisse und offene Fragen
Bis jetzt waren die Schweizer Bildungsfachleute stolz auf das gute Abschneiden unserer Jugend bei den PISA-Tests im Bereich Mathematik. Und nun das: Die nationalen Erhebungen zeigen, dass bei den Grundanforderungen nur sechs von zehn Schülern die minimalen Bildungsziele erreichen. Die Erziehungsdirektorenkonferenz ist ziemlich ratlos über das unerwartete Resultat und versucht mit diversen Begründungen das Debakel klein zu reden. All die gewundenen Erklärungsversuche überzeugen jedoch nicht. Insbesondere das Argument, dass in den meisten Kantonen in der Mathematik zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht nach dem Kompetenzmodell des neuen Lehrplans unterrichtet wurde, steht auf wackeligen Beinen.

So sticht für den Kanton Zürich, der leicht unterdurchschnittlich abgeschnitten hat, dieser vermeintliche Trumpf überhaupt nicht. Hier (und in allen Kantonen, die dasselbe Lehrmittel verwenden) wurden die Mathematiklehrmittel schon im Voraus auf die Bildungsziele und die methodischen Leitlinien des neuen Lehrplans ausgerichtet. Obwohl erfahrene Lehrpersonen immer wieder gewarnt haben, die Überfülle an Bildungszielen und der Verzicht auf gründliches Üben würde sich bei schwächeren Schülern negativ auswirken, nahm man die Kritik nicht ernst. Jetzt ist die Quittung da, und sie schmerzt empfindlich.

Ein weiterer Versuch zu beschwichtigen bestand im Hinweis, dass nicht in allen Kantonen gleich viele Mathematikstunden auf dem Stundenplan stehen. Doch erstens wusste man dies schon vor dem Test und zweitens gab es Kantone mit weniger Mathematikunterricht, die trotzdem besser abschnitten. Immerhin scheint die EDK auch Erfreuliches berichten zu können. Die Leistungen in Deutsch sind besser als erwartet. Doch Vorsicht, denn was im Deutsch geprüft wurde, deckt nur einen kleinen Teil der sprachlichen Kompetenzen ab. Wir wissen nicht, wieweit unsere Schüler imstande sind, sich über ein gewähltes Thema in schriftlicher Form verständlich auszudrücken. Dies zu prüfen, wäre sicher eine Herkulesaufgabe, aber es brächte mehr Licht ins Dunkel. Doch diese Herausforderung überstieg offensichtlich die vorhandenen Mittel.

Vorsicht geboten ist auch bei der Beurteilung der sprachlichen Kompetenzen in der ersten Fremdsprache. Lese- und Hörverstehen wurden eingehend geprüft, aber ausgerechnet in den heiklen Bereichen Sprechen und Schreiben liegen keine Testergebnisse vor. Wie die seriösen Untersuchungen der Zentralschweizer Bildungsdirektorenkonferenz aber zeigen, liegen genau da die Schwachstellen beim frühen Sprachenlernen. Die gesamten Testergebnisse geben wenig klare Antworten. Doch es gilt, die Ursachen für den Misserfolg aufzudecken. Es ist von grösster Bedeutung, dass die Resultate von Forschern sorgfältig und kritisch analysiert und kommentiert werden. Wir alle haben ein Recht zu wissen, was in unserer Schule nicht rund läuft.

 

Leserbrief von Felix Hoffmann, Sekundarlehrer

Gewerkschaften und solche, die es gerne wären
Das Fehlen einer echten Lehrergewerkschaft wird von den Basler Lehrkräften schon lange beklagt. Basel ist insbesondere in Sachen Schulpolitik eine linke Hochburg, wobei links nicht für Solidarität oder Mitbestimmung steht. Die ungesunde Verflechtung von Staatsapparat und Gewerkschaft erinnert an Konstrukte wie sie in den ehemaligen Staaten des real existierenden Sozialismus bestanden. Wie die Freiwillige Schulsynode und die Kantonale Schulkonferenz in Basel war der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund auf in der 1949 gegründeten DDR Bestandteil und Instrument des staatlichen Machtgefüges. Beklemmend sind dann auch die Auswirkungen für die Angestellten. In der Basler Lehrerschaft herrschen Denkverbote, das Verbot des Widerstands gegen von der Obrigkeit verordnete Reformen, das Verbot der freien Meinungsäusserung und unter Andersdenken die Angst vor Repressalien. Solche scheingewerkschaftlichen Gebilde wie in Basel haben mit einem demokratischen Staatswesen nichts zu tun und sie sind in einem gesunden Arbeitsklima zutiefst abträglich. Dies mit ein Grund für die hohe Burnout-Rate innerhalb der Basler Lehrerschaft.

 
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Leserbrief von Felix Hoffmann, Sekundarlehrer

Die Mär von der Integration
Ideologien orientieren sich an Wünschen, nicht an der Wirklichkeit. So erachten es die Integrationsideologen als wünschenswert, wenn grundsätzlich alle Lernenden unabhängig von ihrer Leistungsfähigkeit in Regelklassen unterrichtet werden. Die Fundamentalisten innerhalb der Integrationssekte sind gar der Ansicht, es dürfe bei den Ansprüchen keine unterschiedlichen Niveaus geben.

Der Integrationsideologie zugrunde liegt die Chancengleichheit. Gleiche Chancen haben Menschen aber nur, wenn sie gleich sind. Da sie dies nicht sind, gibt es folglich keine Chancengleichheit. Darauf basierende Schulkonzepte sind somit von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Zuletzt abgestürzt bei der versuchten Umsetzung eines integrativen Schulmodells ist die damalige Orientierungsschule in Basel. Aber auch in Deutschland schlossen die sogenannten "Gesamtschulen" ihre Tore.

Der Grund für die Untauglichkeit der Integrationsideologie ist simpel. Ist die Lehrkraft mit grossen Unterschieden bei der Leistungsbereitschaft der Lernenden konfrontiert, orientiert sie sich am Mittelfeld der Klasse. Die leistungsstärksten Schüler kommen so zu kurz, langweilen sich und können ihr Potential nicht ausschöpfen. Die leistungsschwächsten Lernenden sind überfordert und haben daher ebenfalls Langeweile. Sich langweilende Schüler verhalten sich oft gleich: Sie stören den Unterricht. In der Folge ist das Klassenmittelfeld und die Lehrkraft abgelenkt. Integration lässt sich somit zusammenfassen als "Benachteiligung aller Beteiligten".

Verheerend wirkt sich die Integration aus auf stark verhaltensauffällige Schüler. Solche bräuchten intensive Begleitung zur Korrektur ihrer Verhaltensdefizite, dies vor allem mit Blick auf eine spätere Anstellung. Anstelle einer solchen Begleitung in Heimen werden sie im Namen der Integrationsideologie nicht selten über Jahre von Schule zu Schule weitergereicht. So, als ob ein Standortwechsel etwas an ihrem destruktiven Verhalten ändern würde. Zu einer Heimeinweisung kommt es oft erst gegen Ende der Schullaufbahn, sodass nicht genügend Zeit bleibt für eine erfolgreiche Verhaltenskorrektur. Für solche Kandidaten hat sich der Begriff der "Integrationsleiche" eingebürgert. Im Namen einer Ideologie werden sie ihrem Schicksal überlassen. Abgesehen davon mischen sie ganze Klassen auf und terrorisieren ihre Lehrkräfte.

 

Leserbrief von Felix Hoffmann, Himmelried

2 x JA am 19. Mai
Dass sich die grossen Parteien gegen beide Initiativen aussprechen -sie wollten sie zunächst für ungültig erklären, wurden aber vom Kantonsgericht zurückgepfiffen-, ist jedoch kein Grund für Rechtfertigungen, sondern ein Beleg für die Notwendigkeit beider Anliegen. Denn insbesondere die grossen Parteien sind verantwortlich für die Misere in der Volksschule. Sie haben in der Vergangenheit sämtliche Warnungen und wohl begründeten Prophezeiungen des Lehrervereins in den Wind geschlagen, um blindlings auf jedes noch so dümmliche Reformzüglein aufzuspringen. Insofern ist es nur folgerichtig, dass sich jene Parteien nun gegen die Lehrergewerkschaft stellen. Alles andere wäre ein Eingeständnis ihrer bisher verfehlten Bildungspolitik. Infolgedessen ist ihr halblauter Widerstand geradezu der Beweis für die Dringlichkeit beider Initiativen. Deshalb 2 x JA am 19. Mai.

 

Leserbrief von Felix Hoffmann, Himmelried

Schulbetrieb hat Vorrang
Mäuse in Schulküchen, Vogelnester in Rollladenkästen, Schimmelbefall in Schulzimmern, undichte Dächer, fehlende Isolation, verschlossene Toiletten wegen veralteter sanitärer Anlagen, zu kleine Schulzimmer, ausfallende Heizungen, kaputte Wandtafeln, Schmierereien an Wänden, jahrzehntealtes Mobiliar, fehlende Computer, fehlendes Geld für Experimentier- und Verbrauchsmaterial in den Naturwissenschaften, der Hauswirtschaft und den gestalterisch-handwerklichen Fächern. Dies ist die Volksschule Baselland! Aber auch Klassenlager, Schwimmunterricht oder das Freifachangebot wurden gestrichen oder gekürzt, während Klassengrössen standortübergreifend erhöht wurden, sodass Kinder aus ihrem sozialen Umfeld gerissen werden. Im Falle weiterer Sparmassnahmen garantieren die beiden LVB-Initiativen erstens den Vorrang des laufenden Schulbetriebs gegenüber teuren Reformprojekten ohne Wirksamkeitsnachweis, zweitens eine faire Lastenverteilung gemäss Verursacherprinzip und drittens minimale Standards in der schulischen Infrastruktur. Ferner sollen Änderungen der Klassengrössen und Kürzungen oder Streichungen handwerklicher, gestalterischer und musischer Fächer künftig nur mit einer landrätlichen Zweidrittelmehrheit erfolgen. Gleiches gilt für die Beschneidung der Unterrichtsvorbereitung und die Aufweichung der Untentgeltlichkeit der öffentlichen Schule. Damit ist die von der Politik stets geforderte, aber nie erbrachte Planungssicherheit und Ruhe im Schulbetrieb gesichert. Ergo: am 19. Mai zweimal Ja!
 

Leserbrief von Paul Kreienbühl, Riehen

Auf bewährte Lehrmittel setzen
In Basel-Stadt wurde die Einführung des Frühfranzösisch mit einem neuen Lehrmittel verbunden, welches von einem «Sprachbad» ausgeht und glaubt, auf die Grammatik weitgehend verzichten zu können. Nun ist das Erlernen einer Fremdsprache keine neue Aufgabe, man hat langjährige, breit abgestützte Erfahrungswerte. Wenn nun Sprachwissenschaftler erschreckt feststellen, dass mit den neuen Lehrmitteln markant schlechtere Resultate erzielt werden, wird es Zeit für einen Übungsabbruch. Es ist nicht zu verantworten, dass weitere Generationen von Schülern «verheizt» werden. Deshalb gilt es, resultatorientiert auf ältere, aber bewährte Lehrmittel zurückzugreifen.
 

Leserbrief von Günther Scholer, Aarau Rohr

Vokabeln und Grammatik pauken
Französisch wird überschätzt? Das Gegenteil trifft zu, es wird unterschätzt. Viele Firmen in der Deutschschweiz, darunter auch jenes Unternehmen, in dem ich jahrelang tätig war, haben Kun­ den in der Romandie. Für mich war dies die Chance, meine vernachlässigten Französischkenntnisse aufzufrischen. Auch wenn es anfangs holprig lief, schätzten es «les Welsch» überaus, dass ich mir die Mühe nahm, mit ihnen mündlich und schriftlich in ihrer Spra­che zu kommunizieren. Dass dies überhaupt möglich war, verdankte ich der «traditionellen» Unterrichtsmethode, sprich: Vokabeln und Grammatik pauken bis zum Umfallen, immer wieder Prüfungen, bei denen alles Unkorrekte die Note gnadenlos nach unten drückte. Auch wenn ich manchmal fluchte, gefruchtet hats allemal. Hingegen wage ich sehr zu bezweifeln, dass der heutige Wischiwa­schi­-Kuschelunterricht à la Mille feuil­les ein vergleichbares Resultat ermög­licht. Und es ist meines Erachtens blanker Zynismus, wenn man diese un­tauglichen Experimente jetzt mit dem Schwamm­-drüber­-Argument klein­-redet, Französisch sei heute ja eh nicht mehr wichtig.

 

Leserbrief von Urs Kalberer


Besser spät als nie
Die Basler Uni-Professoren melden sich zu Wort: Die Mängel beim Französisch seien so gross, dass die Studenten kaum mehr die Möglichkeit hätten, an frankophonen Unis zu studieren. In welchem Bistrot tranken diese Professoren ihren Pastis, als die Beschlüsse zur didaktischen Neuorientierung des Fremdsprachenunterrichts (Projekt Passepartout) gefasst wurden? Seit der Einführung von Passepartout und den entsprechenden Lehrmitteln hagelt es fundierte Kritik. Nun treten die Auswirkungen dieser fatalen Methode eben ans Tageslicht: Schüler erreichen die Minimalanforderungen nicht, Lehrer und Eltern sind seit Jahren frustriert. Die Mehrheit unter ihnen liess sich einlullen von den Versprechungen einer neuen Didaktik. Nur ist dies alles nicht neu und hätte eigentlich für die Spezialisten an der Universität vorhersehbar sein müssen.Damit man mich nicht falsch versteht: Die Alarmrufe aus der Uni sind ja willkommen – nur ist es völlig unverständlich, warum sie nicht schon viel früher gekommen sind. Die Ironie an der Sache: Mit dem Frühfranzösisch wollte man die französische Sprache in der Deutschschweiz besser verankern und fördern. Nun zeichnet sich ab, dass wir bald einen Mangel an Französischlehrer haben werden.

 

Leserbrief von Felix Schmutz, Allschwil

Gymnasialschüler zeigen Defizite
Et voilà! Nicht einmal Gymnasiasten weisen elementare Kenntnisse in Französisch auf. Seit Jahren schlagen die Bildungsverantwortlichen alle Warnungen in den Wind, dass die neue Fremdsprachendidaktik auf Sand gebaut ist. Sie wiegeln ab, sie vertrösten, sie vertrauen blind ihren Pseudoexperten und diffamieren die Kritisierenden, obwohl dieser Unterricht in keiner Weise wissenschaftlich haltbar ist. Weder bewährt er sich in der Praxis, noch stösst er bei Eltern auf Akzeptanz. Dennoch investieren die Behörden weiterhin Millionen in ungeeignete Lehrmittel und doktrinäre Weiterbildungsveranstaltungen. Auch jetzt noch steht ein Abbruch in Basel nicht zur Diskussion: Das Gesicht muss gewahrt bleiben. Erschwerend kommt hinzu: Das Fremdsprachenkonzept des Bundes, das Französisch und Englisch um zwei Jahre vorgezogen, dafür aber die Stundenzahl pro Woche reduziert hat, zeigt seine fatale Schwäche. Bitter das Fazit: Die Fremdsprachen wurden in der Schule an die Wand gefahren!

 

Leserbrief von Alina Isler, Vorstand Starke Schule

Wichtige Akzente gesetz
Regina Werthmüller (parteilos) ist seit vielen Jahren aktives Vorstandsmitglied der Starken Schule beider Basel. Im Landrat konnte sie in den vergangenen vier Jahren durch zahlreiche bildungspolitische Vorstösse wichtige Akzente setzen und dazu beitragen, dass mehrere Reformen hinterfragt und korrigiert wurden. So wurden zum Beispiel die angestrebten Sammelfächer in den Sekundarschulen verhindert. Ihre wertvolle Arbeit war für viele Erfolge der Starken Schule in der Bildungspolitik massgebend. Den Stimmbürger/-innen empfehle ich deshalb, Regina Werthmüller am 31. März 2019 wieder in den Landrat zu wählen.

 

Leserbrief von Jürg Wiedemann, Landrat Grüne-Unabhängige

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen
Die Argumentation der SP entbehrt nicht der Ironie. Da stiften die Sozialdemokraten mit ihrer Reformhysterie seit Jahren Unruhe in der Bildung, um dann zur Ruhe in der Schule aufzurufen und aufzufordern, auf Störmanöver zu verzichten. Sigmund Freud prägte hierfür den Begriff der Projektion, denn es ist die Bildungspolitik dieser Partei, die ein einziges Störmanöver gegen ein bis dahin erfolgreiches Bildungssystem darstellt. Bei so wenig Einsicht in eigenes Fehlverhalten ist anlässlich der nächsten Wahlen wenig Hoffnung angesagt. Von Passepartout hat sich die SP jedenfalls bis heute nicht distanziert. Im Übrigen handelt es sic nicht um einen Grabenkrieg. Die Schülerinnen und Schüler müssen einfach wieder Fremdsprachen lernen dürfen, was mit den Passepartout-Lehrmitteln Mille feuilles, Clin d’oeil und New World kaum möglich ist. Viele Primarschüler treten bereits desillusioniert in die Sekundarschule ein. Wer die Fakten kennt, kann die mittelfristigen Folgen dieses Debakels für normale spätere Sprachkenntnisse wie auch das universitäre Fremdsprachen-Studium leicht erahnen. Damit leidet auch langfristig die Lehrerausbildung für die ganze Region. Passepartout war der Initialfunke für einen fatalen Teufelskreis mit unermesslichem Schaden bis weit in die Zukunft. Die Verantwortlichen allerdings werden bis dann in Rente sein.

 

Leserbrief von Marielle Widmer

Zur Fremdsprachen-Diskussion aus Sicht einer Sek 1 Lehrerin
Als Französisch- und Englischlehrerin bin ich jeden Tag mit «Passepartout» konfrontiert. Ich kann die Primarlehrer( innen) einerseits verstehen, da sie, wie wir, während mehr als einem Jahr Weiterbildungskurse besuchen mussten, und dies ganz selbstverständlich neben dem «Alltagsgeschäft ». Am Hearing wurde auch klar, dass alle Fremdsprachenlehrer(innen), egal von welcher Stufe, einen grossen (Zusatz-)Aufwand betreiben. Dieser scheint aber nicht immer Früchte zu tragen.

Beim Check S2 beispielsweise haben wir letztes Jahr eine ganz andere Erfahrung gemacht als die Primarlehrpersonen: Meine letztjährige 8. Klasse (Niveau P) mit «Clin d’oeil» hat deutlich schlechter abgeschnitten als die 8. Klasse, die ich ein Jahr früher mit «Envol» unterrichtet hatte. Ob dies am Lehrmittel oder an der Stundenreduktion auf der Sek I liegt, weiss ich nicht.

Tatsache ist, dass von den Schülerinnen und Schülern Dinge verlangt wurden, die in «Clin d’oeil» nie geübt worden waren. Sie mussten z.B. einen Brief zum Thema «Ferien» und einen Artikel über ein Schulhausfest schreiben. Weder das Thema «Les vacances» noch «Organiser une fête» kamen in «Clin d'oeil» vor. Das Schreiben von Postkarten und Briefen wurde nie thematisiert, obwohl das im Referenzrahmen unter A1 und A2 zu finden ist.

Auch das vorgegebene Vokabular lässt meiner Meinung nach zu wünschen übrig. Ein Magazine «La Musique» ohne Instrumente in der Fremdsprache zu lernen, finde ich sehr seltsam. Dasselbe beim Magazine «Fastoche» zum Thema Schule: Das «Vocabulaire de classe» beinhaltet viele umgangssprachliche Ausdrücke. Die Schülerinnen und Schüler können aber kaum die Frage beantworten: «Qu’est-ce qu’il y a dans ton étui/dans la salle de classe?». Mit viel Zusatzmaterial versuche ich, dieses Manko zu beheben.

