Zur Übersicht
August 25, 2021
Alter als Faktor für die Schulkarriere
Die Unterschiede in der Entwicklung sind bei Kindern zwischen vier und fünf Jahren extrem gross. Weil in diesem Alter in der Regel die Schulkarriere mit dem Kindergarten beginnt, zeigt sich die Relevanz einer Altersspanne von fast 12 Monaten auch hier sehr deutlich. Weil Eltern ihre Kinder immer häufiger extra zu spät einschulen, wird die Differenz zwischen dem jüngsten und dem ältesten Kind einer Klasse noch grösser und die Chancengleichheit damit enorm verringert. (so)
Anhand eines Tests, den 23'000 Schüler/-innen am Ende der obligatorischen Schulzeit in Mathematik und gleich viele Sechstklässler/-innen in der Muttersprache und der ersten Fremdsprache schreiben mussten, zeigte sich der sogenannte Alterseffekt. Es wurden die Leistungen von regulär eingeschulten Kindern mit einem Altersunterschied von maximal 12 Monaten verglichen. Weil die älteren Schulkinder bei der Einschulung bereits reifer sind und sich dies auf ihre gesamte Schulkarriere auswirkt, zeigt sich in der Schweiz die Tendenz, dass Eltern ihre Kinder teilweise bewusst ein Jahr später einschulen.
Das Problem dabei ist, dass sich der Altersunterschied dabei auf bis zu zwei Jahre ausweitet, was bildungspolitisch heikel ist. Die älteren Kinder haben insbesondere in diesem Alter bereits wesentlich grössere Schritte in der Entwicklung im Vergleich zu den gerade einmal vierjährigen erfahren. Die "richtig" eingeschulten Kinder haben so einen Nachteil, weil sie mit den Leistungen der älteren Schüler/-innen verglichen werden, jedoch gar keine Chance haben, leistungsmässig mit ihnen mitzuhalten.
Relevant wird der Altersunterschied auch beim Übertritt ins Gymnasium. Aktuell ist die ältere Hälfte eines Schuljahrgangs in den Mittelschulen um 10% übervertreten. Während im Kanton Zürich 2016 rund 7.5% der Kinder die 1. Primarklasse verzögert besuchten, waren es im letzten Jahr bereits 11.1%. Dies deutet daraufhin, dass in der Tat darauf geachtet wird, Kinder extra ein Jahr später einzuschulen.
Interessant ist der Unterschied zwischen den Kantonen: Während in Luzern rund 40% der Kinder zu spät eingeschult werden, sind es in Basel-Stadt gerade einmal 1%. Dort, wo das Mitsprachrecht der Eltern grösser ist, werden die Kinder tendenziell später eingeschult. 60% der Eltern wollen zudem, dass der Entscheid über die EInschulung bei ihnen liegt und nicht bei den Behörden.
Weil damit die Chancengleichheit vermindert wird, erachtet die SSbB diesen Wunsch als heikel. D Einschulungsentscheid soll weiterhin strikt gemäss den Regeln betreffend Alter erfolgen. Ausnahmen sollen nach schulppsychologischen Abklärungen möglich sein.