Ob ich es lustig finde, wieder ein neues Lehrmittel zu bekommen, wenn ich dann nach drei Jahren mein Material zusammengestellt habe, weiss ich ehrlich gesagt trotzdem nicht.
 
 

Leserbrief von Peter Aebersold

Lehrplan 21 - erste Kantone buchstabieren zurück
Mit der Einführung des Lehrplans 21 wurde eben erst begonnen und schon zeigt sich, dass gewisse Reformelemente wegen ihrer ideologischen Fundierung den Praxistest nicht bestehen werden. Die ersten Kantone haben bereits begonnen, Korrekturen vorzunehmen: Der Kanton Nidwalden verzichtet auf das „Schreiben nach Gehör“ und kehrt zur Rechtsschreibung zurück. Der Kanton Basel-Landschaft führt die Lehrmittelfreiheit wieder ein, nach dem die praxisuntauglichen LP21-kompatiblen Lehrmittel zu einem teuren Eklat geführt haben. Die „bestechende Idee“ mit den Schulinseln dürften die Rückkehr zur bewährten Kleinklasse einläuten, auch wenn das erst unter vorgehaltener Hand gesagt werden darf. Es kann ja nicht sein, dass kein Geld für Schulreisen mehr da ist, weil man überall Lernlandschaften errichten muss.


Leserbrief von Christoph Studer

Checks mit den Lernzielen vergleichen
Die vom Institut für Bildungsevaluation der Universität Zürich durchgeführten Tests mit 12 500 Schülerinnen und Schülern der 6. Primarklassen haben wenig schmeichelhafte Resultate ergeben: Fast zwei Drittel erreichten die Lernziele nicht. Wie werden diese schlechten Resultate unter anderem von Beat Lüthy, Leiter des Amts für Volksschulen, erklärt? Der Vergleich zwischen den Resultaten der Checks und den Lernzielen sei nicht zulässig. Die Lernziele müssten erst am Ende und nicht schon am Anfang des 6. Schuljahres erreicht werden. (Die Tests fanden im ersten Semester der 6. Klasse statt.) Wenn dem so ist: Weshalb werden mit Tausenden von Schülerinnen und Schülern Tests durchgeführt, deren Anforderungen angeblich für die grosse Mehrheit der Teilnehmenden zu hoch sind? Weshalb wird Zeit und Geld in solche Vergleichtests investiert, deren Resultate kaum brauchbar und demotivierend für die Schülerinnen und Schüler sind? Oder ist die Erklärung von Herrn Lüthy schlicht und einfach eine Ausrede, um von der Kritik am Lehrmittel "Mile feuilles" abzulenken?

 

Leserbrief von Daniel Vuiliomenet

Die Rückseite der Tausend Blätter
Die Aura um die neue Pädagogik mit dem Lehrplan 21 und all seinen bevorzugten Lehrmitteln (wie z. B. Milles Feuilles) hat seit längerem pseudoreligiöse Züge angenommen. Die heute so hoch gelobten Kompetenzen haben berufene Lehrpersonen seit jeher interessiert, lange bevor dieser Begriff bildungspolitisch wieder und wieder wiedergekäut wurde. Was soll denn erworbenes Wissen ohne die Fähigkeit zur Anwendung? Tatsache aber ist: All die Versprechen der "brave new world" werden nicht gehalten. Krasse Defizite tun sich auf und je mehr über sogenannte "Kompetenzen" gesprochen wird, umso weniger sind sie tatsächlich vorhanden. Doch was einmal politisch aufgegleist wurde, darf ja nicht scheitern. Deshalb der geschlossene Ring von Funktionären und Schulleitungen (L`école c`est moi) um all die Totgeburten und wehe, eine erfahrene Lehrperson getraut sich, gegen diesen Mumpitz Stellung zu beziehen. "Ewiggestrig" ist da gerade noch ein Kompliment seitens der eifrigen Konvertiten...

 

Leserbrief von Felix Hoffmann, Sekundarlehrer

Patient Bildung
An den kontroversen Leistungschecks lassen sich vier schulspezifische Problematiken ablesen. 1. Innerhalb des Schonraums der öffentlichen Schule findet kein Wettbewerb statt. Folglich überleben in der Praxis nicht umsetzbare Totgeburten wie der Lehrplan 21 als Grundlage der kantonalen Checks. 2. Es tobt ein Kampf zwischen Pädagogik und Profit. Die Testindustrie will zusätzlich zu ihren Produkten, Basic- und Multi-Check, nun auch der öffentlichen Schule Checks verkaufen. Obwohl Multi-Check & Co. Ausdruck des privatwirtschaftlichen Misstrauens in die öffentlich-schulische Leistungsbewertung ist, können Pädagogen die kantonalen Checks nicht gutheissen, da jene nicht den Lernenden, sondern den Profiten der Testindustrie zugutekommen. 3. Erziehungsdirektorien stehen nicht im Dienst an der öffentlichen Schule. Dies lässt sich daran erkennen, dass mittlerweile kein auch noch so vehementer Widerstand sie jeweils von ihren Vorhaben abbringen kann. Sie folgen den Direktiven der Eidgenössischen Erziehungsdirektorenkonferenz, die als Filiale der OECD deren neoliberales Schulkonzept durchsetzt.


 

Leserbrief von Peter Schmied, erschienen am 18.08.2018 in der Thurgauer Zeitung

Der Dünkel der aktuellen Bildungspolitik
Neulich ist am Fernsehen einmal mehr der Lehrplan 21 über den grünen Klee gelobt worden, weil er, im Unterschied zum früheren Unterricht, sich nicht einfach auf Wissensabruf beschränke, sondern auf die Fähigkeit ausgerichtet sei, Wissen umzusetzen und anzuwenden. Ich wundere mich nicht nur, ich ärgere mich darüber, wie heutige Erziehungswissenschafter und in ihrem Gefolge auch Bildungspolitiker behaupten können, sie hätten nun etwas umwerfend Neues in der Pädagogik eingeführt, was im Grunde schon seit zweihundert Jahren selbstverständlich zu einer soliden Ausbildung gehört hat, nämlich das Gelernte in täglichen Situationen nutzvoll anwenden zu können. Vorher aber muss man die Grundlagen dafür erarbeiten, üben und dadurch festigen. Aber da sind nun oft dieselben Kreise der Meinung, darauf käme es nicht so sehr an, man brauche ja nichts mehr im Gedächtnis zu behalten, es lasse sich alles über die elektronischen Medien abrufen. Wer erinnert sich schon noch an die fünf formalen Stufen des Lernens nach Herbart, die einer seiner Schüler in folgenden Lernschritten benennt: Vorbereitung mit Angabe des Ziels, Darbietung, Verknüpfung/ Vergleichung, Zusammenfassung und Anwendung! Es versteht sich von selbst, dass diese auseinander hervorgehenden Lernschritte ein hohes Mass an Führung durch die Lehrperson erfordern. Aber auch das wird heute bestritten und durch selbstorganisiertes Lernen ersetzt mit dem Ergebnis, dass am Ende der Schulzeit die elementaren Grundlagen des Rechnens, Lesens und Schreibens im Klassenschnitt sehr zu wünschen übrig lassen, was von Lehrmeistern und Leitern weiterführender Schulen zu Recht beanstandet wird.

 

Leserbrief von Sara El Gebali, Sekundarschülerin und Kolumnistin beim Allschwiler Wochenblatt


Das Grauen der Sprachen
Schon lange wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Das lag wohl im Zusammenhang mit der Schule. Die sprachlichen Fächer waren beziehungsweise sind immer nur auf Themen und Stoffinhalte fixiert worden. Keine Grammatik-Kompetenzen. Nichts.
Ein gutes Beispiel sind die Checks. Das sind Prüfungen, damit man die Schulen vergleichen kann. Oh Mann, das waren schwere Zeiten. Wir waren total unvorbereitet, als wir zwei ganze Texte auf Französisch schreiben mussten. Aber das war nicht das Schlimmste, nein, es ging schlimmer. Wir mussten diese Texte in innerhalb von 45 Minuten fertigstellen! Es waren Briefe! Wie sollten wir das bitte machen?! Wir haben nur Wörter gelernt. Keine ganzen Sätze, die man im Alltag benutzen könnte. Das letzte, was wir gelernt haben, waren Werbungen. Werbungen! Daraus ziehe ich nicht wirklich einen grossen Nutzen. Meine Meinung ist, dass wir Sachen lernen sollen, die sich auf den Alltag beziehen. Klinge ich so, als könnte ich nach sechs Jahren flüssig auf Französisch Reden runtertexten? Oder dass ich in meinem Leben je das englische Wort «shoe-blacking factory» benutzen werde? Oder dass ich irgendjemanden auf Italienisch über seine Beziehung zum Internet frage? Nicht? Nun, da haben Sie wohl ins Schwarze getroffen.
Aber nicht nur die Schüler sind unzufrieden. Natürlich gibt es Lehrer, die das derzeitige System nicht mögen. Leider können sie auch nicht viel dagegen tun. Wir sind in der Schule, um etwas fürs Leben zu lernen, und nicht – obwohl die Lehrmittel das enthalten – um ein Monster auf Französisch zu kitzeln oder Lieder über Zahnbürsten runterzurattern.
 
 

Leserbrief von Peter Aebersold, erschienen am 19.07.2018 in der NZZ

Lehrplan 21 sorgt für Gymi-Boom
Dank dem föderalistischen System wird ersichtlich, welche Schulsysteme sich bewähren. Eine hohe Maturaquote heisst nicht, dass die Schüler gescheiter sind, das zeigt sich spätestens bei der Ausfallquote an der Uni («Die verlorenen Jahre der Gymnasiasten», NZZ 10. 7. 18). Der Ökonom Wolter hat offenbar nicht abgeklärt, warum trotzdem so viele ans Gymi wollen. Beim Pionierkanton Basel-Stadt sind es die Schulreformen (Orientierungsschule, Lehrplan 21), die die Volksschule derart verschlechtert haben, dass die Eltern ihre Kinder lieber ans Gymi schicken. Basel-Stadt und Genf sind die Schlusslichter beim Kantons-Ranking in der Schweiz. Offenbar ist Wolter auf den Lehrplan-21-Zug mit den Kompetenzen aufgesprungen und hat übersehen, dass die Länder mit Kompetenzorientierung bei Pisa allesamt abstürzen.
 

Leserbrief von Jürg Wiedemann (Landrat Grüne-Unabhängige, Vorstandsmitglied Starke Schule), erschienen am 17.5.2017 in der bz


Abstimmungsbüchlein gaukelt Einstimmigkeit vor
Der Fehler ist - wenn auch unabsichtlich - unschön und verfälscht das Abstimmungsergebnis: Im Abstimmungsbüchlein schreibt die Bildungsdirektion fälschlicherweise: "Der Landrat hat (...) die Initiative "Ja zu fachlich kompetent ausgebildeten Lehrpersonen" (...) mit 75 : 0 Stimmen, bei 4 Enthaltungen, abgelehnt." Das Ergebnis war jedoch nicht einstimmig: Die Fraktion der GLP/Grüne-Unabhängige sowie je ein Landrat der CVP und der Grünen stimmten für die Annahme der Initiative, nachlesbar im Landratsprotokoll.

Ohne Gegenstimme bei 4 Enthaltungen befürwortete das Parlament hingegen die Landratsvorlage zur Initiative gemäss Antrag der Bildungskommission: Die Regierung erhielt den Auftrag "die Ungleichbehandlung beim Lohn zwischen konsekutiv und integrativ ausgebildeten Lehrpsersonen der Sekundarstufe I baldmöglichst aufzuheben." Stossend ist heute, dass Lehrpersonen mit einer universitären Fachausbildung in einer schlechteren Lohnklasse eingeteilt sind, als Lehrpersonen, die nur eine Mini-Fachausbildung an der Pädagogischen Hochschule absolvieren und im leistungstarken Niveau fachlich immer wieder an ihre Grenzen stossen. Mit dem Landratsbeschluss wird eine Kernforderung der Starken Schule erfüllt: ein wichtiger Teilerfolg der Initiative. Ich stimme am Wochenende Ja zur Bildungsinitiative, denn die Schüler haben gute Lehrpersonen verdient.

 

Leserbrief von Saskia Olsson (Geschäftsleiterin Starke Schule beider Basel), erschienen in der bz vom 11.05.2017


Die Ausbildung der Lehrpersonen stärken
Wenn es so weit gekommen ist, dass Auszubildende der Pädagogischen Hochschule (PH) weniger wissen als die besten Schüler einer Sekundarschulklasse - insbesondere im leistungsstarken Niveau P -, dann ist es höchste Zeit, etwas an der Fachausbildung der Lehrpersonen zu ändern. Lehrpersonen müssen ihren Stoff verstehen, um ihn vermitteln zu können. Nur so werden sie von den Schulkindern ernst genommen, respektiert und als Vorbilder angesehen. Mit der Fachausbildung an der PH, die im Ausmass je nach Fach zwischen 10 und 50 Prozent der vergleichbaren Ausbildung an der Universität entspricht, können Lehrpersonen nicht mehr fachlich kompetent ausgebildet werden. Durch die Initiative kann diese unbefriedigende Situation verbessert werden.

 

Leserbrief von André Fritz, erschienen in der BaZ vom 08.05.2017


Berechtigter Frontalangriff
Man darf gespannt sein, wie die Vertreter der Pädagogischen Hochschule (PH) rhetorisch auf die Initiative "Ja zu fachlich kompetent ausgebildeten Lehrpersonen" reagieren werden, stellt diese für sie doch einen Frontalangriff dar. Kommt sie durch, bedeutet dies für die PH nämlich Stellenabbau. Doch genau hier liegt die Lösung des Problems der zurückliegenden Jahrzehnte, die von den Dauerreformen im öffentlichen Bildungsbereich geprägt wurden.

Mit dem Aufbau von Pädagogischen Hochschulen nach europäischem Vorbild wurden künstlich Anreize und Stellen geschaffen, deren es nie bedurfte, und die sich nur noch über Sparmassnahmen an den Volksschulen finanzieren lassen. Das Stimmvolk wird sich entscheiden müssen zwischen einer sich selbst dienenden Fachhochschule oder aber der Bildung unserer Jugend, die unserer Zukunft dient. Deshalb ein unbedingtes Ja für die Initiative.

 

Leserbrief von Regina Werthmüller (Landrätin parteiunabhängig), erschienen in der bz am 04.05.2017


Bessere Schulbildung
Geld regiert die Welt! Ohne Geld kann sich Baselland kein gutes Schulsystem leisten. Im Gegensatz zu Steuererhöhungen braucht gerade die Wirtschaft unseres Kantons gute Schulabgängerinnen und Schulabgänger. Die Initiative der Starken Schule, welche die Lehrerausbildung verbessert, trifft drei Fliegen mit einer Klappe: eine bessere Schulbildung mit qualitativ kompetenten Lehrpersonen, eine Entspannung des kantonalen Budgets und damit einen Beitrag zur Vermeidung von Steuererhöhungen. Deshalb befürworte ich die Initiative "Ja zu kompetent ausgebildeten Lehrpersonen".
 

Leserbrief von Kathrin Schaltenbrand-Kovacs (Einwohnerrätin FDP, Allschwil), erschienen in der bz am 02.05.2017


Synergien senken Kosten
Warum muss die Pädagogische Hochschule (PH) unbedingt auch noch einen fachlichen Ausbildungslehrgang für Sekundarlehrpersonen anbieten? An der Universität wird das seit Jahren mit ungleich höherer fachlicher Qualität geführt. Diese Doppelspurigkeit an der PH, die sich nach universitärer Anerkennung streckt, kostet den Staat Millionenbeträge. Während es in den Volksschulen durh das Dach regnet und dringend benötigte Sanierungsbeträge zurückbehalten werden, plustert sich die PH Jahr für Jahr immer mehr auf. Die Fachausbildung der Lehrpersonen gehört zurück an die Universität; deshalb sage ich am 21. Mai Ja zur Bildungsinitiative.

 

Leserbrief von Michael Pedrazzi (Vorstandsmitglied Starke Schule), erschienen im Allschwiler Wochenblatt am 28.04.2017


Ja zu fachlich guten Lehrpersonen
Angehende Lehrpersonen, die ihre Ausbildung heute an der Pädagogischen Hochschule absolvieren, erhalten im Gegensatz zum universitären Lehrgang nur noch einen Bruchteil des nötigen Fachwissens. Geködert werden sie mit einer um ein Jahr verkürzten minimalen Wischiwaschi-Ausbildung und sogar noch einem höheren Lohn. Kompetente Lehrpersonen mit einem grossen fachlichen Background sind aber das Fundament einer guten Schule. Deshalb ein Ja zur Lehrpersoneninitiative, welche die Ausbildung der Lehrpersonen verbessert. Unsere Kinder haben gute Lehrpersonen verdient.
 

Leserbrief von Marie-Louise Rentsch, erschienen in der bz vom 26.04.2017


Ausbildung verbessern
Die Fachausbildung der angehenden Sekundarlehrperson ist an der Universität deutlich höher. Das führt auch zu einer wünschenswerten Selektion der Studierenden. Immerhin geht es um die Qualität des Schulunterrichts und damit um die Ausbildung der Schülerinnen und Schüler. Ein gutes Bildungssystem mit fachlich kompetent ausgebildeten Lehrpersonen ist aus nachvollziehbaren Gründen wichtig. Diesem haben wir unseren Wohlstand der letzten Jahrzehnte zu verdanken. Ein Ja zur Bildungsinitiative wird die Ausbildung der Lehrpersonen wieder verbessern, zum Vorteil der gesamten Gesellschaft.
 

Leserbrief von Christoph Studer, erschienen in der bz vom 10.03.2017 als Reaktion auf den Leserbrief "Lehrerverein floppt mit Französischumfrage"


Jetzt die Lehrbuch- und Strukturdebatte führen
Es war zu befürchten: Kaum belegen seriöse Umfragen - und zwar nicht nur aus Baselland, sondern auch aus Solothurn und Graubünden - die Unzufriedenheit mit dem neuen Fremdsprachenkonzept und den dazugehörigen Lehrmitteln, werden die Überbringer der schlechten Nachricht, in diesem Fall der Lehrerverein Baselland, zu den Buhmännern gemacht. Wenn Herr Tester die Berichte in der "Schweiz am Wochenende" und in der bz sorgfältiger lesen würde, hätte er feststellen müssen, dass der Lehrerverein BL die französisch unterrichtenden Lehrpersonen der Primarschule in keiner Weise angreift. Auch kann nicht die Rede davon sein, dass mit dieser Umfrage Schülerinnen und Schüler entmutigt werden sollen. Dass schlechte Unterrichtsergebnisse sehr wohl etwas mit unbrauchbaren oder zumindest schlechten Lehrmitteln und einem unausgegorenen Fremdsprachenkonzept zu tun haben, ist leider nicht von der Hand zu weisen. Primarlehrerinnen und -lehrer können unter diesen Voraussetzungen mit noch so guter Arbeit keine Wunder bewirken. Weshalb soll es da nicht erlaubt sein, eine Lehrbuch- und Strukturdebatte zu führen, Herr Tester? Oder wollen Sie weiterhin eine Vogel-Strauss-Bildungspolitik betreiben, um in ein paar Jahren für teures Geld die begangenen Fehler korrigieren zu müssen? 
 

Leserbrief von Felix Schmutz, erschienen in der bz vom 10.03.2017 als Reaktion auf den Leserbrief  "Lehrerverein floppt mit Französischumfrage"

Untaugliche Lehrmittel und Unterrichtskonzepte
Urs Tester spricht den Sekundarlehrpersonen in seinem Leserbrief die Fähigkeit und die Berechtigung ab, die Französischkentnisse der Primarschulkinder nach vier Jahren Unterricht zu beurteilen. Dabei verkennt er die Tatasche, dass es die Lehrkräfte der Sekundarschule sind, welche die Verantwortung dafür tragen, dass die Jugendlichen in nur drei Jahren fit werden für Berufslehren, Diplomschulen und Gymnasien. Dort ist aber die Spiel- und Bastelzeit endgütlig vorbei: Nix verstehen, nix sagen und nix schreiben können, das geht nicht mehr. Nicht Scheinlernziele, sondern tatsächliches Wissen und Können werden dort vorausgesetzt. Falsch ist auch Testers Ansatz zu glauben, die Sekundarlehrpersonen würden den Kolleginnen und Kollegen der Primarschule Vorwürfe machen. Vielmehr haben die ausgebildeten Fachlehrkräfte der Sekundarschule längst erkannt, dass die Schuld an der Misere bei den untauglichen Lehrmitteln und Unterrichtskonzepten zu suchen ist und nicht bei den Personen, welche diese in besten Treuen umzusetzen versuchen. Oder anders gesagt: Mit einer Papierschere kann auch der eifrigste Handwerker keine Eisenstange durchschneiden.

 

Leserbrief von Felix Schmutz, erschienen am 25.11.2016 in der Basler Zeitung

Der Bildungsrat als Expertengremium?
Zweifel sind angesagt, wenn der Bildungsrat Basel-Land als Experten­gremium bezeichnet wird. Von 14 Mitgliedern vertreten neun die Interessen von Verbänden und politischen Parteien. Nur eine Minderheit von vier Lehrpersonen vertritt direkt die Bedürfnisse der schulischen Bildung. Die Mehrheit der Mitglieder wird deshalb einerseits ihre Spezialinteressen einbringen und andererseits den Vorgaben der Behörden widerstandslos folgen, wenn ihre Interessen nicht tangiert sind. Nur der Mangel an Sachverstand kann denn auch erklären, warum in den letzten Jahren so manches beschlossen wurde, was später korrigiert werden musste oder hoffentlich noch korrigiert werden wird: Sammelfächer, Aufhebung der kaufmännischen Vorbereitungsklasse, ungeeignete Fremdsprachenlehrmittel, ein unausgegorener Lehrplan 21, eine fragwürdige Stundentafel. Gegen ein beratendes Gremium mit Vorschlagsrecht wäre nichts einzuwenden, hingegen die Entscheidungsgewalt über Lehrpläne, Stundentafeln und Lehrmittel sollte nicht mehrheitlich bei ausser­schulischen Interessenvertretern liegen.  
 

Gastbeitrag von André Vanoncini und Daniel Goepfert, erschienen am 26.11.2016 in der BaZ

Solche Lehrer braucht das Land
Der gesamte Schul- und Studienbereich wird seit einiger Zeit von einer zunehmenden Anzahl Experten bearbeitet. Eine sich immer schneller drehende Reform-Maschine hat ihn erfasst und nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Viele Dringlichkeiten traten an die Stelle klarer Zielsetzungen.

Als mächtigstes Antriebsrad in diesem Mechanismus haben sich die Pädagogischen Hochschulen etabliert. Sie verstehen sich als Steuerungsorgan des gesamten Erziehungsbereichs. Sie liefern die Konzepte für Schulaktivitäten auf allen Stufen. Lehrpersonen sind aus dieser Perspektive Ausführende von vorgegebenen Techniken. Erziehungsdirektionen und ihre Verwaltungen übernehmen die Konzepte gerne, weil sie ihnen den besten Zugriff auf die Angestellten im Erziehungsbereich in die Hand geben. Als Relais werden dabei oft die Schulleitungen genutzt.

Jährliche Unterrichtsbesuche
Besonders beliebt bei den Bildungsmanagern ist zurzeit das sogenannte «Classroom walkthrough». Hinter dem verharmlosenden Begriff versteckt sich ein neues Führungsinstrument zur nachhaltigen Unterrichtsentwicklung, das jährlich zehn bis 15 Unterrichts­besuche durch den Schulleiter à sieben bis zehn Minuten vorsieht.

Weder die Schulen noch die Hochschulen sollten aber einem Wirtschaftsbetrieb gleichgestellt werden. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung wünscht sich nach wie vor, dass am Ende einer Schulkarriere demokratie- und gesellschaftsfähige Menschen in die Arbeitswelt treten. Um diesem Ziel nahezukommen, braucht es Lehrpersonen, die ihre Fächer beherrschen und ihre Rolle als Kulturvermittler und Demokratievorbilder wahrnehmen.

Souverän will Mitspracherecht
In jüngster Zeit mehren sich die Anzeichen, dass ein wachsender Teil der Bevölkerung nicht mehr bereit ist, den Wahrheitsanspruch von Experten zur Legitimierung von Reformen vor­behaltlos zu akzeptieren. Immer stärker wird das Recht auf Information, Konsultation und Mitsprache eingefordert. Im Kanton Baselland hat der Souverän die Einführung sogenannter Sammelfächer verworfen. Er wünscht sich Lehrpersonen mit solidem Einzelfachwissen und nicht polyvalent einsetzbare Schultechniker. Auch beabsichtigen Landrat und Regierung, den neuen Lehrplan mit verbindlichen Inhaltszielen für jede Stufe und jeden Jahrgang zu versehen. Initiativen mit ähnlichen Forderungen werden bald in anderen Kantonen zur Abstimmung kommen.

In eine vergleichbare Richtung zielen die Bemühungen der «Gruppe für eine bessere Sekundarlehramtsausbildung» (GBS). Sie fordert seit Jahren, den fachwissenschaftlichen Anteil am Sek-I-Studium auszubauen und aufzuwerten. Sie hat für dieses Anliegen die Unterstützung von Lehrerverbänden und Gewerkschaften der Kantone Basel-Stadt, Baselland, Aargau und Solothurn erhalten.

Grundsätzlich verlangt sie, dass zukünftige Sekundarlehrpersonen ein Studium mit mindestens 50 Prozent Fachwissenschaft in maximal drei Fächern ablegen sollen (statt wie bisher 20 Prozent Fachwissenschaft in drei oder mehr Fächern). Der fachwissenschaftliche Teil soll durch die Univer­sität unterrichtet werden; Erziehungswissenschaft, Didaktik und Berufspraxis sollen von der Pädagogischen Hochschule verantwortet werden.

Die Universität besitzt die notwendigen Kapazitäten, um diese Aufgabe zu übernehmen. Den künftigen Sek-I- Studierenden böte sie die Möglichkeit, mit einem Fachbachelor abzuschlies­sen, um dann bei Bedarf auf Masterstufe weitermachen zu können.

Praxistaugliche Lehrer gefragt
Obschon auch bei der Universität mit dem Bologna-System ein ökonomisches Zweckdenken Einzug gehalten hat, hat sie den Reformweg mit Vorsicht beschritten und ist – gerade in Basel – ihrem Selbstverständnis als Volluniversität weitgehend treu geblieben.

Die Pädagogische Hochschule hingegen versucht, den fachwissenschaft­lichen Bereich möglichst klein zu halten. Sie betrachtet ihn als sekundär gegenüber ihren anderen Unterrichtsgebieten. Das ist ihr grundsätzlich nicht zu verübeln, besteht ihre Hauptaufgabe doch darin, zukünftige Lehrpersonen praxistauglich zu machen.

Die Region Basel hat hervorragende Voraussetzungen, um die Aufgabenteilung zu realisieren. Das Zusammen­spannen von Universität und Pädagogischer Hochschule mit dem Einbringen der jeweiligen Stärken ist an diesem Standort ein Gebot der Stunde. Es bietet die Chance, die kostentreibenden Doppelspurigkeiten zu beseitigen.

Mit einer solchen Lösung würde das Zusammenspiel von Ausbildung und Bildung als identitätsstiftende Grundlage für Lehrpersonen und Schülerschaft gewährleistet. Es darf nicht sein, dass unsere Jugend als messbares Humankapital für gewinnbringende Investitionen in die Zukunft behandelt wird. Unser Land ist mit Recht stolz darauf, eine der ältesten Demokratien zu sein. Damit dies so bleibt, sind alle aufgerufen, sich als verantwortungsvolle Bürger den laufenden Entmün­digungsversuchen entgegenzustellen.
 

Leserbrief von Michael Pedrazzi (Vorstandsmitglied Starke Schule), erschienen in der BaZ vom 1. November 2016

Ausstiegs-Initiative hat ihr Ziel erreicht
Die 2014 eingereichte Harmos-Ausstiegs-Initiative der Starken Schule war ein voller Erfolg und hat ihr Ziel vollständig erreicht, obwohl sie nun wahrscheinlich gar nie zur Abstimmung kommt. Damit konnte das Mitte-links-Komitee eine breite bildungspolitische Diskussion weit über die Kantonsgrenzen initiieren, die schliesslich in einer schweizweiten Bewegung gegen diese Bildungsreformflut mündete. Ohne die Harmos-Ausstiegs-Initiative hätte das Baselbiet heute diffuse Sammelfächer und einen linientreuen Lehrplan 21, den die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) an den Schulen und dem Souverän vorbeischmuggeln wollte. Stattdessen hat das Stimmvolk an der Urne die Sammelfächer versenkt, und auch der neue Lehrplan "Volksschule Baselland" weicht nun vernünftigerweise stark von der EDK-Ideologie ab.

 

Leserbrief von Daniel Vuilliomenet (Sekundarlehrer), erschienen in der bz vom 1. November 2016

Wir sind gar nie in Harmos eingestiegen
Eine kleine Sensation ist das – das Komitee Starke Schule BL zieht seine Initiative, die den Ausstieg des Kantons BL aus dem HarmoS-Konkordat verlangt, zurück. Die bz kommt zum Schluss, das ganze Theater sei überflüssig gewesen, denn die Initiative hätte es nie gebraucht, da die Vorgaben von HarmoS den Lehrplan 21 betreffend, nie strikt waren. Stimmt so nicht, entgegne ich. Zwar tat die D-EDK in verschiedenen Statement (u. a. auch von NR CHr. Eymann) so, als sei der LP 21 lediglich ein Kompass. Nichtsdestotrotz begann sich aber die ganze Reformmaschinerie (auch in BL) strikt danach auszurichten und sie tut es bis heute noch. So sind die künftigen Checks auf der Sekundarstufe an LP-21-konformen Sammelfächern und an Kompetenzen orientiert, obwohl das Stimmvolk - der Starken Schule sei Dank - die Sammelfächer an der Urne verworfen hat.

Wenn nun RR Monica Gschwind tatsächlich ernst macht mit dem Mustervorlagencharakter des LP 21, so ist HarmoS de facto Makulatur – das hat das Komitee Starke Schule richtig erkannt. „HarmoS ist gescheitert“ – diese Aussage stammt nicht etwa von der Starken Schule, sondern von Anita Fetz (SP BS). Deshalb steigen wir nicht aus HarmoS aus, denn wir sind noch gar nie wirklich eingestiegen: Zugausfall – nehmen wir den Bus…
 

Leserbrief von Marie-Louise Rentsch, erschienen in der BaZ am 01. November 2016

Trotz Harmos eine gute Bildungspolitik
Das Komitee Starke Schule Baselland hat die Harmos-Ausstiegs-Initiative zurückgezogen, weil Baselland neu auch als Harmos-Kanton künftig seinen Schulunterricht und die Regeln selber bestimmen und den Lehrplan 21 nach Belieben abändern kann. Das überparteiliche Komitee setzt sich dafür ein, dass Schüler wie eh und je einen fundierten Fachunterricht erhalten und nach Sachkenntnissen in Einzelfächern beurteilt werden. Nur das ist objektiv, fair und lässt eine transparente Benotung zu. Die Chancen stehen dank der Starken Schule gut, dass der Kanton Baselland die Quadratur des Kreises schafft und eine vernünftige Bildungspolitik innerhalb des Harmos-Konkordats schafft.
 

Leserbrief von David Golay, erschienen in der BaZ vom 18.10.2016

Sozialromantische Bildungspolitik schadet unseren Schulen
Zu Recht hebt Alina Isler im Artikel die herausragenden Leistungen des Komitees Starke Schule Baselland hervor. Ohne diese kleine politische Gruppierung wäre der Schaden der sozial­romantischen Bildungspolitik der vergangenen acht Jahre noch weitaus grösser. Die Kaufmännische Vorbereitungsschule (KVS) wie auch die BVS2, zwei hervorragende Bildungsangebote im Kanton, wären abgeschafft. Klassengrössen wären angehoben und der ­Unterricht in Sammelfächern mit nicht ausgebildeten Lehrkräften wäre bereits in vollem Gang. Ich glaube nicht, dass diese ­Änderungen im Sinne unserer Schüler gewesen wären. Zum Glück gibt es die Starke Schule Baselland.
 

Leserbrief von Hansjürg Kipfer, erschienen in der BaZ vom 17.10.2016

Ohne "Starke Schule" wäre Chaos grösser
«Bildung ist und bleibt unsere wichtigste Ressource, denn unsere Kinder und ­Jugendlichen sind es wert!» Wie wahr! Nur: Das Bildungschaos verantwortet nicht die Starke Schule Baselland, sondern die Vorgänger von Regierungsrätin Gschwind. Gäbe es den «grösste(n) Störfaktor in der Bildungspolitik» nicht, stünden wir einem wesentlich grösseren Chaos gegenüber: Der Lehrplan 21 wäre bereits eingeführt, die sogenannten Sammelfächer (anlässlich der ­Abstimmung vom 5. 6. 2016 mit einer Mehrheit von 60,95 Prozent abgelehnt) desgleichen. Ginge es den Verfassern des Beitrags tatsächlich um unsere ­Kinder und Jugendlichen, wären sie kaum bereit, diese den selbst ernannten Bildungsideologen und deren Experimenten zu überlassen.
 

Leserbrief von Kathrin Schaltenbrand-Kovacs (Sekundarlehrerin), erschienen in der BaZ vom 17.10.2016

Froh über Reformstopp
Die beiden SP-Landräte Jan Kirchmayr und Miriam Locher lästern in ihrem Gastbeitrag ganz gehörig über Regierungsrätin Monica Gschwind und die Starke Schule Baselland. Dabei verkennen sie, dass genau dieses Bildungs- chaos durch die ideologisch geprägte Politik von ihrem eigenen alt Regierungsrat Urs Wüthrich angerichtet ­wurde, welcher die Bildungsreformen entgegen den Bedenken der Wissenschaft und des Lehrpersonals vorantrieb. Ohne das überparteiliche Komitee, welches im Lehrpersonal breite ­Unterstützung geniesst, hätten wir heute an den Sekundarschulen Sammel­fächer, grössere Klassen und ­einen Lehrplan 21 mit Tausenden von abstrakten und diffusen Kompetenzbeschreibungen, die nichts zu einer Harmonisierung der Schulen beitragen. So zum Beispiel: «Schülerinnen und Schüler können ­allein oder im Gespräch die kommunikative und ästhetische Wirkung und Qualitäten ihrer Texte mithilfe von Kriterien differenziert einschätzen.» Lerninhalte hingegen sind im Lehrplan 21 nur exemplarisch und ohne roten Faden zu finden. Ich bin froh, dass die Starke Schule ­Baselland mit ihren Initiativen den ­Reformstopp einleiten konnte.
 

Leserbrief von Stephan Wottreng

Erfolgreiche Starke Schule
Nur dumm, wenn man merkt, dass zwei SP-Landräte mit krass falschen Fakten argumentieren. Eine Initiative zur Abschaffung des Schulrates gibt es nicht. Die beiden verwechseln da ganz gehörig etwas. Den Bildungsrat abschaffen will die FDP, dazu hat sie  im Landrat eine Motion eingereicht, keine Initiative. Auch sind im Bildungsbereich nicht neun, sondern acht Volksinitiativen hängig, von denen nur sechs von der Starken Schule kommen. Die anderen beiden hat der Lehrerverband eingereicht. Von Landräten erwarte ich anderes als gedruckte Stammtischbehauptungen.

Skurril auch ihre Wahrnehmung, die Starke Schule sei ein Störfaktor. Ein überparteiliches Komitee kann kein Störfaktor sein, das seit Jahren bei den Lehrpersonen, Eltern und dem Stimmvolk eine beachtliche Unterstützung findet und Volksabstimmungen gewinnt. Zur Erinnerung: In der Abstimmung vom 5. Juni2016 stimmte das Volk mit 61% JA der Weiterführung der Einzelfächer an den Sekundarschulen zu. Gar mit 85% befürwortete es die Volksinitiative „Bildungsqualität für schulisch Schwächere“ der Starken Schule Baselland. Ein Komitee, welches zwei von drei Initiativen an der Urne haushoch gewinnt, leistet eine volksnahe und zielführende Politik. Die SP hat sich in Bildungsfragen ganz weit davon entfernt.
 

Leserbrief von Felix Schmutz

Wahre Ursache des Bildungschaos
Heftig attackieren Kirchmayr und Locher die Starke Schule BL. Dabei unterstellen sie deren kritisierten Bildungsinitiativen ohne inhaltliche Argumente eine destruktive Absicht. Es ist umgekehrt: Die Erziehungsbehörden gefährden die Ressource Bildung in unserem Land und torpedieren die Harmonisierung, indem sie diese mit unsinnigen Vorhaben überfrachten und umfunktionieren: der bildungsfeindliche Kompetenzlehrplan 21, der nicht koordinierte Fremdsprachenbeginn, der Zwang zu ungeeigneten Französisch- und Englischlehrmitteln, die pädagogisch fragwürdigen Unterrichtskonzepte mit Grossraumbüros, die Sammelfächer, die Reduktion der Unterrichtszeit wichtiger Fächer, die mangelnde fachliche Ausbildung der Lehrkräfte, etc. Die Autoren übersehen auch, dass sich der Widerstand gegen den geballten Reformunsinn längst schweizweit formiert hat, dass er jedoch gegen die diktatorisch auftretende EDK, leider unterstützt von den ideologisch Verblendeten unter der Lehrerschaft, einen schweren Stand hat.
 

Leserbrief von Marielouise Rentsch, erschienen in der BaZ vom 13.10.2016

Starke Schule leistet wichtige Arbeit
Eymanns Reaktionen auf die E-Mail- Kampagne der Starken Schule Baselland war gleichermassen gehässig wie unbegründet. Die berechtigten Anliegen der Starken Schule Baselland wurden von ihm unqualifiziert als «dummes Zeug» abgetan. Jetzt fordern auch die beiden SP-Landräte Miriam Locher und Jan Kirchmayer, beides Lehrplan-21-­Befürworter, von Bildungsdirektorin Monica Gschwind ein hartes Durchgreifen gegen dieses umtriebige Komitee. Das kommt mir wie im Kindergarten vor, wenn zwei junge SP-Politiker die Bildungsdirektorin auffordern, das ­Komitee Starke Schule Baselland zu stoppen. Erfolg, und den hat die Starke Schule Baselland, kann nicht einfach so durch ein Machtwort gestoppt werden – das wäre auch rechtsstaatlich völlig fragwürdig. Noch immer befinden wir uns in einer Demokratie, und das soll auch so bleiben. Die Starke Schule leistet eine gute und wichtige Arbeit.
 

Leserbrief von Marianne Wüthrich

Bildungs- und Forschungsniveau am Abgrund
Was sind wir für ein "Forschungsplatz" geworden, wo nur noch eine einzige, von der EDK vorpropagierte Meinung zu Schulfragen zugelassen wird. Wo Lehrer mundtot gemacht werden, wenn sie ihre Schüler nicht als Versuchskaninchen für fragwürdige und nicht evaluierte Lehrplan-Experimente hregeben wollen. Wo Eltern, die für ihre Kinder eine lebenstaugliche Schulbildung fordern, gemäss EDK-Präsident Eymann nichts zum Lehrplan zu sagen haben. Wo üblicherweise nur Mainstream-Pädagogen einen Lehrstuhl kriegen, und wo eine Professorin Simone Pfenninger, die sich traut, den Mund aufzutun und ihre fundierten Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren, aus dem Land gegrault wird. Was ist nur aus unserem hohen Bildungs- und Forschungsniveau geworden! Holen wir es zurük und lassen wir uns nicht davon abhalten, auf demokratischem Weg den Lehrplan 21 und die Fremdsprachenfrage zur Diskussion zu stellen!
 

Leserbrief von David Golay, erschienen am 01.06.2016 in der bz

Sammelfächer bringen eine deutliche Fachkürzung
Die Befürworter von Sammelfächern solten auch das Kleingedruckte lesen. Nebst dem Verbund von Einzel- zu Sammelfächern ist nämlich auch die Stundentafel, also die dafür wöchentlich vorgesehene Lektionenzahl ausschlaggebend. So sind Geografie und Geschichte, heute zusammen vier Wochenlektionen, neu im vorgesehenen Sammelfach "Räume, Zeiten, Gesellschaften" (kurz RZG) mit noch drei Wochenstunden dotiert. Das ist eine deutliche Fachkürzung; künftig werden auch Inhalte weggelassen. Es ist aber gerade das Fach Geografie, das den Grünen und der SP besonders am Herzen liegen sollte. Denn ein moderner Geografieunterricht umfasst mehr als nur Stadt, Land, Fluss. Die grossen Herausforderungen der Menschheit wie Energiefragen und Klimawandel, aber auch soziale Themen wie Migration, Armut und Hunger bilden heute Kernpunkte des Geografieunterrichts. Gerade diese Themen, in denen Fragen der Umweltbildung und Nachhaltigkeit diskutiert werden, stehen im Interesse linker Parteien. Folglich dürfen Fächer wie Geografie (und im Übrigen auch die Biologie) keine Stundenkürzungen in Kauf nehmen. Daher sage ich deutlich Ja zur Initiative "Verzicht auf kostentreibende Sammelfächer".
 

Leserbrief von Marc Schinzel (FDP-Landrat), erschienen in der bz vom 31.05.2016

Mit Schnellbleiche ein Sammelfach unterrichten?
Sammelfächer förderten vernetztes Denken, heisst es. Vernetzen kann man aber nur solid Erlerntes. Das schönste Haus taugt nichts, wenn das Fundament nicht trägt. Schülerinnen und Schüler, die Geografie und Geschichte halbbatzig lernen, werden falsche Verknüpfungen machen. Heute gibt es kaum Sekundarlehrpersonen, die befähigt sind, Geschichte und Geografie zu unterrichten. Nun soll plötzlich eine Geografielehrerin etwas Geschichte geben und ein Geschichtslehrer etwas Geografie, weil der Bildungsrat beides in das Sammelfach "Räume, Zeiten, Gesellschaft" packen will. Dieses fiele mit drei Wochenlektionen erst noch um eine Lektion kürzer als die zwei Einzelfächer. Wären die Lehrkräfte wenigstens auf den Sammelfach-Unterricht vorbereitet? Keineswegs! Eine Geschichtslehrperson, die "vernetzt" Geografie geben soll, durchliefe eine zehntägige (!) "Ausbildung". Das ist ein Fünfzigstel der Einzelfachausbildung an der Universität. Gleiches gilt für das Sammelfach "Natur und Technik", das Biologie, Chemie und Physik schlucken soll. Wie sich mit solchen Schnellbleichen die Unterrichtsqualität halten liesse, ist schleierhaft. 70 Prozent der Sekundarlehrpersonen lehnen die Sammelfächer ab. CVP, FDP, SVP, EVP, GLP und die Grünen-Unabhängigen wollen sie auch nicht. Im Komitee "Ja zu Einzelfächer" machen - bis auf die SP - Vertreter aller Parteien mit. Um die Bildungsqualität zu erhalten braucht es ein Ja zur Initiative "Verzicht auf kostentreibende Sammelfächer".
 

Gastbeitrag von Michael Weiss (Geschäftsführer des Lehrerinnen- und Lehrervereins Baselland LVB, Mathematik-, Physik- und Informatiklehrer), erschienen am 27.05.2016 in der BaZ

Die Weiterbildungen sind ein Witz
Die Argumente der Befürworter von Sammelfächern – sie selbst finden schon allein das Wort despektierlich und reden lieber von Fächerverbünden – haben eines gemeinsam: Sie lassen sich leicht entkräften.
So sollen Sammelfächer das interdisziplinäre, vernetzte Denken fördern. Das tönt unwiderstehlich gut, doch wie will man verschiedene Fächer vernetzen, wenn man über diese selbst noch gar nichts weiss? Erst wenn ein Grundstock an Wissen in den Einzelfächern vorhanden ist, können diese miteinander vernetzt werden. Die Sekundarstufe muss genau diesen Grundstock zunächst legen. Selbst an den Gymnasien unterrichtet man Biologie, Chemie, Physik, Geschichte und Geografie zunächst als Einzelfächer, und bietet dann im letzten Schuljahr fächerübergreifende Kurse an. Dieses Vorgehen hat sich sehr bewährt. Das Wahlpflichtfach MINT würde im Bereich der Naturwissenschaften ein ähnliches Vorgehen auch auf der Sek I ermöglichen. Und MINT wird unabhängig vom Ausgang der Abstimmungen ohnehin eingeführt werden.
Übrigens soll ausgerechnet dasjenige Schulfach, das von sich aus am meisten Ansatzpunkte zu interdisziplinärem und vernetztem Denken liefern würde, durch die Einführung von Sammelfächern geschwächt werden, nämlich Geografie: Statt wie bisher je zwei Lektionen Geschichte und zwei Lektionen Geografie sieht die neue Stundentafel nur drei Lektionen für das entsprechende Sammelfach „Räume, Zeiten, Gesellschaften” vor. Sammelfächer begünstigen den Bildungsabbau: Die Entscheidungsträger haben viel weniger Skrupel, bei einem Vier-Lektionen-Sammelfach eine Lektion zu streichen als bei einem Zwei-Lektionen-Einzelfach. Das ruft nach der Frage: Geht es überhaupt um die Vernetzung oder doch eher um das Streichen von Lektionen?
Die vielbeschworene Interdisziplinarität findet sich auch im Lehrplan 21 nicht. Die Inhalte des Fächerverbunds "Räume, Zeiten, Gesellschaften" sind dort zu 100% entweder der Geografie oder der Geschichte zugeordnet. Bei "Natur und Technik" sieht es kaum anders aus. Ob die Fächer einzeln geführt oder zusammengefasst werden: unterrichtet wird dasselbe. Daher ist auch ein Schulwechsel von einem Kanton in den anderen nicht schwieriger, wenn in einem davon Sammelfächer unterrichtet werden und im anderen nicht. Die nicht vorhandene Interdisziplinarität im Lehrplan 21 hat zur Folge, dass Lehrmittel, die für Sammelfächer konzipiert wurden, genauso gut auch im Einzelfachunterricht verwendet werden können. Man spart sogar Geld dabei, wenn man ein Lehrmittel für mehrere Fächer hat. Und aus demselben Grund können Lehrkräfte, die für Sammelfächer ausgebildet wurden, diese gleich gut auch als Einzelfächer unterrichten.
Eine ausgebildete Geschichtslehrerin kann aber in der Regel nicht auch Geografieunterricht erteilen. Die Versicherung, der Unterricht der Sammelfächer könnte wenn nötig auf mehrere Lehrpersonen aufgeteilt werden, ist wenig glaubwürdig. Die Aufteilung wäre organisatorisch höchst kompliziert. Damit würde der Druck auf die Lehrkräfte gross, auch Fächer zu unterrichten, für die sie nicht ausgebildet wurden – mit den entsprechenden Folgen für die Unterrichtsqualität. Und die Weiterbildungen, welche den betroffenen Lehrpersonen für eine Fächererweiterung angeboten werden, sind gelinde gesagt ein Witz. An sieben Samstagnachmittagen wird aus keinem Physiklehrer ein fähiger Biolehrer.
Bemerkenswerterweise hat nie jemand darüber nachgedacht, Französisch und Englisch zu einem Fach zusammenzufassen, obwohl die Didaktik der Mehrsprachigkeit ja immer noch in ist. Die Folge ist, dass die Bedeutung der Sprachnoten im Zeugnis weiter zunimmt. Sammelfächer torpedieren so die MINT-Förderung.
Zur Meinung der Baselbieter Lehrerinnen und Lehrer in dieser Frage kursieren verschiedene Aussagen. Die Delegierten der AKK befürworten die Sammelfächer. Der Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland hat jedoch als einziger die gesamte im Verein organisierte Lehrerschaft befragt - und nicht nur eine vergleichsweise kleine Anzahl auserwählter Delegierter. Diese Befragung hat ergeben, dass auf allen Schulstufen die Lehrpersonen mehrheitlich Ja zum Verzicht auf die Sammelfächer sagen.
 

Leserbrief von Michael Pedrazzi (Vorstandsmitglied Starke Schule Baselland), erschienen am 25.5.2016 in der bz

Mit Hurra in den Ideologiewahn
Selten waren derart einschneidende Veränderungen im Bildungswesen geplant wie heute. Das Verhalten mancher Reformbefürworter erinnert an Lemminge - einer gutmenschlichen Massenhysterie gleich -, die auf einmal alles Bewährte und Erfolgreiche abtut, als hätte es die Krätze. Unerreicht ist die ideologische Verbohrtheit, mit der plötzlich der Reformbegriff unkritisch und blauäugig als Inbegriff des modernen Fortschritts gilt. Völlig ausgeblendet werden dabei die von oben mantrahaft eingeflössten Worthülsen und Heilsversprechen. Worin liegt der Gewinn, wenn substanzielle Einzelfächer eliminiert und zu unüberblickbaren Sammelfächern vermengt werden? Wie ist es vertretbar, wenn ein Bildungsrat kaum Fragen von Journalisten fundiert zu beantworten weiss, aber für sich in Anspruch nimmt, alleine einen hochkomplexen, ideologisierten Lehrplan 21 abschliessend absegnen zu wollen? Deshalb zweimal Ja zu den beiden Vorlagen "Einführung Lehrplan 21" und "Verzicht auf kostentreibende Sammelfächer".
 

Leserbrief von Guido Keel (Fachhochschul-Dozent), erschienen am 25.5.2016 in der bz

Lehrplan 21: "Bildung" oder "Ablöscher und Burnout"?
"Weisse Blutkörperchen fressen Krebszellen" hörte meine Tochter in der Sekundarschule. Dies wäre ja schön, ist aber leider falsch. "Schüler kennen Beispiele von Regelkreisen, zum Beispiel Feuermelder": Dies ist ein Lernziel aus dem neuen Lehrplan 21. Fachlich leider auch falsch, denn die Feuerwehr soll ja einen Brand löschen und nicht das Feuer auf ein "gewünschtes Mass" regeln. Auch diejenigen, die einen neuen Lehrplan erfinden, sollten dies wissen. Wenn nicht, sollten sie Fachleute zuziehen. Dies haben die Lehrplan-Erfinder leider "vergessen". Dies sind ja nur einfache Beispiele, aber: Wer als Lehrperson Unsinn erzählt, hat schnell ein Problem mit seiner Glaubwürdigkeit. Fachlich schlecht ausgebildete, wenig kompetente Lehrpersonen sind erstens Burnoutgefährdet und halten zweitens die Schüler davon ab, sich für das entsprechende Fachgebiet zu motivieren. MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) sollten gefördert werden, aber der Lehrplan 21 macht das Gegenteil: Die Naturwissenschaften werden so zusammengefasst, dass es kaum mehr kompetente Lehrpersonen gibt. Zudem erscheint die Technik gar nicht im Lehrplan. Andererseits ist das Fach Deutsch stundenmässig so hoch dotiert, dass es in der progymnasialen Stufe der Sekundarstufe sogar eine Lesestunde gibt: Die Schüler dürfen ein beliebiges Buch lesen, "um ihren Wortschaft zu vergrössern". Diese Stunde könnte man ersatzlos streichen und dafür die MINT-Fächer fördern, statt sie mit Sammelfächern weiter zu marginalisieren. Deshalb sage ich Nein zu diesem Lehrplan 21 und Ja zu den drei  Bildungsvorlagen.
 

Leserbrief von Beat Studer, erschienen am 21. Mai in der BaZ

Qualitätsabbau durch Sammelfächer
Eine Lehrperson muss über viele Fähigkeiten verfügen. Die Fachkompetenz ist eine Grundvoraussetzung für erfolgreichen Unterricht. Diese Fachkompetenz hatte sich ein Mittellehrer ursprünglich mit dem Fachstudium von drei Fächern an der Universität erworben. Werden zu diesen Fächern andere dazugemischt, die der Betroffene nie studiert hat, findet ein Qualitätsabbau statt. Natürlich könnte ein gut vorbereiteter Geografielehrer auch eine Geschichtsstunde abhalten (oder umgekehrt). Das würde genau zehn Minuten funktionieren. Dann kämen die ersten intelligenten Fragen der Schüler. Und genau auf diese hätte sich der Lehrer nicht vorbereiten können. Spätestens nach der dritten ausweichenden oder inkompetenten Antwort würden die Schüler das Interesse am Fach und den Respekt vor der Lehrperson verlieren. Die Schüler merken sofort, ob der Lehrer etwas kann oder nicht.
Bei den Sammelfächern geht es vielen Politikern darum, Geld zu sparen. Neben dem Qualitätsabbau wird damit das Gegenteil erreicht. Die Weiterbildung von Lehrern sowie die Neuanschaffung von Lehrmitteln kosten mehr ...
 

Leserbrief von Michael Pedrazzi, Grüne-Unabhängige Allschwil

Flächendeckende Kritik
In den Kantonen Bern und Solothurn ist man bereits ein Jahr weiter als im Kanton Baselland; deren Schüler haben unter der verordneten Ideologie-Didaktik die Oberstufe (Sekundarstufe) bereits erreicht. Lehrpersonen kritisieren flächendeckend, dass die Lernziele nicht erreicht werden, nicht mal im stärksten Leistungszug. Zudem wurde diese Didaktik nie auf ihre Wirksamkeit geprüft. Ohne Pilotprojekte startete man durch die Hintertür eine Didaktik in Form eines Paradigmenwechsels und verneint nun stur jegliches Scheitern, indem man sich der Realität nicht stellen will. Auch die Studie von Prof. Simone Pfenninger (Universität Zürich) belegt, dass ein Frühstarten im Fremdsprachenunterricht unter solchen Umständen keinen besseren Lernerfolg bringt. Weiteres Zuwarten bis 2020 ist verantwortungslos, weitere Jahrgänge von Schülern würden diesem "Passepartout"-System geopfert werden.
 

Leserbrief von Thomas Martin, erschienen am 21. Mai 2016 in der BaZ

Sammelfächer? Nein danke!
Die laufend aufgezwängten und unausgegorenen Reformen, die unser bewährtes Bildungssystem seit Jahren grossflächig strapazieren, verursachen Unruhe und Chaos an unseren Schulen. Die Einführung von Sammelfächern ist auch eine solche sogenannte Reform. Sammelfächer führen dazu, dass die Schülerinnen und Schüler in einzelnen Fachrichtungen wie Biologie, Chemie, Physik, Geschichte, Geografie ... unmöglich ein notwendiges und ausreichendes Basiswissen erhalten.
Das Resultat: Die Schülerinnen und Schüler wissen von vielem wenig und von nichts genug. Schon heute wird mit den Einzelfächern auch ein vernetztes und fächerübergreifendes Arbeiten praktiziert in den Schulen. Qualitative Arbeit in den Schulzimmern erfordert fachlich sattelfeste Lehrpersonen, die wissen beibringen können. Fachwissen, welches die Schüler in ihrer weiteren Entwicklung dringend benötigen. "Sammelfachlehrer", die in einer Schnellbleiche auf ihre Aufgabe vorbereitet werden sollen, werden den Schülern anschliessend in Sammelfächern Allgemeinplätze vermitteln. Das bringt gar nichts. Sammelfächer sind nicht nur unnötig und kostspielig, sie sind vor allem auch schädlich für die Bildungsqualität an unseren Schulen. Deshalb stimme ich Ja zum "Verzicht der kostspieligen Sammelfächer".
 

Leserbrief von Felix Schmutz, erschienen am 21. Mai 2016 als Reaktion auf den Artikel "Die Wirtschaft befürwortet den Lehrplan 21"

Saladins Abstimmungsparole
Franz Saladin verteidigt den Lehrplan 21, der Tausende von Kompetenzen aufführt. Pate gestanden dafür hat der Psychologe Franz Weinert mit seinem viel zitierten Kompetenzbegriff, den er allerdings nicht für Lehrpläne, sondern für die Leistungsmessungen empfahl. Saladin müsste eigentlich auch interessieren, was Weinert zu den Sammelfächern gesagt hat: "Fachlich definierte Disziplinen sind notwendig als Lerndomänen. Fächer sind als Wissenssysteme unerlässlich für kognitives Lernen. Es gibt überhaupt keinen Grund für einen heterogenen Fächer-Mischmasch. Aber wir sollen uns darum kümmern, dass wir verschiedene schulische Wissensdomänen noch besser miteinander verknüpfen." Davon abgesehen sind Sammelfächer nicht nur problematisch wegen der ungenügenden Ausbildung der Lehrpersonen, sondern auch weil die Stundendotation gegenüber den früheren Einzelfächern gekürzt wurde. Saladin müsste einfach einmal erklären, wie aus weniger Grundlagen wegen der verkürzten Unterrichtszeit mehr "Vernetzung" entstehen kann, aber Logik und Abstimmungskampf gehen wohl nicht zusammen.
 

Sammelfächer sind zum Scheitern verurteilt

Die Einführung von Sammelfächern führt zu einem Bildungsabbau. Denn ein Einzelfach wie Geografie deckt ein riesiges Spektrum an Themen ab, die an den Sekundarschulen meist nur gestreift werden. Mit zwei Stunden pro Woche bieten die Geografie-Lehrer einen wichtigen Einblick in einige Teilgebiete ihres Fachs. Auch im Fach Geschichte stehen im heutigen Stundenplan zwei Wochenlektionen zur Verfügung, damit historische Ereignisse fundiert behandelt werden können. Für das Sammelfach „Räume, Zeiten, Gesellschaften“, das künftig Geografie und Geschichte abdecken soll, sind wöchentlich insgesamt nur noch drei Lektionen vorgesehen. Damit ist die Vermittlung eines gleichwertigen Anteils an Wissen nicht mehr möglich. Die Folge ist ein ungewünschter Bildungsabbau.

Wer davon ausgeht, dass vernetztes Denken nur mit Hilfe von vorgeschriebenen Fächerkombinationen zustande kommt, kennt die heutigen Normen im Schulunterricht nicht. Die allermeisten Lehrpersonen unterrichten heute bereits vernetzt. Fächerübergreifende Blockwochen und Projektarbeiten sind Standard. Beteiligt sind dabei in der Regel mehrere Lehrpersonen, die alle in ihren Fächern über fundierte Kenntnisse verfügen und eine hohe Unterrichtsqualität sicherstellen. Sammelfächer sind weder sinnvoll, noch bringen sie einen Bildungsmehrwert. Sie führen einzig dazu, dass die Qualität des Unterrichts sinkt, wie das folgende Beispiel plausibel macht.

An der Pädagogischen Hochschule (PH) sollen Sekundarlehrpersonen weiterhin in drei Unterrichtsfächern ausgebildet werden. Lässt sich eine Lehrperson in den Schulfächern Deutsch, Englisch und "Natur und Technik" ausbilden, so sind das im Vergleich zu heute fünf Einzelfächer: Deutsch, Englisch, Biologie, Chemie und Physik. Der quantitative Anteil pro Fach wird im Vergleich zur Fachausbildung an der Universität markant reduziert: Statt nur in drei Fächern müssen sich die angehenden Lehrpersonen in fünf Fächern ausbilden lassen - und das in weniger Ausbildungszeit.

Die Einführung der Sammelfächer ist auch teuer. Der Einkauf von neuen Lehrmitteln und die kostspieligen Weiterbildungen der Lehrpersonen verschlingen finanzielle Ressourcen, die der Steuerzahler berappen muss. Dabei gibt es auf dem Markt bereits zahlreiche ausgezeichnete Lehrmittel, die in den Einzelfächern eingesetzt werden können. Mit der Universität und der PH leisten wir uns zudem zwei Bildungsinstitute, welche die Sekundarlehrpersonen fachlich ausbilden. Bleiben wir bei Einzelfächern, könnte durch einen Verzicht auf die zusätzliche Fachausbildung an der PH ein Millionenbetrag eingespart werden. Der Universität, die bereits heute alle Einzelfächer anbietet, entstehen dadurch keine relevanten Mehrkosten.

Sammelfächer sind bereits heute zum Scheitern verurteilt. Diese trotz des grossen Widerstands zahlreicher Lehrpersonen einführen zu wollen, wäre fatal, zumal auch der Kanton Aargau an den Sekundar- und Bezirksschueln bei Einzelfächern bleibt.

Gastbeitrag von Saskia Olsson (Geschäftsleiterin Starke Schule Baselland) erschienen in der Tageswoche vom 20.05.2016
 

Leserbrief von Marie-Louise Rentsch, erschienen am 19. Mai 2016 in der bz

Eine Furzidee mit Kostenexplosion
Wie sich doch Dinge ähneln. Kennen Sie die Geschichte? Neue Modelle wurden entwickelt, aussen  mit einer glänzenden Hülle, geworben wurde unentwegt für ein neues Erlebnis, technisch besser als alles bisher Dagewesene. Dann kamen den Kunden Zweifel auf, etwas stimmte beim "Output" nicht. Kritik an der Qualität wurde hörbar. Versprochene Angaben und Werte stimmten einfach nicht mit der Realität überein. Stimmen wurden laut, dass womöglich grosser Schaden verursacht werden könnte. Es stellte sich heraus, dass die Kunden mit falschen Argumenten geködert und über den Tisch gezogen wurden. Wieso denken Sie unentwegt an Autos? Ich schreibe von den Sammelfächern, über die am 5. Juni abgestimmt wird. Mit einem Ja zur Abstimmungsvorlage "Verzicht auf kostentreibende Sammelfächer" erreichen wir die dringend nötige Rückrufaktion.
 

Gastbeitrag von Jürg Wiedemann (Vorstandsmitglied Starke Schule Baselland), erschienen in der BaZ vom 18.05.2016

Lehrplan unter Ausschluss der Öffentlichkeit entwickelt

Für die Gesellschaft und die Wirtschaft haben die an Volksschulen verwendeten Lehrpläne beachtliche Auswirkungen. Deshalb sind sie von legitimem öffentlichem Interesse. Der Lehrplan 21 wurde unter Ausschluss des Meinungsbildungsprozesses der Schulen im stillen Kämmerlein ausgearbeitet. Federführend war ein Kabinett, sprich die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK), welche ohne Auftrag und ohne Legitimation einen Lehrplan mit einer völlig neuen Ideologie erarbeitet hat und jetzt den Schulen aufzuzwängen plant. Interne kritische Stimmen wurden übergangen. Diese Heimlichtuerei ist nicht im Sinne unserer Rechtsstaatlichkeit und ein Hintergehen des Stimmvolkes. Die Art und Weise wie die EDK den Lehrplan 21 mit derart gravierenden Veränderungen an der öffentlichen Meinung wie auch an kritischen Fachleuten hat vorbeischmuggeln wollen, ist mit unseren Grundwerten nicht zu vereinbaren. In unserem System der direkten Demokratie ist es opportun, sich einer sachlichen Auseinandersetzung zu stellen.

Gemäss Umfrage der Bildungsdirektion lehnen 60% der Lehrpersonen den kompetenzorientierten Lehrplan 21 ab. Sie erachten ihn als erhebliches Risiko für die Schüler/-innen bei der schulischen Entwicklung. Die Politik muss diese grossen Bedenken der Fachexperten, der Lehrpersonen ernst nehmen. Deshalb ist es richtig, mit der landrätlichen Bildungskommission (BKSK) ein zusätzliches Gremium zur Absicherung einzubauen. Die BKSK besteht ebenfalls aus Fachexperten in Bildungsfragen und hat die notwendige Kompetenz den Lehrplan 21 zu überprüfen und dem Landrat Antrag zu stellen. Dieser kann dann den Lehrplan absegnen oder  an den Bildungsrat zurückweisen. Die Kompetenz den Lehrplan zu verändern erhält der Landrat mit der Bildungsvorlage "Lehrplan 21", über die wir am 5. Juni abstimmen, nicht.

Faktisch ändert sich damit an der heutigen Situation nur wenig. Ein Ja am 5. Juni hat jedoch eine gewichtige Konsequenz, die nur für diesen einen Fall „Lehrplan 21“ gilt. Bis anhin konnte der Bildungsrat autonom und abschliessend einen neuen Lehrplan beschliessen. Er musste keine anderen Meinungen von Fachleuten einholen. Stimmt das Volk am 5. Juni zur Bildungsvorlage aber zu, so wird der Bildungsrat sich mit den Schulen und der landrätlichen Bildungskommission absprechen und einen ausgewogenen, gesellschaftlich und schulpolitisch mehrheitsfähigen Lehrplan präsentieren müssen.

Dass ehemalige Mitglieder des Bildungsrates das eigene Gremium trocken als Abnickgremium bezeichnen, führt zwangsläufig bei dessen Mitgliedern zu emotionalen Ausbrüchen. Nüchtern betrachtet muss jedoch klar festgehalten werden, dass die Bildungsräte zwar hoch engagiert, aber weder zeitlich noch fachlich in der Lage sind, eine derart komplexe Materie wie die Erarbeitung von Lehrplänen adäquat zu überblicken. Mit einer oder zwei Sitzungen pro Monat verfügt der Bildungsrat auch nicht über hinreichende Ressourcen für eine derart umfangreiche Arbeit. Die Realität sieht deshalb – wie Kenner bestätigen –  wie folgt aus: Die Bildungsdirektion resp. Verwaltungsleute arbeiten eine Vorlage fixfertig aus und präsentieren diese dem Bildungsrat. Dieser stellt Fragen und diskutiert die zum Teil sehr umfangreichen und komplexen Vorlagen. Dass gegen die Fachexperten der Verwaltung, die täglich nichts anderes machen, bei der Beratung nur schwer Paroli zu bieten ist, liegt auf der Hand. Deshalb verwundert es auch nicht, dass der Bildungsrat mangels zeitlicher Ressourcen und Fachkompetenz die Vorlagen in den meisten Fällen ohne relevante Änderungen absegnen muss. Für ein normales Miliz-Bildungsratsmitglied, das nicht hauptberuflich mit Bildung zu tun hat, ist es verständlicherweise praktisch unmöglich zu entscheiden, was pädagogisch sinnvoll und umsetzbar ist.
 

Leserbrief von Urs B. Maeglin (Schulpfleger a. D.), erschienen am 18.05.2016 in der bz

Gegen Sammelfächer per Bildungsgesetz!
Das Übel in unserem Bildungswesen sind weder Lernende noch Lehrende, sondern die ständig anwachsende Anzahl praxisferner und offensichtlich unterbeschäftigter Bildungstheoretiker, die - zur Rechtfertigung ihres beruflichen Daseins und in sicherem Abstand vom schulischen Alltag tagein tagaus nichts Gescheiteres zu tun haben, als Bewährtes über den Haufen zu schmeissen und Unausgegorenes auszuprobieren. Fortschritt in Ehren, aber wenn für fragwürdige pädagogische Kapriolen Generationen von Schülern als Versuchskaninchen ihre Köpfe hinhalten müssen und Hundertschaften von Lehrern vor lauter Schnellbleiche Aus-, Fort- und Weiterbildungsfrust beginnen, im Viereck zu rennen, dann hört der Spass auf. Vergessen wir die Übung mit den Sammelfächern und lassen wir die Lehrer im Fachunterricht ihre Arbeit tun, so, wie sie es gelernt haben und beherrschen. Vernetztes Denken und Handeln lernt man auch ohne Fächerverbünde. Mit einem klaren Bekenntnis zur Beibehaltung von Einzelfächern verhindern wir ausserdem teure und dennoch halbpatzige Weiterbildungsübungen der Lehrer, die erst lernen müssten, diesen diffusen Mix von Wissensinhalten überhaupt zu verstehen, um ihn einigermassen überzeugend vermitteln zu können. Ein Ja zur jetzigen Regelung erhält die hervorragende Qualität unserer Schulen und verhindert unnötige Experimente auf dem Buckel der Betroffenen.

 

Leserbrief von Samuel Bänziger, erschienen in der bz vom 18.05.2016

Pädagogische Argumente sprechen für die Vorlage "Lehrplan 21 überarbeiten"
Der Bildungsrat ist ein 14-köpfiges Gremium. Lediglich vier von ihnen haben beruflich direkt mit Schulbildung zu tun und verfügen über eine umfassende pädagogisch-methodische Ausbildung, die es zulässt, den komplexen und schwer verständlichen Lehrplan 21 fundiert beurteilen zu können. Für die grössere Mehrheit des Bildungsrates, darunter mehrere Juristen, eine Hausfrau, eine kaufmännische Angestellte, eine Sozialarbeiterin und ein Kirchenratspräsident, ist es verständlicherweise schwierig, den Lehrplan 21 ganzheitlich zu verstehen. Schon alleine aus diesem Grund befürworte ich die Bildungsvorlage "Einführung Lehrplan 21". Ein Ja bewirkt, dass mit der landrätlichen Bildungskommission ein zweites Gremium, das auf Bildungsfragen spezialisiert ist, den Lehrplan 21 überprüft. 

Leserbrief von Alina Isler (Vorstandsmitglied Starke Schule Baselland), erschienen am 18.05.2016 in der bz als Reaktion auf den Artikel "Abstimmungen - Premiere beim Bildungsrat nach über 180 Jahren

Für ein Milizgremium ist der Lehrplan 21 zu komplex
Der Bildungsrat hatte an seiner Pressekonferenz vom vergangenen Freitag grösste Mühe, die inhaltlichen Fragen der Journalisten zum Lehrplan 21 zu beantworten, was irgendwie auch erklärbar ist. Das Gremium arbeitet zweifelsohne engagiert und motiviert. Die Mehrheit der Mitglieder hat beruflich jedoch nichts oder nur wenig mit Schulbildung zu tun. Wie sollen sie so die komplexen pädagogischen Zusammenhänge des Lehrplans 21 verstehen und abschätzen können, ob die rund 3500 abstrakten Kompetenzbeschreibungen umsetzbar sind? Für ein Milizgremium ist das praktisch ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb darf dem Bildungsrat die fehlende Kompetenz auch nicht angelastet werden. An den lediglich ein- bis zweimal monatlich stattfindenden Bildungsratssitzungen präsentiert die Verwaltung fixfertig vorbereitete Geschäfte und beantwortet Fragen. In der Regel nicken die Bildungsräte den Geschäften unverändert zu. Relevante Änderungen werden selten beschlossen; den Profis aus der Verwaltung ist verständlicherweise auch nur zu schwer Paroli zu bieten. Genau deshalb ist es sinnvoll, dass der Bildungsrat nicht alleine im stillen Kämmerlein abschliessend über den Lehrplan 21 entscheidet, sondern weitere Fachkreise in die Diskussion mit einbezogen werden. Ein Ja zur Bildungsvorlage "Lehrplan 21" erhöht markant die Chance, dass der Lehrplan 21 sinnvoll überarbeitet wird.

Leserbrief von Michael Pedrazzi (Vorstandsmitglied Starke Schule Baselland), erschienen in der BaZ vom 14.05.2016

Nicht kritikfähig und herablassend
Offensichtlich ist Kritik an der eigenen Unfehlbarkeit bei der elitären und egozentrischen EDK-Gesinnung nicht nur unerwünscht, sondern es werden auch die Kritiker lächerlich gemacht oder diffamiert. Wer es wagt, Aussagen und Entscheide des erhabenen Erziehungsdirektoren-Elfenbeinturms infrage zu stellen, muss damit rechnen, desavouiert zu werden.
So geschehen der Zürcher Linguistin Dr. Simone Pfenninger, deren wissenschaftliche Forschungsresultate von Regierungsrat Eymann wider besseren Wissens kurzum als ungenügend abgetan und ignoriert werden, weil ihm ihre Ergebnisse nicht in den Kram passen. Brisant ist nämlich, dass genau solche Studien seine realitätsferne "Passepartout"-Seifenblase zum Platzen bringen könnten, zeigen sie doch auf, welche Diskrepanz besteht zwischen der Forschung und dem, was die EDK, Eymann und Konsorten das Volk glauben machen wollen.

Leserbrief von Regina Werthmüller (Vorstandsmitglied Starke Schule Baselland), erschienen am 14.05.2016 in der bz als Reaktion auf den Artikel "Baselland muss ein eigenes Lehrmittel entwickeln"

Sammelfächer sind Kostentreiber

Die Grüne Parteipräsidentin Florence Brenzikofer müsste es als Sekundarlehrerin eigentlich besser wissen: Baselland wird auch bei einer Beibehaltung der bewährten Einzelfächer nicht zu einer Bildungsinsel. Auch der Kanton Aargau und andere bleiben bei den Einzelfächern. Sammelfächer existieren heute an der Pädagogischen Hochschule nur auf dem Papier und in den Köpfen einiger Bildungsfantasten, denn eine Ausbilung in Sammelfächern existiert heute noch gar nicht. Baselland muss auch keine neuen Lehrmittel erarbeiten, die aktuellen sind nicht nur gut, sondern auch viel günstiger. Zudem sind auf dem Markt viele qualitativ hervorragende Lehrmittel erhältlich, die für Einzelfächer konzipiert wurden. Selbst die neu konzipierten Lehrmittel wie das Lehrmittel Urknall für das Sammelfach "Natur und Technik" wären für die Einzelfächer verwendbar, weil in diesem Buch Biologie, Physik und Chemie nicht vernetzt sind, sondern kapitelweise getrennt behandelt werden. Sammelfächer werden unseren Kanton wegen der notwendigen Weiterbildung der Lehrpersonen und der neuen Lehrmittel Millionen kosten - ohne Bildungsmehrwert.

Leserbrief von Daniel Vuilliomenet (Sekundarlehrperson), erschienen in der BaZ vom 14.05.2016 als Reaktion auf den Artikel "Forscherin wehrt sich gegen Eymann"

Attribut für Politik: "Ungenügend"
Wie eyn Mann steht er unbeirrt zu seiner Behauptung, der Basler Bildungsreform-Turbo Eymann, geehrt mit den höchsten Weihen einer bildungspolitischen Bilderbuchkarriere. Mit dem wissenschaftlichen Grundsatz des kritischen Hinterfragens nimmt es der Präsident der Konferenz der Erziehungsdirektoren (EDK) offensichtlich nicht so genau. Weshalb auch? Es gilt das bildungsbiblische Wort "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Licht"...
Schon das Vorgehen der EDK ist abstrus genug: Diese bestellt eine Übersichtsstudie zum Prozess des Erlernens einer Dritt- oder gar Viertsprache. Der dabei herausgekommene Coreched-Bericht befasst sich jedoch überhaupt nicht mit dem zurzeit heiss diskutierten Zeitpunkt des Erlernens der Fremdsprachen. Genau diese Thematik hinegen untersucht die Frühenglisch-Studie von Simone Pfenninger der Uni Zürich. Kein Wunder, wird ihre Studie im Coreched-Bericht nicht erwähnt.
Doch Eymann nimmt das zum Anlass, die (preisgekrönte) Arbeit als nicht genügend abzuqualifizieren, sekundiert von den windigen Ausführungen des Coreched-Direktors Stefan Wolters. Die Herren haben gesprochen - es schweige die Frau! So funktioniert machoide Politik. Attribut: Ungenügend!

Leserbrief von André Fritz (EVP-Vizepräsident Sektion Muttenz-Birsfelden), erschienen am 13.05.2016 im Birsfelder Anzeiger

Für den Verzicht auf Sammelfächer
Die EVP ist gegen Sammelfächer, weil bereits heute fächerübergreifend und vernetzt unterrichtet wird. Sammelfächer sind deshalb gar nicht notwendig.
Heute gibt es praktisch keine Lehrpersonen, die alle Einzelfächer eines Sammelfachs studiert haben. Die notwendige Weiterbildung auf das entsprechende Niveau würde Millionen kosten, welche die Steuerpflichtigen bezahlen müssten. Diese Weiterbildungen sind "zehn-Tage-Schnellbleichen". Dadurch ist im praktischen Unterricht (zum Beispiel Chemie, Physik) die Sicherheit nicht gewährleistet. Die Unterrichtsqualität sinkt somit erheblich. Die Lehrpersonen werden so zu Allroundern, die von vielem etwas und von nichts eine fundierte Ahnung haben.
Viele betroffene Lehrkräfte lehnen deshalb die Sammelfächer ab.

Leserbrief von Markus Wieser (Sekundarlehrer), erschienen am 12.05.2016 in der BaZ als Reaktion auf den Gastbeitrag "Schneewittchen und die sieben Einzelfächer"

Sammelfächer führen zu Qualitätsabbau
Die Zusammenlegung von Biologie, Chemie und Physik macht nur Sinn, wenn interdisziplinär gearbeitet wird. Doch an der Sekundarschule haben die Schüler und Schülerinnen zum ersten Mal Chemie und Physik und müssen sich erst die fachlichen Grundlagen erarbeiten. Diese Fächerkombination wurde in der Vergangenheit bereits am Gymnasium ausprobiert und wieder abgeschafft!
Geschichte und Geografie werden zusammengelegt, obwohl diese Fächer nur wenig Berührungspunkte bieten. Der eigentliche Sinn dieser Massnahme ist wohl einzig der Bildungsabbau von vier auf drei Lektionen. Zudem werden die neuen Sammelfächer zukünftig von mit Schnellbleichen ausgebildeten Lehrpersonen unterrichtet. Wo bleibt da der Qualitätsgewinn? Was die Erziehungsdirektoren im stillen Kämmerlein mit ein paar sogenannten Bildungsexperten ausgebrütet haben, ist weder praxistauglich noch zukunftsorientiert. Ähnlich ideologisch motivierte Kreise hielten vor 20 Jahren auch die Basler Orientierungsschule für einen ganz grossen Wurf. Das Resultat ist wohl hinlänglich bekannt!

Schneewittchen und die sieben Einzelfächer

Vom Märchen über die Sammelfächer

Gastbeitrag von Pascal Ryf (Schulleiter Primarschule Allschwil und CVP-Landrat), erschienen am 10.5.2016 in der BaZ

Die Zahl sieben war bereits in der babylonischen Kultur Zeichen für Wissbegierde und Vollkommenheit. Die Zahl Sieben trägt, was vollendet ist. Nicht von ungefähr begegnet uns diese Zahl auf vielfältige Weise: sieben Wochentage, sieben Weltwunder, sieben Tugenden oder in Märchen wie „Schneewittchen und die sieben Zwerge“. So manches Märchen lesen wir auch über die Sammelfächer. Wer dagegen ist, fördere zu wenig das vernetzte Denken, schaffe eine Bildungsinsel oder sei einfach ein müder Lehrer, der sich gegen Reformen stellt. Ich frage mich: „Spieglein, Spieglein an der Wand“ – was ist das Beste für die Bildung in unserem Land?

Heute haben Sekundarschüler je 2 Lektionen Geschichte und Geografie pro Woche. Das neue Sammelfach „Räume, Zeiten, Gesellschaft“ (RZG) käme insgesamt auf lediglich 3 Wochenlektionen zu stehen. Ebenso sollen die Fächer Biologie, Chemie und Physik zum Fächerverbund „Natur und Technik“ zusammengeführt werden. Praktizierende Lehrpersonen sind oft nicht in allen Fächern eines Fächerverbundes ausgebildet. Abhilfe schafft die Pädagogische Hochschule FHNW mit einem Zertifikatslehrgang: Wer in einem der Fächer Biologie, Chemie oder Physik ausgebildet ist, belegt den CAS (Certificate of Advanced Studies) „Fachdidaktik Natur und Technik“. Sieben Samstage genügen und die Ausbildung zum Chemielehrer ist vollendet dies wohl nicht ganz im Sinne des babylonischen Zeichenverständnisses. Dazu kommen noch 3 Tage Schulpraktikum und eine Abschlussarbeit. Zum Schnäppchen von CHF 11'130.00, der finanzstarke Kanton Basel-Landschaft übernimmt die Kosten, können auch noch die Module Physik oder Biologie besucht werden. Ein Schelm, wer hier an eine Schnellbleiche denkt. Der ganze Kurs wird mit 15 Kreditpunkten (ECTS) ausgewiesen. Für ein Bachelorstudium in Chemie als Nebenfach werden an der Universität 60 Kreditpunkte verlangt!

Ein guter Schulunterricht erfordert fachlich sattelfeste Lehrpersonen und nicht Generalisten, die von allem ein wenig, aber von nichts viel wissen. Lehrpersonen mit unzureichender fachlicher und fachdidaktischer Kompetenz sind nicht nur eine Gefährdung für die Unterrichtsqualität und das Ansehen des Berufsstandes, sondern insbesondere im Fach Chemie ein veritables Sicherheitsrisiko. Auch kommen Disziplinarprobleme häufiger vor, wenn ein Lehrer seiner Aufgabe nicht gewachsen ist. So erstaunt es auch nicht, dass in einer Umfrage des Lehrervereins Basel-Landschaft 73% aller Sekundarlehrpersonen sich gegen die Sammelfächer ausgesprochen haben. Nicht weil sie Angst vor weiteren Reformen haben, sondern weil sie das Risiko des Bildungsabbaus höher einschätzen als ein möglicher Gewinn.

Trotz anderslautender Behauptungen sind die Einzelfächer mit dem Lernplan21 kompatibel. Dieser verlangt nämlich nicht, dass in Integrationsfächer unterrichtet werden muss. Auch das Schreckensgespenst der „Bildungsinsel“ greift zu kurz: Während im Kanton Aargau zwar in der Realschule (Niveau A) naturwissenschaftliche Fächer im Integrationsfach „Realien“ unterrichtet werden, findet in der Sekundar- und Bezirksschule (Niveau E/P) Unterricht in Einzelfächern statt. Vernetztes Denken ist nicht an Sammelfächer gebunden. Sehr wohl vorausgesetzt ist dafür aber das ganzheitliche Beherrschen seiner Bausteine und Werkzeuge. Auch heute entwickeln engagierte Lehrpersonen Unterrichtseinheiten, in welchen sie zwei oder drei Fächer verbinden. Statt Geografie und Geschichte in das enge RZG-Korsett zu zwingen, können im Geschichtsunterricht auch Bezüge zu Musik, Politik, Kunst oder Literatur geschaffen werden. Diese Interdisziplinarität ist höchst spannend, deswegen verlangt aber niemand, Geschichte und Deutsch in einem Sammelfach zu integrieren.

Befürworter von Sammelfächer führen gerne wissenschaftliche Studien ins Feld, um ihre Argumente zu unterlegen. Doch ebendiese Publikation in „Science Education between science and the teaching“ kommt zum Schluss, dass „fächerübergreifender naturwissenschaftlicher Unterricht im PISA-Test zu den gleichen Resultaten führt wie gefächerter Unterricht“ und „es politischer einfacher ist bei einem Integrationsfach zu sparen als beim Zweistundenfach Physik“.

Wenn also die Lehrpersonen schlechter ausgebildet, Geografie und Geschichte um eine Wochenlektion abgebaut, Sammelfächer als Sparmassnahme durchgesetzt werden, der Kanton Millionen für Schnellbleichen ausgeben soll und für die Jugendlichen kein Mehrwert entsteht, fällt es leichter ans Schneewittchen zu glauben als an einen Bildungszuwachs. „Spieglein, Spieglein an der Wand“ – die Wähler im Kanton Baselland haben es in der Hand.

Leserbrief von Stephan Wottreng, erschienen in der BaZ vom 10.05.2016

Vernetztes Denken ist keine Neuheit
Vernetztes Denken sei erst mit neuen Sammelfächern möglich? Irrtum. Vernetzt wird im Geografie-Unterricht seit Jahrzenten. Schon seit jeher weden in "Geo" Gegenwartsfragen im Spannungsfeld von Landschaftsformen, Geologie, Klima, Wirtschaft, Geschichte, Kultur, Umwelt und Gesellschaft bearbeitet. Eine weitere Vernetzung macht nicht nur keinen Sinn, sondern öffnet der Beliebigkeit Tür und Tor. Unterricht mal ein bisschen in Sachen Umwelt, mal ein bisschen zu Gender-Fragen, mal ein bisschen zu Europa - das führt weder zu Bildung noch zu Handlungskompetenz. Die Lehrpersonen sind für die neuen Kraut-und-Rüben-Fächer ohnehin nicht ausgebildet, das wäre viel zu teuer. Ja zu den bisherigen Einzelfächern, Ja auch zu Biologie und Geschichte - schon die Grundlagen sind komplex genug.

Leserbrief von Marc Schinzel (Landrat FDP), erschienen am 5.6.2016 in der bz als Reaktion auf den Leserbrief "Baselland muss ein eigenes Lehermittel entwickeln"

Bildungsqualität nicht aufs Spiel setzen
Meine Landratskollegin Florence Brenzikofer befürchtet, ohne die Einführung von Sammelfächern müsse Baselland für eigene Lehrmittel viel Geld in die Hand nehmen. Als Freisinniger finde ich es richtig, knappe staatliche Mittel effizient einzusetzen. Leider ginge die Einführung der Sammelfächer in die gegenteilige Richtung. Die Geschichte Roms oder der Französischen Revolution wird in anderen Kantonen, ja im ganzen deutschsprachigen Raum, nicht anders verstanden als bei uns. Auch wird sie nicht alle Jahre neu geschrieben. Ähnlich verhält es sich mit Geografie, Biologie, Chemie oder Physik. Gute Lehrmittel für diese Einzelfächer wird es auch künftig reichlich geben. Teuer für den Kanton und die hier lebenden Eltern wird es aber, wenn wir unsere Lehrkräfte nicht mehr einwandfrei ausbilden. Wenn sich Lehrpersonen, um Sammelfächer unterrichten zu können, in doppelt so vielen Fächern ausbilden sollen, die Gewichtung der Fachausbildung aber auf weniger als die Hälfte schrumpft, kann das nicht gut gehen. Wenn wir die qualitativ gute Fachausbildung der Lehrkräfte durch die Schnellbleichen ersetzen, würden wir Schülerinnen und Schülern, ihren Eltern, den Lehrpersonen und der Wirtschaft einen Bärendienst erweisen. Deshalb: Ja zu den Einzelfächern, Ja zur Initiative "Verzicht auf kostentreibende Sammelfächer".

Leserbrief von Yael Girard (11-jährig), Regula Girard-Bitterlin, Rünenberg

Neues Fransösisch-Lehrmittel ist mein Albtraum
Mit der Einführung von Harmos wurde ein neues Lehrmittel in Französisch ("Mille Feuilles") eingeführt und hat das praxisnahe "Envol" leider abgelöst. Hier die Stellungnahme unserer elfjährigen Tochter, die diese didaktische Lehrmethode sehr infrage stellt. Sie war es, die selbstständig ihre Meinung verfasst hat und diese auch veröffentlichen wollte. Hier die Meinung:
Man kommt bei "Mille Feuilles" nicht draus. Es ist chaotisch aufgebaut und bringt Unruhe in die Klasse. Es raschelt die ganze Zeit, weil wir ständig von einem Heft zum anderen hüpfen, das heisst, wir sind die ganze Zeit am Blättern. Die Auflagen der Revues sind erst noch falsch gedruckt. Wir lernen Wörter, die wir nie brauchen. Ich habe schon zwei Jahre Französisch-Unterricht und kann mit meinen drei Cousins aus dem Welschland kein Wort französisch sprechen. Diese sprechen einfacher und verständlicher untereinander. Die Sätze im "Mille Feuilles" haben mit unserem Alltag nichts zu tun. Französisch ist eine wunderschöne Sprache, aber mit dem "Mille Feuilles" geht das Lernen überhaupt nicht.
Ich hoffe, dass mein Brief nicht nur ein Denkanstoss ist, sondern, dass baldmöglichst eine bessere Lösung gefunden wird. Diese Meinung teilt auch meine Mutter sowie Frau Wirth-Cavalli, Lerntherapeutin aus Buckten, welche diesbezüglich viele negative Rückmeldungen von Kindern und Eltern erhält, welche auch dieser Ansicht sind, dass dieses Lehrmittel für uns Kinster nicht das Richtige ist.

Leserbrief von Felix Schmutz, erschienen am 03.05. als Reaktion auf den Artikel "Es geht um die Jugend, nicht um die Lehrer"

Mogelpackung Sammelfächer
Franz Saladin verteidigt im Interview die Einrichtung von Sammelfächern im Lehrplan 21. Unzulässig ist sicher, dass er Sammelfächer als unverzichtbaren Bestandteil des Lehrplans 21 bezeichnet. Man könnte problemlos die fachspezifischen Bestandteile auf Einzelfächer verteilen, ohne dass der Lehrplan dadurch nicht mehr kompatibel wäre. Zu bedenken ist ferner:

  • Das Argument der besseren "Vernetzung des Wissens" sticht nicht, da man immer nur Elemente vernetzten kann, die schon vorhanden sind. Wo noch nichts ist, kann man auch nichts vernetzten. Zuerst müssen Grundlagen in den einzelnen Disziplinen erarbeitet werden, erst dann kann und soll man sie vernetzten.
  • Der Sinn der Einzelfächer liegt in den spezifischen Fragestellungen und Erkenntnissen eines Fachgebietes. Der ganze wissenschaftliche und technische Fortschritt der letzten 200 Jahre beruht auf dem tieferen Verständnis einzelner Aspekte unserer Umwelt.
  • Die Unterrichtszeit für die früheren Einzelfächer wird bei der Zusammenlegung geklappt. So werden Geschichte und Geografie im neuen Sammelfach RZG von 4 Lektionen auf 3 verkürzt, ein Substanzverlust, der bei der vorgesehenen Dotierung auch für WAH (Wirtschaft, Arbeit, Haushalt) gelten würde.
  • Sammelfächer nähren den modisch-antiakademischen Trend in der Pädagogik: Statt einer seriösen wissenschaftlichen Ausbildung in den Einzeldisziplinen werden Lehrpersonen in Schnellbleichen halbbatzig auf Sammelfächer vorbereitet. Das ist zumindest auf der Sekundarstufe ein riesiger Qualitätsverlust.

Leserbrief von Michael Weiss (Geschäftsleiter lvb), erschienen am 03.05. als Reaktion auf den Artikel "Es geht um die Jugend, nicht um die Lehrer"

Sammelfächer vereinfachen den Bildungsabbau
Herrn Saladins Aussage, wonach im Baselbiet bereits heute das Fach Biochemie auf der Sekundarstufe unterrichtet würde, ist grob irreführend und als Argument für Sammelfächer untauglich. Es gibt lediglich im 8. und 9. Schuljahr ein gemeinsames Zeitgefäss für die Fächer Biologie und Chemie, welches "Biologie mit Chemie" genannt wird. In diesem werden abwechselnd Inhalte der Biologie und der Chemie unterrichtet, und zwar genau dieselben, die früher auch in den Einzelfächern Biologie und Chemie unterrichtet wurden. Biochemie war und bleibt ein Teilaspekt davon. Sammelfächer vereinfachen den Schulleitungen die Pensenlegung und der Politik den Bildungsabbau, weil es einfacher ist, in einem Fach mit vier oder mehr Wochenlektionen eine Lektion zu streichen als in zwei oder drei Fächern mit je zwei Wochenlektionen. Vernetztes Denken ist hingegen nicht eine Frage der Fächerstruktur, sondern der inhaltlichen Abstimmung der Fächer aufeinander.

Leserbrief von Markus Clauwaert, erschienen in der bz vom 29.4.2016 (Reaktion auf den Artikel "Abstimmung - neues Komitee fordert "Ja zu Einzelfächer"

Ein gutes Fundament für die Arbeit mit den Jugendlichen
Nach 25 Berufsjahren als Sekundarlehrer schaue ich immer noch gerne auf die Zeit als Student an der Uni Basel zurück. Wir zukünftigen Mittelschullehrer sassen zusammen mit Studenten anderer Bereiche (zum Beispiel Medizin, Physik, Geografie...) im gleichen Vorlesungssaal. Die sorgfältige Ausbildung durch unsere Professoren, der Autausch mit Kommilitoninen anderer Fachbereiche und die Nutzung bester Infrastruktur für unsere Experimente bildeten ein gutes Fundament für die anspruchsvolle Arbeit mit den Jugendlichen. Mit der Zusammenführung mehrerer Fächer zu einem künstlichen Fach, das an der Uni nicht gelehrt wird, könnten diese Synergien nicht mehr genutzt werden. Mit einem Ja kann eine qualitativ fundierte Ausbildung an der Universität in den Fächern Geschichte, Geografie, Chemie, Physik und Biologie erhalten bleiben.

Schulen sind keine Wirtschaftstrainingscamps

(Leserbrief von Michael Pedrazzi als Reaktion auf den Artikel "Es geht um die Jugend, nicht um die Lehrer" erschienen am 30.4.2016 in der bz)

Handelskammerdirektor Franz Saladin glaubt, die Annahme der Initiative "Lehrplan 21" führe zu einem Scherbenhaufen. Offenbar will er die Vorlage nicht verstehen. Mit einem Ja zur Vorlage würde der Landrat ein einziges Mal als zweitinstanzliches Gremium einen Beschluss des Bildungsrates abzusegnen haben - bei einer derart komplexen und hoch umstrittenen Materie wie dem Lehrplan 21 durchaus verständlich. Die inhaltliche Arbeit bliebe weiterhin beim Bildungsrat. Saladins Angst vor einem "Bildungsabseits" ist längst überholt - kaum ein Kanton folgt mittlerweile linientreu dem von der EDK von oben verordneten Versuch einer ideologischen Gleichschaltung. Kein Wunder, versucht er die Schule mit Checks, Controlling und ähnlichem Vergleichswahn "wirtschaftstauglich" zu machen. Gerade solche Leute sind es, die in der Bevölkerung mit ihrer Angstmacherei Unsicherheit verursachen.

"Die Lerninhalte kommen zu kurz"

Interview mit Saskia Olsson, erschienen am 23.04.2016 in der Basler Zeitung.

BaZ: Statt die Experten im Bildungsrat sollen die Volksvertreter im Landrat über die Einführung des Lehrplans 21 bestimmen. Weshalb?

Saskia Olsson: Durch diese Vorlage wird der Bildungsrat nicht entmachtet. Bei der Einführung des Lehrplans 21 handelt es sich um einen Entscheid von grosser Bedeutung. Deshalb soll der Landrat, der vom Volk gewählt wurde, als zweite Instanz das vom Bildungsrat erarbeitete Resultat begutachten und absegnen. So hat der Landrat die Möglichkeit, wenn das nötig sein sollte, den Lehrplan nochmals an den Bildungsrat zur Überarbeitung zurückzugeben.

Wir stimmen über diese Verlagerung der Entscheidungskompetenz ab. Wäre es nicht sinnvoller, an der Urne gleich über den Lehrplan 21 als solchen abzustimmen? 

Damit wäre zwar der Lehrplan 21 infrage gestellt, nicht aber das Konzept dahinter. Unser Ziel ist es, die Philosophie, die dem Lehrplan 21 zugrunde liegt und die zu einem Bildungsabbau führt, zu verhindern. Wenn das Volk bloss nein zum Lehrplan 21 sagen würde, wäre das Risiko gross, dass der Bildungsrat künftig wieder einen Lehrplan Volksschule vorlegen würde, der genau auf der gleichen Philosophie basiert.

Eine Schwierigkeit ist, dass der Lehrplan 21 auf der Primarschulstufe bereits eingeführt wurde, obwohl ein Volksentscheid noch bevorsteht. Ist es zu verantworten, auf diesen Entscheid allenfalls nochmals zurückzukommen? 

Diese Vorlage trifft ausschliesslich den Lehrplan 21 auf der Sekundarstufe 1. Die Primarstufe ist durch diese Gesetzesänderung explizit nicht betroffen.

Die Vorlage sieht auch vor, dass der bereits eingeführte Lehrplan 21 vom Landrat nachträglich genehmigt werden müsste. 

Der Lehrplan 21 ist auf der Sekundarstufe, auf die sich dieses Gesetz beschränkt, noch nicht eingeführt. Diese Klausel garantiert nun, dass der Lehrplan auf der Sekundarschule nicht eingeführt werden kann bis dieses Gesetz in Kraft tritt. Und sollte der Bildungsrat trotz sämtlicher Kritik der Fachexperten und Pädagogen den Lehrplan dennoch einführen, so könnte dies durch den Landrat wieder rückgängig gemacht werden.

Die Starke Schule kritisiert den Lehrplan 21 schon sehr lange. Immerhin wurde auch eine erste Fassung dieses Lehrplans nochmals überarbeitet. Weshalb reichen Ihnen diese Korrekturen nicht? 

Der Lehrplan 21 enthält weiterhin rund 3500 zum Teil abstrakte und nicht umsetzbare Kompetenzbeschreibungen. Die Lerninhalte und die zu behandelnden Themen kommen deutlich zu kurz. Deshalb halten wir an unserer Kritik fest. Uns stören die Indoktrination und der Zwang zur ständigen Selbstreflexion.

Haben Sie etwas dagegen, dass Betriebe, die Lehrlinge suchen, sich auf messbare Resultate abstützen können? 

Die Kompetenzen im Lehrplan 21 sind viel zu theoretisch und können gar nicht gemessen werden. Wer will schon wissen, ob Schülerinnen und Schüler beispielsweise "fremde Kultur reflektieren" können? Wie sollen die Lehrpersonen die Erreichung dieser Kompetenz beurteilen? Entscheidender ist doch, welches Wissen und welche Fähigkeiten sich die Schüler aneignen. Eine Schulharmonisierung kann nicht erreicht werden, solange die Lerninhalte und der Schulstoffe nicht pro Fach und für jedes Jahr klar definiert sind. Das geht einfach nicht mit diesen Wischi-waschi-Kompetenzbeschreibungen, die jeder anders interpretiert.

Die Welt hat sich verändert. Inhalte sind heute einfacher abrufbar, wenn man sie wirklich braucht.

Auch heute sollte man über ein gutes Allgemeinwissen verfügen. Nur so ist zum Beispiel ein vernetztes Denken möglich. Es ist erschreckend, wie wenig wir uns auf unser Wissen verlassen und  jede Kleinigkeit googeln.

Sie kritisieren auch, dass der Lehrplan 21 ein Einheitslehrplan ist und nicht nach verschiedenen Niveaus differenziert. Richtig?

In den Klassenzimmern wächst die Heterogenität zunehmend. Deshalb halten wir die drei Leistungsprofile A, E und P für wichtig, damit die Lehrpersonen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Schüler eingehen können. Es ist wenig sinnvoll, von Schülern, die später eine akademische Laufbahn ergreifen möchten, dieselben Lernziele zu verlangen, wie von solchen, die sich auf eine Berufslehre vorbereiten. Wir streben Lehrpläne an, die auf jedes einzelne Profil ausgerichtet sind. Nur so kann die Schule allen Jugendlichen gerecht werden.

Weshalb setzt das Komitee Starke Schule Baselland auf Volksentscheide? Sie könnte Ihre Energie auch darauf konzentrieren, auf das Parlament oder den Bildungsrat einzuwirken?

Bei zwei der jetzt anstehenden drei Bildungsvorlagen handelt es sich um Parlamentarische Initiativen von Landrat Jürg Wiedemann. Wir haben diese beiden Vorstösse ausgearbeitet und durch ihn einreichen können. Das Parlament hat die beiden vorgeschlagenen Gesetzesrevisionen befürwortet.  Deshalb kann das Stimmvolk am 5. Juni darüber entscheiden. Auf diesen Weg setzen wir weiterhin. Eben erst war Regina Werthmüller, die ebenfalls dem Vorstand der Starken Schule angehört, mit der Motion "Stufenlehrpläne mit transparentem Inhalt" erfolgreich. Ihr Vorstoss verlangt  Lehrpläne,  in welchem die  Inhalte massgebend sind und nicht abstrakte  Kompetenzbeschreibungen.

Bei den kantonalen Wahlen hat die Starke Schule die heutige Bildungsdirektorin Monica Gschwind unterstützt. Noch hat Frau Gschwind keine wirkliche Richtungsänderung vorgenommen. Stellt sich die Starke Schule hinter die Politik der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion?

Dank Monica Gschwind  erhalten die Sekundarschulen einen Übergangslehrplan und eine Übergangsstundentafel, welche keine Sammelfächer vorsieht. Wir gehen davon aus, dass die Bildungsdirektorin nach dem Ja zur erwähnten Motion von Regina Werthmüller auch den Lehrplan Volksschule entsprechend gestaltet und die Kompetenzen in den Hintergrund rücken werden. Wir sind mit der Politik der Bildungsdirektorin in vielen Punkten einverstanden. Differenzen erkennen wir in gewerkschaftlichen Punkten und bei einzelnen Sparmassnahmen. Vieles, was uns stört,  hat ihr Vorgänger eingeleitet und sie muss es jetzt ausbaden. Diese Situation ist nicht ganz einfach.

Sie stellen sich auch gegen die Sammelfächer des Lehrplans 21. Weil sie kostentreibend sind, wie es im Titel der Vorlage heisst?

Die Einführung von Sammelfächern ist extrem teuer. Die Weiterbildungen der Lehrpersonen und die Neuanschaffung der Lehrmittel kosten viel. Dazu kommt, dass die künftige Ausbildung für die Sammelfächer nur noch an der Pädagogischen Hochschule der FHNW möglich wäre und nicht mehr an der Universität, die nur  Einzelfächer anbietet. Sammelfächer können zudem nur noch von Allroundern unterrichtet werden, die in jedem einzelnen Fach ein signifikant tieferes Fachwissen verfügen. Der Verzicht auf Lehrer mit fundiertem Wissen bedeutet ein Qualitätsabbau des Fachunterrichtes und damit Bildungsabbau.

Geht es Ihnen um die Lehrer oder um die Schüler? Sind Sie generell gegen einen fächerübergreifenden Schulunterricht für die Sekundarschüler?

Ich befürchte, dass Sammelfächer von Lehrpersonen mit geringerem Fachwissen unterrichte werden und so die Unterrichtsqualität abnimmt. Die Schülerinnen und Schüler erhalten so das Wissen nicht mehr in der nötigen Tiefe vermittelt.

Nochmals, wie stehen Sie zum fächerübergreifenden Unterricht?

Heute werden ja schon längst Themen fächerübergreifend und vernetzt behandelt, zum Beispiel auch in vielen Projektarbeiten. In solchen Projekten sind aber mehrere Lehrpersonen beteiligt, die in ihrem Fach jeweils grosse Kenntnisse haben. Dies garantiert ein Unterricht in der notwendigen Tiefe. Unterrichten Allrounder ein Sammelfach, so nimmt die fachliche Qualität unweigerlich ab.  Sammelfächer braucht es gar nicht. Strikte Vorgaben wie vorgeschriebenen Fächer sind eher hinderlich. Bereits heute wird etwa die Geografie auch mit Englisch oder Physik verknüpft.

Basel-Stadt hat den Lehrplan 21 und die Sammelfächer bereits eingeführt. Wie wichtig wäre es, dass die Kantone der Nordwestschweiz ihr Schulsystem vereinheitlichen?

Das wäre durchaus wünschenswert. Die Starke Schule ist für eine echte Schulharmonisierung. Ziel der Harmonisierung war ursprünglich, den Familien einen Wohnungswechsel über die Kantonsgrenze zu erleichtern. Mit dem Lehrplan 21 wird das in keiner Weise erreicht. Es braucht eine echte Harmonisierung ohne dass die Bildungshoheit der Kantone überstrapaziert wird.

Reden Sie und die Starke Schule Baselland auch mit Bildungsfachleuten und -politikern aus anderen Kantonen?

Es finden lose Gespräche statt und wir informieren uns gegenseitig. Auch in anderen Kantonen wurden Initiativen zum Lehrplan 21 lanciert. Wir stellen fest, dass unsere Harmos-Ausstiegsinitiative auch  Gruppierungen in anderen Kantonen dazu motiviert hat, aktiv zu werden.

Gastbeitrag von Alina Isler (Vorstandsmitglied Starke Schule Baselland), erschienen am 05.04.2016 in der BaZ als Reaktion auf den Artikel "Gespräche statt Studien"

Eymann negiert die Realität

Regierungsrat Eymanns Replik auf den Artikel "Ein Flop, den niemand sofort stoppen will" von BaZ-Journalist Thomas Dähler besteht darin, ihm vorzuwerfen, er würde nicht sachlich berichten. Diese Igeltaktik passt haargenau zum gängigen Abwehrmechanismus der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK), deren Präsident Eymann ist: Kritiker werden reflexartig als unwissend oder schlecht informiert hingestellt und so diffamiert. Ähnlich ergeht es auch den zahlreichen, sachlich Kritik übenden Eltern und Basler Lehrperson, denen vorgehalten wird, sie verstünden halt eben das System (noch) nicht. Der EDK ist Kritik, so fundiert und belegt sie auch immer ist, ein Dorn im Auge - diese könnte ja den Elfenbeinturm zum Einsturz bringen.

Bildungsdirektor Eymann ist der Ansicht, im Moment scheine "ein Streit der Studien zu herrschen". Da verwechselt er offensichtlich etwas ganz gehörig. Sämtliche wissenschaftlichen Studien weisen klipp und klar nur in eine einzige Richtung: Die von der EDK ausgetüftelte neue Bildungsideologie wird in einem Fiasko enden. Dählers Formulierung, "eine halbe Generation wird damit leben müssen, dass sie in der Schule als Versuchskaninchen für ein unausgereiftes Sprachenkonzept herhalten musste", könnte nicht treffender sein. Die Wirksamkeit der neuen und bei den Fachpersonen heftig kritisierten Passepartout-Fremdsprachendidaktik hingegen konnte noch mit keiner einzigen Studie auch nur ansatzweise belegt werden.

Die wissenschaftliche Studie von Simone Pfenninger von der Universität Zürich als qualitativ ungenügend zu bezeichnen und ihr die Aussagekraft abzusprechen, ist ein starkes Stück vom Basler Bildungsdirektor und zeigt vielmehr, in welchem Argumente-Notstand er sich befindet. Gleichermassen bemerkenswert wie widersprüchlich ist auch seine Forderung, dass man von den Schüler/-innen etwas fordern darf, damit sie sich gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen können, gleichzeitig aber eingesteht, dass niemand erwartet, dass die Abgänger/-innen der obligatorischen Schule eine Fremdsprache "können" müssen. Wozu dient dann der Unterricht? Ich frag mal meine Lehrerinnen und Lehrer am Gymnasium.
Ich befürworte einen stufengerechten und klassischen Sprachunterricht mit einem erheblichen spielerischen Anteil an den Primarschulen, der die Kinder motiviert und begeistert. Gleichwohl sollen die Lernenden in kleinen Schritten einen grammatikalischen Aufbau als Fundament der Sprache gelehrt bekommen, sich einen alltagstauglichen Wortschatz aneignen und so die Sprache kontinuierlich verstehen und anwenden lernen. Dies mit einem Lehrmittel, das einen verständlichen roten Faden hat und nicht einem teuren Comicheft ähnelt, das als Einweg-Lerhmittel nach kurzer Zeit im Altpapier landet. Die neuen Lehrmittel "Mille feuilles" und "New World" verfehlen diese Anforderungen deutlich.
Die wenig staatsmännische Replik von Regierungsrat Christoph Eymann hat micht nicht überzeugt.

Leserbrief von Elisabeth Deppeler-Schlegel, erschienen in der BaZ vom 04.04.2016 als Reaktion auf den Artikel "Ein Flop, den niemand sofort stoppen will"

Sprachpfützchen statt Sprachbad
Ich habe mich während der letzten zwei Jahre intensiv mit dem Fremdsprachenerwerb in der Primarschule und dem Französisch-Lehrmittel "Mille feuilles" (M.F.) befasst. M.F. wirkt äusserlich ansprechend und die Kinder haben zunächst ihren Spass. Leider verfliegt die anfängliche Freude bei vielen Kindern rasch und weicht einer Enttäuschung. Die Kinder geben an, "nichts mehr zu verstehen". Die erste Fremdsprache mutiert zu einem unbeliebten Fach. Das war zum Teil auch früher so, nur hatte man damals wenigstens einen Grundwortschatz, einige Grammatikregeln und Kenntnisse über die Konjugation von Verben im Gepäck - heute ist das Gepäck sehr leicht, weil kaum etwas im Gedächtnis haften kann. Man wird mir entgegenhalten, dass die Lehrpersonen noch nicht die adäquate Ausbildung zum Unterrichten haben. Für mich liegt der Hase an einem anderen Ort begraben. Während meiner 34-jährigen Tätigkeit im schulischen Bereich erlebte ich viele Reformen im Schulwesen. Und immer wieder konnte ich den gleichen Mechanismus beobachten: Ein in Studien belegtes Faktum wurde ohne Beachtung des Kontextes und der Rahmenbedingungen implementiert. Im Falle der neuen Sprachdidaktik heisst das zugrunde gelegte Axiom, dass junge Kinder problemlos mehrere Sprache erwerben können. Voraussetzung dazu ist, dass das Kind intensiv mit dieser Sprache konfrontiert ist.
Interessanterweise sind zwei Fehlannahmen getroffen worden. Erstens geht es in diesen Studien vor allem um Klein- und Vorschulkinder und nicht um Primarschüler, die ein anderes Lernverhalten zeigen, und zweitens ist aus dem sogenannten "Sprachbad" ein "Sprachpfützchen" geworden. Das kann nicht gutgehen - und leider sind wie bei vielen Reformen die am meisten Benachteiligten die schulleistungsschwachen Kinder. Ein weiterer unschöner Nebeneffekt ist, dass die Lektionen in den Fremdsprachen zulasten von anderen Fächern gehen.
Etwas ist überall die Jahre gleich geblieben: Die wichtigste Motivation zum Lernen ist eine gute Beziehung zur Lehrperson. Weshalb wird das Geld nicht für Weiterbildungen in Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeit von Lehrern verwendet? Es wäre gut angelegtes Geld im Gegensatz zum Geld, das für ein Experiment, das aller Voraussicht nach zum Scheitern verurteilt ist, ausgegeben wird.

Leserbrief von Susanne Stettler, erschienen am 02.04.2016 in der BaZ als Reaktion auf den Artikel "Erziehungsdirektoren rennen ins Fiasko"

Sprachendidaktik taugt nichts
Endlich bestätigen Studien, was viele Eltern schon seit Jahren predigen: Die neue Sprachendidaktik, welche ab der 3. Klasse angewendet wird, taugt nichts. Das Problem ist nicht das Frühfranzösisch an sich und auch nicht die zweite Fremdsprache ab der 5. Klasse. Das Problem ist die Lernmethode. Besonders untauglich ist das System "Mille feuilles". "C'est traumatiser les enfants", meinte eine französischsprachige Bekannte, als sie einen Blick in dieses Lehrmittel warf. Keine klare Struktur, kein klarer Sprachaufbau, wenig Grammatik, weltfremder Wortschatz, viel zu komplizierte Texte, teilweise "bireweiche" Projekte und Aufgaben. Mir tun aber nicht nur die Kinder leid, sondern auch die Lehrkräfte, die mit "Mille feuilles" arbeiten müssen. Sie haben einen gigantischen Aufwand, damit sie überhaupt Französisch unterrichten dürfen und bekommen dann die ganze Kritik und den ganzen Frust ab, die sich eigentlich an die Adresse der "Mille feuilles"-Erfinder und -Abnicker richtet.
Als Eltern hat man keine Ahnung, was die Kinder können müssen, auch wenn man sich noch so bemüht, es herauszufinden. Dabei müsste ein Sprachlehrmittel eigentlich selbsterklärend sein. Ist es das nicht, ist dies eine Bankrotterklärung. Wer sachlich und argumentativ Kritikpunkte und Schwächen von "Mille feuilles" zusammenträgt und diese bei den verantwortlichen Stellen - und damit sind weder Lehrer/-innen noch Schulleiter/-innen gemeint - anbringt, wird mit der Begründung abgespeist, er habe das System nicht verstanden. Doch auch Lehrern ergeht es nicht besser: Im Kanton Solothurn haben Sekundarlehrer bei der kantonalen Erziehungsdirektion ihr Befremden über die kläglichen Französischkenntnisse der Primarschulabgänger deponiert. Und was passierte? Man wertete dies nicht als Alarmzeichen und ging der Ursache dieses Phänomens nach. Nein, man rüffelte die Sekundarlehrer und verbot ihnen weitere Proteste.
In der neuen Fremdsprachendidaktik läuft also ziemlich alles falsch. Doch leider scheint niemand den Mut zu haben, diesen Wahnsinn zu stoppen. Denn dann müsste man erstens zugeben, Fehler gemacht, und zweitens eingestehen, einen riesigen Millionenbetrag in den Sand gesetzt zu haben. Davon, was "Mille feuilles" bei den Schulkindern anrichtet, sprechen wir danoch nicht einmal.

Leserbrief von Kathrin Schaltenbrand-Kovacs, erschienen in der BaZ vom 02.04.2016 als Reaktion auf den Artikel "Ein Flop, den niemand sofort stoppen will"

Realitätsfremd und verheerend
Haben Sie das gewusst? Nach der sogenannten Mehrsprachigkeitsdidaktik gemäss Passepartout-Konzept dürfen die Primarschüler/-innen in Französisch statt "je" auch "schö" schreiben. Und die Primarlehrperson darf die Kinder nicht korrigieren. Selbst die Eltern werden angehalten, bei den Hausaufgaben nicht korrigierend einzuwirken. Halten sich die Primarlehrpersonen an diese realitätsfremden Didaktikvorgbaen, so eignen sich die Lernenden während Jahren Fehler über Fehler und eine völlig falsch geschriebene Fremdsprache an, was an den Sekundarschulen mühsam korrigiert werden muss. Die Folgen sind verheerend, wie sich jetzt in Bern und Solothurn zeigt (dort sind die ersten Passepartout-Schüler/-innen bereits an der Sek): demotivierte Kinder, weil sie merken, dass sie jahrelang falsches Zeug gelernt haben, niemand sie korrigiert hat und sie jetzt fachlich abfallen. Und so etwas nennt sich dann "moderne Didaktik". Dabei wollen Kinder nichts lieber als etwas richtig machen. Diese Schreibtischtäter, die so eine Didaktik ausgeheckt haben und selbstherrlich als verbindlich erklären, gehören weg.

Leserbrief von Marie-Louise Rentsch, erschienen am 01.04.2016 in der BaZ als Reaktion auf den Artikel "Ein Flop, den niemand sofort stoppt"

Kostenintensive Staatsverträge
Im Baselbiet existieren im Bildungsbereich drei wesentliche Staatsverträche: der bikantonale Uni-Vertrag mit Basel-Stadt, der vierkantonale FHNW-Vertrag (mit BS, SO und AG) sowie der sechskantonale Passepartout-Vertrag (mit BS, SO, BE, Fr, VS). Solche von den Verwaltungen ausgearbeiteten Konkordate haben zwar den Vorteil, dass mehrere Kantone ein gemeinsames Projekt schneller realisieren können. Wie sich jetzt aber am Beispiel von Passepartout schmerzhaft zeigt, können solche meist mehrere Jahre dauernden Verträge auch verheerende Nachteile haben: Bei nachträglichen Anpassungen, zum Beispiel um Schwachstellen auszumerzen, müssen stets alle beteiligten Kantone einverstanden sein. Unser Kantonsparlament als Legislative und absegnendes Organ verliert danach massiv seinen Handlungsspielraum.
Alle drei Staatsverträge der jüngsten Vergangenheit haben gezeigt, dass eines ihrer wesentlichen Merkmale eine explodierende Kostenentwicklung ist. Die Universität und die FHNW verschlingen astronomische Summen. Auch das Passepartout-Konkordat läuft aus dem Ruder: eine untaugliche Didaktik gepaart mit einem neuen Lehrmittel "Mille feuilles", das elfmal mehr kostet als das voherige. "Mille feuilles" ist ein Einweglehrbuch, während das frühere - günstigere - "Envol" von mindestens sechs Klassenlehrjahrgängen benutzt wurde. Wollen wir unseren Kindern tatsächlich eine Wegwerfgesellschaft vorleben? Gesellschaftlich wie finanziell wäre das hoch problematisch.

Leserbrief von Samuel Bänziger, erschienen in der BaZ vom 31.03.2016

Unsere Kinder werden verheizt
Der Kanton Baselland befindet sich in einer fragwürdigen Lage. Schulkinder werden für ein unausgegorenes und höchst  umstrittenes Fremdsprachenkonzept als Versuchskaninchen missbraucht. Die überwiegende Mehrheit der Rückmeldungen von Lehrpersonen und Eltern spricht eine überdeutliche Sprache: Der Französisch- und Englischunterricht nach der neuen Mehrsprachendidaktik mit den tendenziösen Lehrmitteln "Mille feuilles" und "New World" funktioniert nicht und führt zu einem Fiasko. Studien zeigen in dieselbe Richtung. Es ist bedenklich, dass die Politik im Kanton entweder nicht willens oder nicht fähig ist, solch ein kläglich scheiterndes Modell sofort zu stoppen.
Selbst ein neues Biskuit wird zuerst durch Testpersonen auf seine Chancen im freien Markt geprüft. Aber wenn es um unsere Kinder geht, zählen offenbar diese Werte nicht: Sie werden gnadenlos verheizt. Ich erwarte vom Landrat und der Baselbieter Bildungsdirektorin, dass solche Flops gestoppt werden.

Leserbrief von Regina Werthmüller (Vorstandsmitglied Starke Schule Baselland, Landrätin parteilos) erschienen in der BaZ vom 31.03.2016

Ein Rad kann man immer zurückdrehen
Bildungsdirektorin Monica Gschwind könne "das Rad nicht zurückdrehen". Gemeint ist wohl der Knebelstaatsvertrag, in den sich Baselland mit den anderen fünf Passepartout-Kantonen auf Gedeih und Verderb bis 2018 eingelassen hat. Und nun muss an unseren Volksschulen Französisch mit einer Didaktik unterrichtet werden, die offensichtlich scheitert.
Frau Regierungsrätin, weshalb haben Sie nicht einfach den Mumm und steigen aus diesem Flop aus? Weshalb lassen Sie es zu, dass hoch qualifizierte Französischlehrpersonen drangsaliert werden, nur weil sie nicht bereit sind, 84 Stunden WEiterbildung in eine Didaktikform zu investieren, die für "d Füchs" ist? Sie wurden von Stimmbürgern gewählt, die von Ihnen den notwendigen Kurswechsel - auch gegen Ihre eigene Verwaltung - erwarten.

Gastbeitrag von Michael Pedrazzi (Vorstandsmitglied Starke Schule) am 30.03.2016 in der Basler Zeitung

Erziehungsdirektoren rennen ins Fiasko

Die kürzlich erschienene wissenschaftliche Studie des Instituts für Mehrsprachigkeit (IfM) der Universität Freiburg sowie der Pädagogischen Hochschule Freiburg (http://bildung-z.ch/volksschule/fremdsprachenevaluation-2016) ist brisant. Sie unterlegt die flächendeckende Kritik in der Deutschschweiz an der neuen Bildungsideologie nun auch statistisch. Die Lernziele der Zürcher Primarschüler/-innen in den beiden Fremdsprachen werden von den meisten Lernenden deutlich verfehlt. Lediglich 3.4% der Kinder erreichen in Französisch die Lernziele in der Fertigkeit Sprechen und 8.7% beim Hören. Beim Schreiben und Lesen resultieren 37% und 30.7%.   

Diese Resultate sind ernüchternd und müssen als schlecht bezeichnet werden. Dass die Lernzielerreichung in Englisch lediglich knapp über 60% liegt, ist zwar besser, aber noch immer deutlich unbefriedigend und müsste auch den Bildungsphantasten dieser neuen Mehrsprachenideologie zu denken geben.  

Französisch ist den Schüler/-innen als romanische Sprache naturgemäss fremder als eine germanische wie Englisch. So wird deutlich, dass Französisch umso dringender einen strukturierten Aufbau mit einer klaren Grammatik als Fundament bedingt. Den Spracherwerb mittels zwei oder drei Wochenlektionen einem Sprachbad gleichsetzen zu wollen, grenzt an Realitätsverlust oder Überheblichkeit. Mit einer solchen Beliebigkeitspädagogik auf der Primarstufe gleich zwei Fremdsprachen realisieren zu wollen, kann nicht zielführend sein und muss zwangsläufig in einem Fiasko enden. Der Schweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) sowie der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) müssten bei derart flächendeckendem Widerstand aus Fachkreisen und seitens vieler besorgter Eltern längst die Alarmglocken gebimmelt haben. Aber anstelle sich und ihren Reform-Irrsinn zu hinterfragen, werden selbst linke Kritiker mantrahaft in eine rechts-konservative Ecke gedrängt. Kritik ist unerwünscht. Weder die verheerenden Rückmeldungen der Oberstufen aus den Kantonen Bern und Solothurn noch die soeben bekannt gewordene Studie der IfM vermag offenbar die Reformpolitiker vom Wunschgedanken abbringen, den alleinigen Stein der Weisen entdeckt zu haben. Auch andere wissenschaftlich fundierte Studien, wie z.B. diejenige von Simone Pfenninger von der Universität Zürich, werden konsequent ausgeblendet und ignoriert, ganz nach dem Motto: Es darf nicht wahr sein, was wahr ist. Was braucht es noch mehr, um aufzuzeigen, dass in diesem Land ideologisch geprägte Phantasten an den Schalthebeln der Bildung resp. den Schreibtischen der kantonalen Verwaltungen sitzen und im Begriff sind, ebendiese Bildung in Grund und Boden zu fahren? Wie viele Generationen an Schulkindern werden den Preis zahlen müssen für ihre ideologischen Experimente, die nicht ein einziges Mal wissenschaftlich erhärtet  worden sind? Professionalität würde die Fähigkeit bedeuten, Fehler einzugestehen und sie korrigieren zu können. Anstelle dessen wird aus den Bildungsdirektionen lakonisch und gleichermassen hilflos verkündet, die Umwälzung einer Rückkehr zu Bewährtem wäre zu gross und es sei schon zu viel Geld reingebuttert worden. Diese Ausrede ist jämmerlich. Man bereitet auch nicht krampfhaft ein vergammeltes Rindsfilet zu – nur weil es teuer war.
 

Leserbrief von Helena Beusch, erschienen in der Volksstimme am 30.03.2016 als Reaktion auf den Artikel "Starke Schule Baselland reicht zwei weitere Initiaitven ein"

Bei uns ist Deutsch erste Fremdsprache
Unsere Primarschüler lernen ab der 3. Klasse die vermeintlich erste Fremdsprache Französisch, ab der 5. Klasse zusätzlich Englisch. Eine Zweitklässlerin erzählt "wir hatteten.., dann singteten wird...". Ein Viertklässler weigert sich, überhaupt (Hoch-)Deutsch zu sprechen, weil er es nicht kann. Solange ich solches berufshalber wie auch privaterweise miterlebe, verstehe ich in unseren Breiten Deutsch als erste Fremdsprache. Wenn zu lesen ist: "Die Forschung zeigt, dass eine fremde Sprache zuerst übers Ohr aufgenommen wird. Ein Kind lernt die Muttersprache indem es in den ersten beiden Lebensjahren fast nur zuhört. Erst dann fängt es an zu sprechen.", dann wird deutlich, dass dem Konzept des Fremdsprachenunterrichts im Primarschulalter Nichtwissen und veraltete Vorstellungen/Forschungsergebnisse zugrunde liegen. Im Gegensatz zur Muttersprache, die mittels völlig anderer (Erwerbs-)Prozesse erworben wird (die aktuelle neurowissenschatliche Forschung erklärt sie und belegt, dass die bereits vorgeburtlich beginnen), muss eine Fremdsprache ebenso wie Lesen und Schreiben im engsten Sinn des Begriffs gelernt werden (Lernprozess).
Mit dem heute praktizierten, oberflächlichen Fremdsprachenunterricht an der Primarschule werden jene Schulstunden verbraten, während welcher Primarschüler Deutsch als erste Fremdsprache mit den Fertigkeiten Erzählen, Lesen und Schreiben wirklich lernen und übern dürfen sollten - bis zu einem minimal elaborierten Gütegrad, der ihnen erfolgreiches Nutzen ihrer Sprachkenntnisse ermöglicht - dann erst hat das Lernen einer weiteren Fremdsprache Sinn. Ich bin froh über die beiden Initiativen der "Starken Schule Baselland" und unterstütze sie.

Beitrag von Daniel Vuilliomenet (Sekundarlehrer) in der BaZ (Rubrik Einspruch), erschienen am 29.03.2016

Leerplan 21

Zum Glück kommt wieder etwas Wind in die Gegenbewegung bezüglich der Einführung des umstrittenen Lehrplans 21. Nachdem inzwischen auch von linker Seite in einer Broschüre mit dem Titel „Einspruch – Kritische Gedanken zu Bologna, HarmoS und Lehrplan 21“ massive Kritik laut wurde zu den anstehenden und zum Teil bereits umgesetzten Schulreformen, erhöht sich die Diskussionsfrequenz zu diesem Thema auch in der Tagespresse. Ich bin ein klarer Gegner des „Leerplans 21“, der zwar einige hundert Seiten umfasst, inhaltlich aber mehr als dürftig bleibt. Ausser einer schier endlosen Wiederholung von Zielformulierungen mit Satzanfängen, wie: „Die Schülerin, der Schüler kann…“, „Die Schülerin, der Schüler soll…“, „Die Schülerin, der Schüler verfügt….“, ist wenig Konkretes zu finden in diesem postmodernen Machwerk sogenannter Bildungsexperten. Postmodern? Die eben genannten Zielformulierungen in dieser Form waren schon Bestandteil meines letzten Studienjahres am Lehrerseminar Basel im Rahmen meiner Mittellehrer-Ausbildung vor 35 Jahren – genervt hat das alles bereits damals.

Die hehren Ziele und verlangten Kompetenzen im Lehrplan 21 schwanken in allen Fachbereichen zwischen Banalität und systemimmanent angelegter Überforderung. Und ständig mit dabei ist die Selbstreflexion der Schülerinnen und Schüler. Alles wird permanent beobachtet, vermessen und reflektiert – dass diese Kultur der unablässig eigenen Aussenbetrachtung auch beträchtliche psychologische Risiken in sich birgt, ist den Verfassern des pädagogischen Jahrtausendwerkes offenbar schlicht egal.

Wes Geistes Kind die Lehrplanmacher und deren Hintermänner und -frauen aber sind, zeigen zwei Umstände: Erstens versuchte und versucht die EDK offenbar, Volksabstimmungen zur Causa Lehrplan 21 zu verhindern und zweitens soll sich der umstrittene Lehrplan 21 vorerst im Thurgau und später (so weit als möglich) schweizweit richtiggehend durchsetzen, indem renitente und lehrplankritische Lehrpersonen, deren „Spider-Diagramm“ (!) nicht dem gewünschten Bezug zum Lehrplan 21 entspricht, zur Weiterbildung ermuntert bzw. verdonnert werden. Die Spiderdiagramme, die wir ja aus der Politikanalyse kennen, stammen in ihrer Lehrperson-spezifischen Form scheinbar aus einer sog. Toolbox der Fachhochschule Nordwestschweiz. Kurz gefasst: Schulleitungen entscheiden, Pädagogen werden abkommandiert – mittelfristig wohl auch lohnwirksam…. Eine regelrechte Kulturrevolution "Schule 3.0" ist hier im Gange. Man spricht auch von pädagogischer Gehirnwäsche und Umerziehung… 

Christian Amsler, der Schaffhauser Bildungsdirektor, der hinter der Idee der Spider-Diagramme steht, spricht von einer Überwindung des pestalozzianischen Geistes – Kopf, Herz und Hand seien im 21. Jahrhundert in dieser paritätischen Dreiteilung definitiv veraltet. Mit Verlaub: Ich bezeichne eine solche Haltung als "pädagogischen Landesverrat" und die wissenschaftliche Andienung mit implizierter Auftragsaquisition seitens der Fachhochschule als eigentliche "pädagogische Prostitution".

Der Lehrplan 21 ist mehr als ein Lehrplan und gleichzeitig überhaupt kein Lehrplan, sondern ein Curriculum zur ideologischen Umgestaltung der Volksschule. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger – so sie denn gefragt sind – tun gut daran, Chancen und Risiken eines solchen Umbaus gegeneinander abzuwägen.
 

  • 29.03.2016, BaZ
    "Ein Flop, den niemand sofort stoppen will" von Thomas Dähler

  • 22.03.2016, BaZ
    "Austreibung des Kompetenz-Geistes per Gesetz" von Daniel Wahl
  • 21.03.2016, BaZ
    "Düstere Aussichten für den Lehrplan 21" von Thomas Dähler
  • 17.03.2016, BaZ
    "Kaum Verständnis für richtiges Französisch" von Daniel Wahl

Leserbrief von Michael Pedrazzi (Vorstandsmitglied Starke Schule Baselland)

Massgebend sind die Noten
Der Leserbrief von Frau Dill in der letzten AWB-Ausgabe zeugt offensichtlich von Unkenntnis über die gesetzlichen Richtlinien. Gemäss der Laufbahnordnung (640.21 §35 Abs. 1) muss ein Kind dem A-, E- oder P-Niveau zugeordnet werden "aufgrund des Zwischenstandes in der Leistungsbeurteilung in allen Fächern und der Gesamtbeurteilung." Das heisst: In der Regel zählen die Noten, wobei die Lehrpersonen in begründeten Fällen davon abweichen können. Ein solcher Fall wäre z.B. wenn ein Kind lange krank war und die Noten deshalb zwischenzeitlich absackten. Bei der Formulierung der Verordnung war es weder die Idee noch der politische Wille, dass die Sozial- und Selbstkompetenz für die Einteilung massgeblich seien. Hier missachtet der Einschätzungsfragebogen der Primarschulen von Bottmingen und Binningen die Verordnung. Solch diffuse Einschätzungsfragebogen sind auch moralisch fragwürdig. Sie schwächen die Zeugnisnoten als massgebliches Selektionskriterium, womit "weniger normierte" Kinder tendenziell eher in ein tieferes Niveau eingeteilt werden, selbst wenn die fachliche Leistung noch für ein höheres Niveau reichen würde. Das führt zu einer verwerflichen Ghettoisierung des Niveaus A, indem zwischen ihm und den Niveaus E und P ein "sozialer" Keil getrieben wird. Es ist unverständlich, dass die Primarschulleitungen von Binningen und Bottmingen dies bewusst oder unbewusst in Kauf nehmen.

Leserbrief von Regina Werthmüller (Vorstandsmitglied Starke Schule Baselland) als Reaktion auf den Gastbeitrag "Es wird zum Wohl des Kindes gehandelt" von Alexandra Dill, Allschwil (vom 5.1.2016)

Hätte Frau Dill den Text verstanden, dann wüsste sie, dass Landrat Jürg Wiedemann den Primarlehrpersonen keine Inkompetenz anlastet. Inhaltlich geht es in diesem Artikel nicht darum, ob Lehrpersonen kompetent sind oder nicht, sondern darum, dass an den Primarschulen von Binningen und Bottmingen ein diffuser "Einschätgzungsfragebogen" als Mess- und Steuerungsinstrument für die Einteilung der Schüler/-innen in die drei Leistungsniveaus A, E und P der Sekundarschulen verwendet wird. Neu zählen nicht mehr prkatisch alleine die Noten (Deutsch, Mathematik, Französisch), sondern vermehrt auch die Sozialkompetenz und Selbstkompetenz. Deshalb führt dieser Beurteilungsbogen zu einer verwerflichen Einteilung der Kinder in gesellschaftlich wohlgeformte, die ins Leistungsniveau p dürfen, und in eigenwillige und sozial schwächere, die eher für das Profil A vorgesehen sind. Dieser neue auf dem Lehrplan 21 basierende Fragebogen zeigt einmal mehr auch die verheerenden Schwächen des kompetenzorientierten Lehrplans 21 auf.
 

Leserbrief von Michael Pedrazzi (Vorstand Starke Schule Baselland), erschienen am 9.1. in der BaZ

Diffuse Einschätzung von der Leistung

Bedauerlicherweise hat der Leistungszug A der Sekundarschulen seit Jahren ein frappantes Imageproblem. Deshalb ist es nachvollziehbar, dass viele Erziehungsberechtigte unter allen Umständen versuchen, ihr Kind beim Übertritt von der Primar- in die Sekundarstufe mindestens in das Anforderungsprofil E zu kriegen, auch wenn das Niveau A das richtige und vernünftige Profil wäre.

Der von Landrat Jürg Wiedemann treffend als sektiererisch bezeichnete Fragebogen der Primarschulleitungen von Binningen und Bottmingen akzentuiert und verschärft nun genau diese Problematik, indem er die Kinder stark nach diffusen sozialen Gesichtspunkten auf die Niveaus verteilt: Die sozial genormten, angepassten Kinder werden ins Niveau P zugelassen, die "inkompetenten", weil wilderen und verspielteren, werden tendenziell eher ins Niveau A verbannt. Dieser Fragebogen missbraucht die Leistungszüge A, E und P, um Kinder in "brauchbar"  und "unbrauchbar" zu unterteilen. Die Lernenden werden nicht mehr alleine aufgrund ihrer Noten und dem Leistungsstandard eingeteilt.

Die Primarschulleitungen von Binningen und Bottmingen erweisen ihren Schülerinnen und Schülern einen Bärendienst. Solche "Einschätzungsfragebogen" sind verwerflich und gehören in den Schredder. Kompetenzorientierte und anderweitig undurchsichtige und intransparente Leistungsbeurteilungen müssen zwingend politisch hinterfragt und gestoppt werden.
 

Leserbrief von Samuel Bänziger, Student

Bogen überspannt

Die Idee der Dreigliederung der Sekundarschulen in den A, E und P-Zug basiert darauf, allen Schülerinnen und Schülern einen ihrem Leistungspotential angemessenen Unterricht zu ermöglichen. Die dadurch erzielte verbesserte Homogenität innerhalb einer Schulklasse verhindert in der Regel eine unerwünschte Über- oder Unterforderung eines einzelnen Kindes. Optimale Förderung und hohe Chancengleichheit sind die gewünschten positiven Folgen und verantwortlich für den hohen Bildungsstand unserer Gesellschaft und unseren Wohlstand.

Dieses Prinzip unterwandern nun die Primarschulen von Bottmingen und Biningen auf fragwürdige Art: Nicht mehr alleine die Leistung der Lernenden in den einzelnen Fächern soll künftig massgebend sein für die Frage, in welches Leistungsniveau ein Kind an der Sekundarschule eingeteilt wird, sondern schwammige, nicht eindeutig messbare Eigenschaften wie Selbstkompetenz und Sozialkompetenz. Mit 25 Fragen wie z.B. "nimmt Rücksicht und hilft anderen" wird der Charakter eines Kindes richtiggehend vermessen. Kinder, die zwar leistungsmässig in einem höheren Niveau folgen könnten, jedoch soziale Mängel aufweisen, werden mit einem tieferen Zuweisungsentscheid abgestraft. Ich denke, diese Schulleitungen haben den Bogen überspannt.
 

Das Grauen der Sprachen

Schon lange wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Das lag wohl im Zusammenhang mit der Schule. Die sprachlichen Fächer waren beziehungsweise sind immer nur auf Themen und Stoffinhalte fixiert worden. Keine Grammatik-Kompetenzen. Nichts.

Ein gutes Beispiel sind die Checks. Das sind Prüfungen, damit man die Schulen vergleichen kann. Oh Mann, das waren schwere Zeiten. Wir waren total unvorbereitet, als wir zwei ganze Texte auf Französisch schreiben mussten. Aber das war nicht das Schlimmste, nein, es ging schlimmer. Wir mussten diese Texte in innerhalb von 45 Minuten fertigstellen! Es waren Briefe! Wie sollten wir das bitte machen?! Wir haben nur Wörter gelernt. Keine ganzen Sätze, die man im Alltag benutzen könnte. Das letzte, was wir gelernt haben, waren Werbungen. Werbungen! Daraus ziehe ich nicht wirklich einen grossen Nutzen. Meine Meinung ist, dass wir Sachen lernen sollen, die sich auf den Alltag beziehen. Klinge ich so, als könnte ich nach sechs Jahren flüssig auf Französisch Reden runtertexten? Oder dass ich in meinem Leben je das englische Wort «shoe-blacking factory» benutzen werde? Oder dass ich irgendjemanden auf Italienisch über seine Beziehung zum Internet frage? Nicht? Nun, da haben Sie wohl ins Schwarze getroffen.

Aber nicht nur die Schüler sind unzufrieden. Natürlich gibt es Lehrer, die das derzeitige System nicht mögen. Leider können sie auch nicht viel dagegen tun. Wir sind in der Schule, um etwas fürs Leben zu lernen, und nicht – obwohl die Lehrmittel das enthalten – um ein Monster auf Französisch zu kitzeln oder Lieder über Zahnbürsten runterzurattern.

Sara El Gebali, Sekundarschülerin und Kolumnistin beim Allschwiler Wochenblatt